Nürnberger Land – Seit Wochen ist im Gespräch, dass niedergelassene Ärzte in ihren Praxen Corona-Impfungen durchführen sollen. Doch wollen die Mediziner das überhaupt? 90 niedergelassene Ärzte aus dem Nürnberger Land beantworten diese Frage nun mit einem klaren Ja. Sie drücken in einer gemeinsamen Stellungnahme, die der Pegnitz-Zeitung vorliegt, ihre Bereitschaft dazu aus, in ihren Praxen zu impfen.
„Eine weitere Verzögerung des Impfstartes in der Arztpraxis ist für uns nicht hinnehmbar. Ein weiteres Abwarten, bis die maximale Auslastung der Impfzentren erreicht wird, bedeutet für unsere Patienten weiterhin eine unnötige Hürde, um geimpft zu werden, und verzögert die Etablierung von Abläufen in der täglichen Praxis“, heißt es in der Stellungnahme, die von Medizinern aus dem ganzen Landkreis unterschrieben ist.
Praxen „frühzeitig einbinden“
Gerade wenn sehr viele Impfdosen verfügbar seien, müssten die Abläufe gefestigt sein, heißt es in dem Schreiben weiter. „Wir sind stolz auf das uns entgegengebrachte Vertrauen unserer Patienten. Gerne wollen wir unseren Patienten dieses Vertrauensverhältnis während des Impfvorgangs bieten. Wir haben 80 Prozent aller Covid-Patienten ambulant versorgt, haben bei der Kontaktnachverfolgung die Gesundheitsämter unterstützt, Abstriche durchgeführt, kostenlose Wunschabstriche für die Politik ermöglicht, zuletzt die Schnelltests etabliert – lassen Sie unsere Arbeitskraft nun dem wichtigen Schritt, den COVID-Impfungen, zukommen. Wir bitten Sie daher, uns frühzeitig in das Impfmanagement einzubinden“, heißt es in der Stellungnahme.
Initiator ist der Allgemeinarzt Bastian Jedlitschka, dessen Praxis sich im Neunkirchener Seniorenhof befindet. Dort fand vor wenigen Tagen ein erfolgreicher Testlauf statt (wir berichteten).
90 Ärzte stehen hinter dem Aufruf
Unterschrieben ist das Schreiben von insgesamt 90 Ärzten, von Matthias Leniger aus Lauf über Christian Rothascher aus Schnaittach bis zum Kreistagsmitglied Otto Wolze (CSU) aus Hersbruck. Nicht nur Allgemeinmediziner sind darunter, auch Kinderärzte, Hals-Nasen-Ohrenärzte, Orthopäden und Hautärzte stehen hinter dem Schreiben.
Martin Seitz, der Versorgungsarzt des Landkreises und FW-Kreisrat, taucht hingegen nicht auf. Ihn hat Jedlitschka nicht gefragt, wie er im PZ-Gespräch sagt. Im Februar hatten mehrere niedergelassene Ärzte Kritik an der Kreisbehörde geübt, als es um die frühzeitige Impfung der eigenen Praxisteams ging. „Er vertritt das Landratsamt nach außen“ sagt Jedlitschka über Seitz. Er wolle aber „nicht gegen ihn wettern“.
Pilotprojekt im Landkreis Hof
Das Landratsamt sagt, die Entscheidung, ob Hausärzte in ihren Praxen impfen können, werde in München getroffen. Jedlitschka entgegnet, die im Februar erschienene neue Impfverordnung des Bundes sehe vor, dass beauftragte Ärzte impfen dürfen – als Außenstellen des Impfzentrums. Ein derartiges Pilotprojekt gibt es aktuell im Landkreis Hof, auch im Nürnberger Land könne man mit einzelnen Praxen beginnen. Diese könnten dann ihre Erfahrungen an die Kollegen weitergeben.
Bisher habe die Behörde wenig konkrete Vorschläge gemacht, dabei gelte es jetzt, Erfahrungen zu sammeln, um in vielen Praxen und auf breiter Basis loslegen zu können, wenn viel Impfstoff vorhanden ist.
Praxen binnen 24 Stunden bereit?
„Wir könnten binnen 24 Stunden Impfungen ermöglichen“ sagt Jedlitschka. Er schlägt vor, zunächst Praxen mit räumlichen Abstand zum Impfzentrum in Röthenbach mit Impfstoff zu versorgen, also beispielsweise in Neuhaus oder Feucht.
Andererseits sollten die Impfzentren nicht wie geplant erweitert werden. Denn dadurch würden rund fünfmal höhere Kosten entstehen als wenn mehr Impfungen bei niedergelassenen Ärzten ermöglicht würden, rechnet der Mediziner vor. Außerdem würde sich dadurch die Etablierung der Impfung bei den Ärzten verzögern.
