Industriemuseum Lauf ist 25 Jahre alt

Festakt auf Tuchfühlung mit der Frühindustrie

In der großen Halle mit der Originaldampfmaschine begrüßt Bürgermeister Benedikt Bisping die Ehrengäste des Festakes zum 25-jährigen Bestehen des Laufer Industriemuseums. | Foto: Fischer2017/05/industriemuseum-25-jahre-bisping-gaste.jpg

LAUF — Als „Kulturdenkmal ersten Ranges“, auf das die Stadt stolz sein könne, bezeichnete der bayerische Innenminister Joachim Herrmann das Laufer Industriemuseum beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Einrichtung an der Pegnitz. Ein Festakt, bei dem 100 geladenen Gäste die Laufer Frühindustrie selbst hautnah erleben konnten. Waren sie doch in der originalgetreu erhaltenen ehemaligen Dietz‘schen-Maschinenhalle zusammengerückt und saßen auf Tuchfühlung mit der mächtigen Döring-Tandem-Dampfmaschine. Diese war schon Jahre bevor das Museum eröffnet wurde von vorausschauenden Verantwortlichen von Lauf links in das Areal transportiert worden.

Die Maschine steht damit beispielhaft für die vielen einzelnen Schritte, in denen das Museum zu dem geworden ist, was es heute ist: ein Areal mit über 6000 Quadratmetern Fläche, Original-Wehren und Wasserrädern an der Pegnitz und 14 Gebäuden, aus denen oft erst wenige Jahre zuvor die letzten Arbeiter ausgezogen waren. Ein Museum eben gerade nicht auf grüner Wiese, sondern genau dort, wo die Menschen lebten und arbeiteten.

Und so markiert das Jahr 1992 zwar die offizielle Eröffnung des Museums mit den damaligen Einrichtungen Hammerwerk, Roggenmühle, E-Werk, Arbeiterwohnungen und Tante Emma-Laden. Doch schon Jahre vorher konnten die alte Schmiede oder die Roggenmühle besichtigt werden. Vor genau 30 Jahren schon feierte man das erste Museumsfest und erst vor neun Jahren, mit dem Abschluss der Sanierung des ehemaligen Dietz`schen Fabrik 2008, wurde das Museum zu dem, als was es sich heute präsentiert.

Bürgermeister Benedikt Bisping erinnerte in seiner kurzen Begrüßung an die vielen Menschen, die zu dieser Erfolgsstory beigetragen hätten. An der Spitze wohl Altbürgermeister und Laufer Ehrenbürger Rüdiger Pompl und die erste Museumsleiterin Renate Kubli.

Viele Unterstützer

Tatkräftige Unterstützung im Wortsinn erhielt die Stadt dabei schon Anfang der 80er Jahre von engagierten Altstadtfreunden. Finanziell sehr kräftig griffen der Stadt der Landkreis (der Dank ging an Landrat Kroder und Altlandrat Reich), der Bezirk Mittelfranken, vor allem aber der Freistaat Bayern unter die Arme. „Der Freistaat hat uns hier nie im Stich gelassen“, so Bisping. Der damalige Landtagsabgeordnete Kurt Eckstein und Innenminster Günther Beckstein hätten an einem Strang gezogen und viel bewegt. Es sei also fast schon gute Tradition, dass bayerische Innenminster hier einkehren, leitete das Stadtoberhaupt zur Festrede von Ehrengast Joachim Herrmann über.

Museumsleiterin Müller überreicht Innenmister Herrmann ein Geschenktütchen mit Museumsutensilien. | Foto: Fischer2017/05/industriemuseum-25-jahr-herrmann-muller-1.jpg

Dieser stellte fest, dass er zwar schon mehrmals in Lauf, noch nie aber im Industriemuseum gewesen sei. Ein Versäumnis wohl, wie er meinte. Herrmann nutzte das Museumsjubiläum, um auf die „phänomenale Entwicklung des ganzen Landes nach dem Krieg“ hinzuweisen. Darauf, dass es uns heute in Deutschland besser gehe als 95 Prozent der Menschen auf der Welt. Und darauf, dass „die gute alte Zeit“ mit ihren Mühen und Arbeitsbedingungen nur für Wenige wirklich gut gewesen sei.

„Mut zur Zukunft“

Die Frühindustrie auch in Lauf, die arbeitsamen Menschen und innovative Unternehmer legten den Grundstein für den Wohlstand. Technikfeindlichkeit ist deshalb für Herrmann keine Option. Gute politische und gesellschaftliche Rahmenbedingen wie Demokratie oder soziale Marktwirtschaft seien es dagegen schon. Dass man nur mit Anpacken und Ärmel-hoch-krempeln etwas voran bringe, das dürfe man auch den Neuankömmlingen sagen, leistete sich Herrmann einen kleinen Wahlkampfschlenkerer. Mut zur Zukunft wünsche er sich deshalb von den Bürgern. Und dafür wiederum brauche man das Wissen um Herkunft und Geschichte. So etwas wie das Industriemuseum eben.

