ALTDORF – Das kann für den Zweckverband Hallenbad Altdorf richtig teuer werden: Im Leitungssystem des Bads haben sich Legionellen eingenistet, Sporen bildende Bakterien, die bei Menschen lebensbedrohliche Erkrankungen herbeiführen können. In Altdorf wurde das Bad deshalb bis auf weiteres gesperrt. Entdeckt wurde die Legionellenbelastung bei einer Routineuntersuchung.
Die Stadt informiert in einer dürren Mitteilung im Stadtblick und auf ihrer Webseite über die Schließung des Hallenbads: Aus „technischen Gründen“ müsse das Bad geschlossen bleiben, heißt es da. Das Gesundheitsamt ist eingeschaltet, weitere Untersuchungen sollen folgen.
Ob das Hallenbad nach den Schulferien für Schulbetrieb und Öffentlichkeit wieder nutzbar ist, ist nach den derzeit vorliegenden Informationen noch nicht klar. Die anstehenden Maßnahmen sind nämlich komplex: Zweckverband, Planungsbüro und Landratsamt Nürnberger Land suchen gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten, so Werner Rapp von der Bauabteilung der Landkreisverwaltung. Eingeschaltet ist auch ein unabhängiger Gutachter, der das komplette Leitungssystem des Bads untersuchte. Derzeit gehen die Fachleute davon aus, dass die Leitungen saniert werden müssen.
Eine Zwischenlösung mit Legionellenfiltern in den Duschen ist vom Tisch, diese Filter mussten alle vier Wochen ausgetauscht werden, erläutert Rapp.
Erster Befund schon 2016
Die ersten Legionellen-Befunde gab es bereits im November vergangenen Jahres. An einer Stelle im Leitungssystem fanden sich 200 Kolonie bildende Einheiten, ein mittlerer Wert, wie Dr. Uwe Drochner vom Gesundheitsamt Lauf erläuterte, der Grenzwert liegt bei 100. In der Folge gab es dann weitergehende Untersuchungen, deren Ergebnisse dann die Verantwortlichen alarmierte: An einem für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Waschbecken im Keller fanden sich 17 000 Kolonie bildende Legionellen-Einheiten.
Woraufhin der Zweckverband umgehend Legionellenfilter in den Duschen installierte. Damit waren aber die Ursachen nicht beseitigt. In den vergangenen Monaten fanden sich immer mehr Stellen im Leitungssystem mit Legionellenbefall, weshalb die Betreiber des Bads jetzt die Notbremse zogen. Das befallene Waschbecken im Keller soll entfernt werden.
Betrieben wird das Hallenbad von einem Zweckverband mit den Mitgliedern Landkreis Nürnberger Land, Stadt Altdorf und Schulverband Altdorf. Der Altdorfer Kämmerer Werner Reichelt verwaltet zwar die Zweckverbands-Angelegenheiten, mit baulichen Maßnahmen am Bad hat die Stadt aber nichts zu tun, dafür ist der Landkreis zuständig. „Das Problem ist ja seit einiger Zeit bekannt, das muss jetzt mit den Planern zusammen gelöst werden“, sagt Bürgermeister Erich Odörfer. Ziel ist zwar, die Sanierungsarbeiten bis zum Beginn des neuen Schuljahrs fertig zu stellen, es gibt jedoch lange Lieferzeiten für benötigte Einzelteile, so dass sich die Wiederaufnahme des Badebetriebs verzögen könnte.
2010 gab es im Raum Ulm eine Legionellen-Epidemie mit fünf Toten und 64 Infizierten. Allerdings führt nicht jeder Kontakt mit legionellenhaltigem Wasser zu einer Gesundheitsgefährdung. Erst das Einatmen winzigster Tröpfchen bakterienhaltigen Wassers beim Duschen, bei Klimaanlagen, durch Rasensprenger und in Whirlpools kann zur Infektion führen.
Die gefährlichen Stabbakterien erhielten ihren Namen Legionellen, nachdem 1976 im Bellevue-Stratford Hotel in Philadelphia (USA) bei einem Veteranenkongress der Amerikanischen Legion 180 von 4400 Delegierten erkrankten. 29 infizierte Veteranen verstarben an akuter Lungenentzündung. Es gibt auch einen leichteren Verlauf der Legionellose mit grippeähnlichen Symptomen, erläutert Dr. Drochner im Gespräch mit dem Boten. Die Krankheit ist meldepflichtig. Das Altdorfer Hallenbad ist im Landkreis das erste öffentliche Bad, in dem Legionellen auftauchten.
Von Anfang an am falschen Ende gespart?
In geringer Anzahl sind Legionellen natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser. Sie vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad. Besonders in Wasserleitungen von Gebäuden finden die Erreger gute Wachstumsbedingungen. Denn in den Rohren können sich sogenannte Biofilme bilden, in denen sich die Bakterien besonders gut vermehren können. Gummi und Kunststoff in Leitungen und Armaturen fördert die Entstehung eines Biofilms.
Bei Temperaturen von mehr als 60 Grad werden Legionellen abgetötet. In Zeiten hoher Heiz- und Wasserkosten reduzieren jedoch viele Verbraucher und öffentliche Einrichtungen die Wassertemperatur und den Wasserverbrauch. Dadurch entstehen oft optimale Lebensbedingungen für Legionellen.