Vorra: Festnahmen nach Brand in Asylheim Ende 2014

„Kein fremdenfeindlicher Hintergrund“

Vor eineinhalb Jahren wurde im geplanten Asylbewerberheim in Vorra ein Feuer gelegt.
Vor eineinhalb Jahren wurde im geplanten Asylbewerberheim in Vorra ein Feuer gelegt. | Foto: Fuchs/Archiv2015/02/5_2_1_2_20150207_BRAND.jpg

Vorra (as/kb/mz) – Es war am Donnerstag die Nachricht des Tages: Die Polizei hat – eineinhalb Jahre nach der Brandstiftung in der geplanten Asylbewerberunterkunft in Vorra – zwei Tatverdächtige festgenommen. Die Brandlegung sei nicht aus rechtsextremistischer oder fremdenfeindlicher Motivation heraus erfolgt, „sondern aus wirtschaftlichen Erwägungen“, teilte die Polizei mit.

Am 11. Dezember 2014 gingen drei leer stehende Gebäude in Vorra, in die Asylbewerber hätten einziehen sollen, in Flammen auf. Gegen 22.30 Uhr wurde zunächst ein Dachstuhlbrand im ehemaligen Gasthof „Zur goldenen Krone“ gemeldet. Fast zeitgleich brannte es auch im Wirtschaftsgebäude sowie im Wohnhaus in der Hauptstraße, wo der Brand im Treppenhaus gelegt wurde. Die Gebäude waren gerade erst umgebaut und für die Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen worden. Später wurde bekannt, dass die Täter Grillanzünder verwendet hatten, um das Haus anzustecken.

Ein auf eine Wand gesprühtes Hakenkreuz und eine fremdenfeindliche Parole ließen die Ermittler schnell an einen politischen Hintergrund denken. Vorra stand plötzlich im Mittelpunkt bundesweiten Medieninteresses. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprach von einer „schändlichen Tat“, die er auf das Schärfste verurteile. Demonstranten bildeten eine Menschenkette.

Die eigens gegründete Sonderkommission „Vorra“ ließ Flugblätter verteilen und mit einem Phantombild nach einem Unbekannten suchen, der zur Tatzeit in der Nähe der Unterkunft gesehen worden war. Zum Einsatz kamen auch Taucher und Hunde. Für Hinweise wurden 20 000 Euro Belohnung ausgesetzt. Lange Zeit blieben alle Bemühungen erfolglos.

Nun allerdings steht fest: Der Brandanschlag hatte gar keinen fremdenfeindlichen Hintergrund und auch aus Vorra ist es laut Informationen der Hersbrucker Zeitung niemand gewesen. „Das ist eine gute Nachricht, dass niemand aus Vorra beteiligt war. Daran habe ich aber auch nie gezweifelt. Der Schwebezustand, als man lange keinen Täter hatte, war sicher unschön und auch belastend. Aber wenn ich mir das vorige Jahr anschaue, dann sind wir in den Medien doch ganz gut weggekommen. Es hat keiner der Gemeinde oder der Bevölkerung die Schuld zugewiesen. Das war fair“, sagte gestern der Vorraer Bürgermeister Volker Herzog.

Die Polizei spricht von „wirtschaftlichen“ Motiven. Mehr wollten die Ermittler gestern dazu mit Verweis auf die Pressekonferenz am Freitag allerdings noch nicht sagen.

Etwa zwei Monate nach dem Brand tauchten Ungereimtheiten auf. Bezugsfertig seien die Häuser gewesen, hatte es bis dahin immer geheißen. Doch das war nicht so. Es fehlten verschiedene Nachweise, darunter ein Teil des Brandschutzgutachtens, die bis 11. Dezember noch immer nicht vorlagen (HZ berichtete). Ob es einen Zusammenhang mit den Festnahmen jetzt gibt, blieb noch unklar.

Die Gebäude gehören der Kaufmann-Götz Gruppe, die ihren Sitz seit geraumer Zeit in Berlin hat. Noch in der Brandnacht eilte der damals 88-jährige Rudolf Kaufmann nach Vorra und zeigte sich erschüttert von dem Anschlag. Die Häuser ließ er wieder herrichten. Ein Jahr später zogen 18 Asylbewerber dort ein.

Bekannt ist mittlerweile noch etwas anderes: Ein ehemaliger Sicherheitsbeamter, der während der Sanierungsarbeiten die Objekte bewachte, sprach gegenüber der HZ davon, dass die Schäden an den Gebäuden „nur notdürftig“ repariert worden wären. Krank sei er davon geworden. Brennende Augen habe er gehabt, Atemwegs- und Kreislaufprobleme. Sogar umgekippt sei er und mit einer „toxischen Vergiftung“ ins Krankenhaus gekommen. Vorwürfe, die allerdings mit der Sanierung und nicht mit dem Brandanschlag direkt in Verbindung stehen und von der Regierung von Mittelfranken, die Mieter des Objekts ist, auch deutlich zurückgewiesen wurden.

„Aufgrund der Begehung des Gebäudeteils in der Hauptstraße 40 durch das zuständige Gesundheitsamt im vergangenen Dezember gehen wir davon aus, dass keine gesundheitsgefährdenden Baumängel vorhanden sind“, teilte ein Sprecher der Regierung von Mittelfranken daraufhin auf Nachfrage der HZ mit. Und weiter: „Eine Raumluftuntersuchung wurde nicht durchgeführt, da es keinerlei Hinweise auf irgendwelche Schadstoffbelastungen oder Altlasten gibt.“

Welche wirtschaftlichen Motive nun genau hinter dem Brandanschlag vom 11. Dezember 2014 stehen, wollen Staatsanwaltschaft und Polizei erst am Freitag bei einer Pressekonferenz in Nürnberg bekannt geben. Fakt jedenfalls ist: Die Ermittler haben eineinhalb Jahre lang Puzzleteil für Puzzleteil zusammengesetzt und nun wohl ein stimmiges Gesamtbild erhalten.

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