FISCHBACH – Seit Jahren streitet sich die Stadt Nürnberg mit dem Freistaat und der Deutschen Bahn AG wegen eines zweiten Bahnsteigzugangs an der S-Bahn-Haltestelle Nürnberg-Fischbach. Die Nürnberger Grünen haben nun für die nächste Landtagssitzung eine parlamentarische Anfrage gestellt.
Wer den 2011 gebauten zweiten Bahnsteig Richtung Feucht am S-Bahnhof Nürnberg-Fischbach erreichen will, muss nicht selten erst die vielbefahrene Löwenberger Straße überqueren. Einen direkten Zugang zum Bahnsteig gibt es nur auf der Nordseite der Straße, nicht auf der Südseite. Der nächste Fußgängerüberweg mit Ampel ist knapp 60 Meter von der Haltestelle entfernt. Gerade beim Umsteigen aus Richtung Nürnberg nach Fischbach oder Brunn, wenn Fahrgäste schnell den Bus auf der anderen Straßenseite erreichen müssten, benutze kaum jemand die Ampel, weiß Robert Wunder vom Verkehrsplanungsamt der Stadt Nürnberg. „Wir beobachten, dass viele Leute schon im Tunnelbereich an der S-Bahn-Haltestelle die Löwenberger Straße überqueren. Oft laufen die Fußgänger dabei einfach ihrem Vordermann nach, ohne auf den Verkehr zu achten – vor allem Schulkinder,“ so der Verkehrsplaner. Man habe zwar bereits eine Tempo-30-Zone an der Stelle eingerichtet, doch die Akzeptanz der Bevölkerung hierfür sei vermutlich nicht hoch und der Nutzen vergleichsweise gering.
Die Stadt Nürnberg fordert seit Jahren, dass die Deutsche Bahn AG einen zweiten Bahnsteigzugang für Fußgänger nachrüstet – dies scheiterte bislang am Geld. Bahn und Freistaat haben verschiedene Varianten durchgespielt und dabei Kosten in Höhe von zirka drei Millionen Euro veranschlagt. Diese seien auch durchaus realistisch, erklärt Wunder. Die nachträglichen Kosten hätten sich die Verantwortlichen selbst zuzuschreiben: „Das Verkehrsministerium und die Bahn haben den Bahnsteig so gebaut und wir haben jetzt mit den Problemen zu kämpfen,“ sagt der Verkehrsplaner.
Anfang des Monats hat sich Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly in einem Brief an das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, sowie an die Nürnberger Landtagsabgeordneten gewandt, um nochmals auf die Gefahren beim Überqueren der Löwenberger Straße hinzuweisen. Dabei stützt sich Maly auf Zählungen der Passanten und der Fahrzeuge durch das Verkehrsplanungsamt. Der Oberbürgermeister nimmt in seinem Schreiben außerdem Bezug auf die durchgespielten Planungsvarianten. Die Lösung, einen zweiten Bahnsteigtunnel ohne Einhausung zu bauen, sei aus Sicht der Nutzer die am besten geeignete, so Maly. Er bitte das Ministerium nun zeitnah in Abstimmung mit dem Bund, die Genehmigungsplanung zu beauftragen und mit dem Bund die anteilige Finanzierung zu vereinbaren. Es gäbe keine Alternative zum Bau eines zweiten Zugangs zur S-Bahn, schließt Maly seinen Brief.
Landtagsabgeordnete Christine Stahl von den Nürnberger Grünen hat für die Landtagssitzung am 5. März eine parlamentarische Anfrage zum zweiten S-Bahn-Zugang in Fischbach gestellt. „Wir hoffen, dass nun endlich Bewegung in das Schwarze-Peter-Spiel zwischen Bahn, Bayerischen Wirtschaftsministerium und Bundesverkehrsministerium kommt,“ äußert sich die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen Stadtratsfraktion Christine Seer in einer Pressemeldung.
Das Staatsministerium prüfe derzeit die Anliegen und Vorschläge des Oberbürgermeisters Maly und könne während der Prüfung noch keine Stellungnahme abgeben, so eine Sprecherin des Bayerischen Verkehrsministeriums gegenüber dem Boten. Eine aktuelle parlamentarische Anfrage der Landtagsabgeordneten Christine Stahl zu demselben Thema sei dem Bayerischen Verkehrsministerium leider nicht bekannt.
Anton Knapp, Sprecher der Deutschen Bahn, gibt sich für sein Unternehmen zugeknöpft: „Wir haben im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie die Vorplanung für verschiedene Varianten eines möglichen zweiten Bahnsteigzugangs Nürnberg-Fischbacherstellt und im Februar 2011 an das Ministerium übergeben.“ Man solle doch bitte dort nachfragen.
Tja, traurig dass man diesen Zugang nicht von Haus aus mit eingeplant und gebaut hat. Spricht aber auch für das Planungschaos im gesamten „neuen“ S-Bahnetz (weitere Stichworte: Eingleisigkeit Nürnberg – Fürth, verzögerte Inbetriebnahme Talent-Züge oder Haltepunkt Steinbühl S1, Unterschiedliche Bahnsteighöhen…)
Eine mögliche Zwischenlösung wäre es immer noch, die Busfahrzeiten der VAG etwas anzupassen, so dass der legale Weg nicht zur Zeitfalle wird.
Fahrplanmässig sind zwar z.B. beim 56 5 Minuten Übergang zur S2 vorgesehen, aber der Bus kommt oft verspätet, dann muss man ggf. noch an der Ampel warten um den einzigen Zugang zur S2 nach Altdorf zu erreichen… Das klappt mind. 2x die Woche nicht! Das wird dann erst recht ärgerlich, wenn man ein Altdorf einen Anschlussbus (im Stundentakt, d.h. jede dritte S-Bahn) erwischen will. Also eine komplette Stunde verschossen! Aber zumindest kriegt man dann die nächste S2 pünktlich und hat auch noch 20 Minuten Bonuszeit gewonnen!
Bei der VAG interessiert dieser Sachverhalt natürlich niemanden, die Busse seien doch alle pünktlich. Und um das genau zu prüfen, müssen man die „Daten“ auswerten – was aber dauern könne. Also praktisch heißt das, eine oder mehrere Fahrplanperioden abwarten, also Jahre!
Auch beim VGN, der ja als Verbund- und Werbeunternehmen ebenso im Herbst 2010 seine neuen S-Bahnen beworben hat, will man nichts von den Anschlussverlusten wissen. Was dem Fahrgast in der Praxis angetan wird, interessiert dort nicht. Man verweist halt dann auf das durchführende Verkehrsunternehmen und das wars dann. Dankeschön an alle.
Ja, nen Anschluß zu erwischen ist immer spannend.
Mach das ganze auch jeden Tag mit …