Die ersten beiden Mittelschulen

NÜRNBERGER LAND – Die sinkenden Kinderzahlen bereiten den Verantwortlichen des Staatlichen Schulamts im Landkreis Nürnberger Land weiter Kopfzerbrechen. Sie machen die Klassenbildung schwierig und sorgen für Härtefälle im Bereich der Grund- und Hauptschulen. Im kommenden Schuljahr weiter ausgebaut wird das Angebot bei den Ganztagesklassen. Außerdem gibt es die ersten Mittelschulen, unter anderem im Verbund von Burgthann und Postbauer-Heng. Weitere Schulen sollen ab 2011/2012 folgen. „Denn an den Mittelschulen führt kein Weg vorbei“, machte Schulamtsdirektor Hans Joachim Jenchen im Pressegespräch deutlich.

Generell sanken die Schülerzahlen an Grund-und Hauptschulen im Landkreis (-4,58 Prozent gegenüber dem Vorjahr). Drastisch fällt der Rückgang vor allem bei den 5. und 6. Jahrgangstufen aus (-14,21 Prozent). Leicht aufwärts geht es wieder bei den 7. bis 10. Klassen, wenn Kinder von der Realschule auf die Hauptschule wechseln (+1,3 Prozent). Auffällig der Anstieg bei den M-Klassen 7 bis 10: + 10,18 Prozent.

Die vermutliche Ursache nach Ansicht von Jenchen: Früher musste man mit zwei Vieren im Zeugnis vor dem Übertritt auf Gymnasium oder Realschule einen Test machen. Jetzt entscheidet allein der Elternwille, welche weiterführende Schule ihr Kind ab der 5. Klasse besucht.

Diese Entscheidung dürfe nicht leichtfertig getroffen werden, mahnt Schulrat Gerald Klenk. „Wenn man von oben nach unten wechselt“, empfänden die Kinder dies oft als Abstieg.

Für Diskussionen sorgt immer wieder die Klassenbildung. Die generellen Vorgaben: Die Höchststärke in der 1. Klasse wurde auf 28 Kinder gesenkt (im Vorjahr bereits von 30 auf 29). Für die 2. Klasse wurde sie erstmals auf 29 reduziert. In allen übrigen Jahrgängen bestehen die Klassen in der Regel aus 30 Kindern.

Eine Ausnahmeregelung gibt es für Klassen, die zu mehr als 50 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund besuchen: Sie bestehen aus 25 Schülern. Dies betrifft im Landkreis lediglich die Bertleinschule in Lauf und die in Röthenbach-Forstersberg.

Für die Mittelschule gibt es keine Klassenmindeststärke. So werden in Burgthann/Postbauer-Heng 13 Schüler in der M7 unterrichtet (in den Hauptschulen gilt die Mindeststärke von 15).

Einen leichten Spielraum hat das Schulamt. So wird es in der Grundschule Burgthann weiterhin drei 3. Klassen geben, obwohl die Schülerzahl nach den generellen Regeln eigentlich nur für zwei Klassen gereicht hätte. Hier liegt man aber ebenso knapp an der Grenze wie in Schwarzenbruck, wo es auch bei drei Klassen bleibt. Im Vorjahr hatte man bei einer vergleichbaren Situation an der Grundschule Altdorf ebenfalls so entschieden. „Wir haben hier klare transparente Kriterien“, betont Jenchen.

Das Nachsehen hat im kommenden Schuljahr unter anderem die Hauptschule Feucht, an der zwei M10 gebildet werden sollten. Nur eine wurde genehmigt, weil es landkreisweit keine weiteren Klassen in den Hauptschulen geben kann. Das Budget an Lehrerstunden erlaubt hier nicht mehr. Einzelne auswärtige Schüler oder Jugendliche, die von der Realschule an die Feuchter Hauptschule wechseln wollten, werden daher in Röthenbach/Peg. oder Burgthann unterrichtet werden. „Das ist kein böser Wille, aber es geht nicht anders. Daher müssen wir individuelle Lösungen finden, wo es zumutbar ist“, erklärt Jenchen.

Generell versorge das Schulamt jede Schule unter Berücksichtigung der spezifischen Situation mit entsprechenden Lehrerstunden. Die Zuweisung reicht für mehr als die Pflichtstunden, also auch noch für Arbeitsgemeinschaften und spezielle Fördermaßnahmen. „Natürlich können nie alle Wünsche der Schulen erfüllt und nicht alle genehmigten Klassen genehmigt werden“, macht der Schulamtsdirektor deutlich. Die Grenze des Ermessensspielraums setzt die Budgetierung, bei der die Regierung von Mittelfranken jedem Schulamt eine bestimmte Anzahl an Lehrerstunden pro Grund-oder Hauptschüler zuweist (dazu auch Zum Thema).