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Bis zu 100 Impfungen pro Woche in jeder Praxis
Einige niedergelassene Ärzte sind nebenher im Impfzentrum aktiv, sagt Jedlitschka. Deren Einschätzung: Der Parallelbetrieb ist anstrengender, als wenn sie einfach in ihren Praxen impfen könnten. „Ich glaube, die Mehrheit der Ärzte wäre zu Impfungen in ihren Praxen bereit“, sagt der Neunkirchener Arzt. Pro Praxis könnten dann wöchentlich bis zu 100 Bürger geimpft werden, das würde den Prozess deutlich beschleunigen, wenn genügend Impfstoff vorhanden ist.
Dass der Impfstoff von AstraZeneca seit Montag nicht mehr genutzt werden darf, werfe die Impfkampagne zurück, spreche aber nicht gegen seinen Vorschlag. Wenn die Praxen die Vakzine von Biontech und Moderna jeweils am Montag geliefert bekommen, können sie bis Ende der Woche verimpft werden, bis dahin halte der Impfstoff im Kühlschrank, so Jedlitschka.
Folgende Ärzte stehen hinter der Stellungnahme:
Dr. C. Aschenbrenner – Velden,
Dr. C. Bartl – Schnaittach,
Dr. J. Beer – Lauf/Neunhof,
Dr. R. Bock – Happurg,
Dr. U. Brandt – Schwaig,
D. Bunjoch – Schwarzenbruck,
Dr. K. Burger – Rückersdorf,
Dr. W. Christl – Altdorf,
Dr. V. Coras – Happurg,
Dr. G. Draxler – Schnaittach,
M. Dubno – Offenhausen,
F. Hees – Lauf/Röthenbach,
Dr. D. Fürsich – Altdorf,
S. Gauß – Altdorf,
Dr. R. Göske – Lauf,
Dr. G. Haselbek – Schnaittach,
Dr. S. Heidenreich – Altdorf,
Dr. A. Hertle – Rückersdorf,
Dr. M. Hiller – Ottensoos,
Dr. C. Holländer – Schwarzenbruck,
Dr. univ. A. Hörl – Altdorf,
Dr. B. Jedlitschka – Neunkirchen,
Dr. M. Jedlitschka – Neunkirchen,
S. Jedlitschka – Neunkirchen,
H. Kiefer – Neuhaus,
M. Kirschke – Röthenbach,
G. Klug – Leinburg,
Dr. R. Knorr – Lauf,
Dr. U. Konzelmann-Hadjichrysanthou – Lauf/Röthenbach,
J. Kosowska-Stift – Neuhaus,
Dr. A. Krach – Schwaig,
Dr. W.-E. Kretzschmar – Schwarzenbruck,
Dr. V. Lang – Lauf,
R. Langer – Altdorf,
W. Lehnert – Lauf,
M. Leniger – Lauf,
T. Liedl – Lauf,
N. Litt – Ottensoos,
Dr. L. Frfr v. Loeffelholz – Burgthann,
A. Lostun – Schwaig,
Dr. A. Ludwig – Lauf/Röthenbach,
C. Matern -Schwarzenbruck,
Dr. H. Meckl – Lauf,
Dr. B. Meyer – Winkelhaid,
Dr. C. Mücke – Schwaig,
M. Müller – Hersbruck,
Dr. W. Muth – Lauf,
L. Noack – Lauf,
U. Orth – Lauf/Hohenstadt,
M. Ott – Altdorf,
Dr. J. Paetzke – Schwaig,
Dr. J. Palm – Lauf/Röthenbach,
Dr. univ. G.-L. Pfeiffer – Röthenbach,
B. Pleyer – Rückersdorf,
Dr. S. Pohl – Feucht,
Dr. V. Porst – Röthenbach,
Dr. P. Prause – Schwarzenbruck,
Dr. F. Rehner – Altdorf,
Dr. J. Reichinger – Altdorf,
G. Riebel – Lauf,
Dr. F. Riedel – Lauf/Hohenstadt,
Dr. C. Riemer – Feucht,
Dr. C. Rothascher – Schnaittach,
Prof. Dr. H. Schiffmann – Feucht,
Dr. K. Schröter – Lauf,
Dr. S. Schulle-Herrmann – Lauf,
A. Schuller – Kirchensittenbach,
Dr. H. Schulz – Altdorf,
N. Schutt – Hohenstadt,
P. Schutt – Hersbruck,
Dr. C. Schwarz – Röthenbach,
Dr. U. Shane – Lauf,
J. Skibbe – Altdorf,
Dr. G. Stefan – Feucht,
A. Steiner – Lauf,
Dr. H. Sternberg – Burgthann/Ezelsdorf,
Dr. H.W. Stretz – Lauf/Hohenstadt,
Dr. G. Suft – Reichenschwand,
Dr. S. Leidig – Lauf,
Dr. S. Thias – Lauf,
Dr. W. Thurner – Henfenfeld,
D. Troeschel-Klug – Leinburg,
P. Vogel – Winkelhaid,
Dr. H. Weber – Altdorf,
H. Weidinger – Ottensoos,
J.-S. Wiesnet – Schwarzenbruck,
Dr. S. Wintzheimer – Altdorf,
Dr. O. Wolze – Hersbruck,
Dr. M. Wottgen – Altdorf,
Dr. A. Zöbe – Altdorf