Museumsleiterin Christian Müller griff das Minister-Wort vom Mut auf und versprach, dass sie und ihr Team mutig weitere Ideen im Laufer Stadtrat vortragen werden. Lauf sei nämlich eine Stadt, so ihre gute Erfahrung, „die sich Kultur zutraut“. Dies zeigten auch die Beispiele Musikschule, Bücherei, Stadtarchiv oder das Dehnberger Hof Theater. Und hier wolle und könne das Industriemuseum, eines der größten nichtstaatlichen Museen seiner Art im Freistaat, einen guten Teil beitragen. Auch als Bühne für die Leistungen des ganzen Landkreises.

Über 500 Exponate

Jährlich bis zu 30 .000 Besucher sprächen hier doch eine sehr eindeutige Sprache, so Müller. Sie warb zugleich für die neue Ausstellung zum Jubiläum: Die große Schau unter dem Titel „Erfindergeist“ präsentiert seit dem Wochenende über 500 Erfindungen, vom Faustkeil bis zum Mikrochip. Die Museumsleiterin bedankte sich deshalb sowohl bei der Politik als auch bei den Bürgern. Und auch bei Laufer Unternehmen, bei Sponsoren und dem Museumsförderverein, der bislang schon Personalkosten von rund 200 .000 Euro beispielsweise für die erfolgreiche Museumspädagogik übernommen habe. „Ganz besonders bedanke ich mich aber bei meinem Museumsteam“.

Zurück in die Entstehungsgeschichte des Museum blickten dann Altbürgermeister Rüdiger Pompl und die frühere Leiterin Renate Kubli. Pompl erinnerte beispielsweise an einen Besuch beim damaligen Kultusminister Zehetmayer. Damals hatte Lauf die einmalige und eigentlich unmögliche Förderung aus zwei sich ausschließenden Töpfen an Land gezogen. Renate Kubli erinnerte unter anderem daran, wie schwer es war, die überregionale Presse für das Laufer Industriemuseum zu gewinnen. Und wie es ihr mit vielen Sonderausstellungen, vor allem aber mit der „Bärenweltausstellung“ 1996, richtig gut gelungen sei.

Theatereinlage zum Festakt: Seit Jahren erzählen Schauspieler des DHT im Museum „das Geheimnis der alten Mühle“, ein Stück das schon 1000 Schüler besuchten. | Foto: Fischer2017/05/industriemuseum-25-jahre-theater.jpg

 

Die Museumsgeschichte in Zahlen:

Vor 38 Jahren, 1979, gibt es erste Überlegungen, das sechs Jahr zuvor stillgelegte Engelhardt‘sche Hammerwerk in ein Museum zu verwandeln. Ein Blick in die Geschichte in ganz großen Schritten:

1981: die Stadt Lauf kauft das Engelhardt‘sche Hammerwerk.
1983: Sanierung des maroden Wehrs, die Altstadtfreunde stellen Renate Kubli, die spätere Museumsleiterin ein.
1984: Lauf kauft die übrigen Gebäude (Mühle, Körner‘sches Haus, E-Werk).
1985: Vorab-Eröffnung Engelhardt‘sche Schmiede.
1987: Einbau der Roggenmühle; erstes Museumsfest.
1989: erste Gespräche mit Erich Dietz, dem Eigentümer er Ventilfabrik, über die Zukunft des Betriebes als Museum; die Döring-Dampfmaschine kommt ins Museum.

1991: der Tante-Emma-Laden wird eröffnet.
1992: das Museum wird offiziell eröffnet, die Stadt hat vier Millionen Mark investiert.
1994: Im Schein der Tütenlampe, erste Ausstellung; erste Dampfmodelltage, Eröffnung des Friseursalons.
1995: Schauspieler Anthony Quinn besucht das Museum.
1996: BärenWeltAusstellung wird ein großer Erfolg.
1997: Eröffnung der Schirm- und Hutmacherwerkstatt.
1998: Stadt Lauf übernimmt die Stiftung Erich Dietz und damit die ganze ehemalige Fabrik.
2004: Beginn Baumaßnahme Dietz&Pfriem, die bis 2008 die Größe des Museumsareals verdreifachen sollte. Rund fünf Millionen Euro kostet diese Erweiterung mit Sanierung.
2008: erster Laufer Kinosommer im Museum.
2011: Ausstellung „Die 70er Jahre“; erste Gewerbeschau LaufWerk.
2012: Christiane Müller wird neue Museumsleiterin

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