Ein Problem, das langfristig an Bedeutung gewinnen wird: Im Flächenlandkreis Nürnberger Land gibt es viele kleinere, oft auch einzügige Schulen. Für sie könnte der Rückgang bei den Schülerzahlen existenzbedrohend werden. „Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass es dazu nicht kommt“, macht sich Jenchen für den Fortbestand aller Grundschulen stark. Hier gehe es um die Stärkung des ländlichen Raumes, wie es die Politiker stets propagieren.

Vergrößert wurde die mobile Reserve: Für kurz- bzw. längerfristige Unterrichtsvertretungen stehen insgesamt 39 voll- oder teilzeitbeschäftigte Grund- und Hauptschullehrkräfte sowie sechs Fachlehrerinnen für Handarbeit/Hauswirtschaft zur Verfügung. „Wir haben hier deutlich aufgestockt“, stellt Jenchen heraus: 179 Stunden bei den Grund- und Hauptschullehrkräften mehr als das vorgegebene Minimum, bei den Fachlehrkräften 53 Stunden mehr.

Dies ist auch dringend erforderlich, wie nicht nur die Schwierigkeiten im vergangenen Schuljahr an der Grundschule Altdorf zeigten, als schließlich Eltern die Schulkinder betreuen mussten. Die Langzeiterkrankungen bei Lehrern nehmen zu. „Das zeigt, wie anstrengend dieser Beruf ist“, erklärt der Schulamtsdirektor.

Zwei Mittelschulen gibt es ab dem kommenden Schuljahr im Landkreis: Als einzige Schule wird die Geschwister-Scholl-Hauptschule Röthenbach aufgrund ihrer Größe diesen Status allein erreichen. Die Hauptschule Burgthann schloss dazu einen Verbund mit Postbauer-Heng/Pyrbaum und traf die erforderliche kommunale Zweckvereinbarung – über Landkreis- und Regierungsbezirksgrenzen hinweg. Dafür gab es viel Lob vom Schulamt: „Dort verzichten die zuständigen Gemeinden darauf, die exakten Schülerzahlen gegenzurechnen.“

An den anderen geplanten Verbünden wird derzeit gearbeitet, so auch zwischen den Hauptschulen Altdorf und Feucht. Neben der Zweckvereinbarung muss auch ein pädagogisches Konzept erstellt werden. Ab 2011/12 wird es aber auch dort eine Mittelschule geben. „Bei dem geltenden dreigliedrigen Schulsystem gibt es dazu keine Alternative“, so Jenchen, der aber ebenso deutlich macht: „Auch Schulverbünde gewährleisten nicht, dass in Bayern alle kleinen Hauptschulen erhalten bleiben.“

Ausgebaut wird das Angebot bei der Ganztagesschule: Neu eingeführt wird sie unter anderem an der Grundschule Altdorf. Anderswo wie in Feucht wird derzeit noch abgewartet. „Manche wollen die Erfahrungen anderer abwarten oder es sind die räumlichen Voraussetzungen noch nicht gegeben, weil zum Beispiel eine Mensa fehlt“, nennt der Schulamtsdirektor Gründe für die Zurückhaltung an manchen Grundschulen.

Die Mittlere-Reife-Klassen an den Hauptschulen sind weiter gefragt. Hier gibt es insgesamt 25 mit 552 Schülern (Vorjahr: 24 Klassen), unter anderem an den Hauptschulen Altdorf und Feucht (in Kooperation miteinander) und der Mittelschule Burgthann.

Für jahrgangskombinierte Klassen gilt: Tendenz steigend, schon aufgrund der demographischen Entwicklung. Aktuell gibt es zehn in sechs Orten. Sie haben zwar den Ruf, nur eine Notlösung bei Schülermangel zu sein. Sie bieten allerdings auch gute pädagogische Möglichkeiten, stellt Gerald Klenk heraus. So können hochbegabte Kinder dort eine Klasse leichter überspringen, „Spätzünder“ die 1. und 2. Klasse in drei Jahren durchlaufen, ohne dass ihnen dies auf ihre Schulpflichtzeit angerechnet wird.

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