HERSBRUCK – Ingrid Pflaum wusste schon früh, dass sie Malerin werden will. Trotzdem nahm sie einen Umweg zur Kunst und schließlich ins Deutsche Hirtenmuseum nach Hersbruck.
„Eigentlich begann es damit, dass mein Lehrer in der zweiten Klasse Kunstpostkarten verteilte. Als ich eine davon in den Händen hielt, dachte ich mir: So etwas möchte ich auch machen“, erzählt Ingrid Pflaum. Doch nach der Schule erfüllte die aus der Nähe von Bamberg stammende Frau erst mal den Wunsch ihrer Eltern und machte eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau, „was Gscheits“ eben. Dann jedoch wollte sie ihren eigenen Weg gehen und ließ sich zur Porzellanmalerin ausbilden. „Mich hat schon immer das Ausgefallene gereizt“, erklärt sie. Mitte der 80er-Jahre, ohne offene Grenzen in Richtung Osten, sei der Beruf noch besser etabliert gewesen. Eine Weiterbildung zur Dekorentwerferin folgte.
Bis nach Kapstadt
Pflaums Drang nach dem „Besonderen“ zog sie sogar nach Kapstadt, wo der Porzellanhersteller Rosenthal damals einen Standort hatte. Doch der Traum platzte, kurz bevor er anfing, denn mit der Wende ging es der Branche zunehmend schlechter. Pflaum musste sich neu umsehen und fand bei einer Firma in Röthenbach eine Anstellung in der Dekordruckerei. Als auch hier weiter Personal reduziert wurde, wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit.
Durch Ausstellungen als freie Malerin lernte sie schließlich das Team des Hersbrucker Kunstmuseums kennen und engagierte sich fortan ehrenamtlich in der Einrichtung. Und als die Stadt Hersbruck Mitarbeiter im Hirtenmuseum suchte, nutzte Pflaum die Chance auf eine Festanstellung. 2009 war das. Fünf Jahre später übernahm sie die Leitung. Für sie sei das wie der Weg zurück zu ihren Wurzeln gewesen: Als Kind vom Bauernhof fand sie sich in einer Einrichtung wieder, die das bäuerliche, einfache Leben abbilden will.
Seitdem plant sie Feste und Sonderausstellungen, kümmert sich um die Pressearbeit, um Verwaltungs- und Personalaufgaben. Die Gastwirtschaft „Espan“ im Museumshof hat sie miteröffnet und im Museum vor allem gestalterisch einiges verändert, erzählt Pflaum: „Manche Ecken waren einfach überfrachtet.“ Da sei ihr ihre Erfahrung bei Kunstausstellungen zugutegekommen. Von Anfang an wollte sie zudem eine „Hirtenjukebox“ etablieren, denn: „In einem Hirtenmuseum soll man die Hirten auch hören können.“ Doch es dauerte lange, die richtigen Leute zusammenzubekommen. Seit Ende 2019 entsteht nach und nach eine Hörstation, die Hirtenrufe lebendig werden lässt.
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In Zukunft würde sie das Museum gern „auf eine andere Ebene heben“: Das einfache Leben der Hirten noch mehr sichtbar machen und verdeutlichen, was man für die heutige Gesellschaft aus dem damaligen Leben ziehen kann.
Die Arbeit fürs Museum hat auch Einfluss auf Pflaums eigene Kunst: Ihr Malstil habe sich vom Naturalistischen zum Abstrakten entwickelt. „Als Museumsleitung ist mein Kopf immer im Planmodus. Da brauche ich fürs Malen etwas anderes.“ Denn für das Abstrakte brauche es keine Vorgaben und Planungen. Zu verdanken hat sie das auch Christoph Gerling: „Er wollte mich vom Realismus befreien“, lächelt Pflaum.