GRÜNSBERG – Die Holzbildhauerin Birgit Maria Jönsson hat im Himmelgarten in Grünsberg eine Skulptur der Maria Montessori als Figurenbeute aufgestellt. Seit 30 Jahren schnitzt die Künstlerin und Imkerin Wohnstätten für Bienenvölker.
Eine Figurenbeute ist eine Behausung für Bienen. Gut informierte Imker wissen, dass die Volkskunst aus dem Barock gerade ihre Renaissance erlebt. Wie im 17. Jahrhundert ist auch heute die Fruchtbarkeit bringende Kraft der Bienen Hauptthema der figürlichen Darstellungen. 65 kunstvoll geschnitzte Beuten hat die Nürnberger Holzbildhauerin Birgit Maria Jönsson in den vergangenen 30 Jahren geschaffen, ihr jüngstes Werk stellt die junge Maria Montessori dar. Am Samstag wurde die Skulptur im Himmelgarten, gegenüber von Schloss Grünsberg, aufgestellt.
Eichenbeute im Stromer-Wald
Maria Montessori schaut als hölzerne Figur in den Garten und beherbergt in ihrem Inneren ein Volk Honigbienen, das die Nürnberger Künstlerin und Imkerin gestern morgen in die aus Eichenholz geschnitzte Beute eingesetzt hat und das jetzt im umliegenden Stromer-Wald und auf den Wiesen des Schwarzachtals Blüten für den Honig sucht.
Warum Maria Montessori als Bienenhaus? „Sie hat die Welt mit ihrem Gedankengut befruchtet“, sagt Jönsson. „Das geht uns doch alle an: Wie gehe ich sorgsam mit dem Nachwuchs um? Wie fördere ich zutage, was in einem Kind schlummert? Wachsen lassen, formen ohne einzugreifen.“ Für die Nürnberger Bildhauerin steht fest, dass Maria Montessori die Pädagogik nachhaltig geprägt hat.

Drei Monate hat die Künstlerin an der rund eine Tonne schweren Holzskulptur gearbeitet, die die junge Maria Montessori, gerade promoviert zur Dotoressa, in ihrem 28. Lebensjahr in einem blauen Kleid mit Eichenmuster zeigt. Orientiert hat sich die Künstlerin an einem Bild Montessoris aus dem Jahr 1898, das eigentlich nur für deren Schneiderin aufgenommen wurde, die mit der Aufnahme Werbung für ihre Kollektion machen wollte. Montessori hat auf dem Foto ein Büchlein in der Hand, von Jönsson an der Holzfigur fein nachgearbeitet und mit goldener Farbe bemalt. In diesem Buch befindet sich das Einflugloch für die Bienen.
Wolfgang Mittwoch als Mentor
Wolfgang Mittwoch vom Zeidelmuseum Feucht ist vor fast 30 Jahren durch den Vorsitzenden des Oberammergauer Imkervereins mit der Holzbildhauerin und Imkerin Jönsson bekannt gemacht worden. Der Oberammergauer Imker fräste seinerzeit die Zeidelmännchen, eine Auszeichnung des Bayerischen Imkervereins für besondere Verdienste der Imkerschaft, und hatte so Verbindungen zum Zeidlerverein Feucht geknüpft.
Wolfgang Mittwoch wollte damals im Zeidelmuseum die Volkskunst der figürlichen Bienenbeuten plastisch vorstellen und beauftragte Jönsson mit einer Figurenbeute. So entstand die Frau mit Blume und Katze, die ein Jahr von Bienen bewohnt wurde, bevor sie einen festen Platz im Museum bekam.
„Wolfgang Mittwoch ist mein Mentor“, sagt Jönsson heute. „Ohne ihn wäre ich nie auf die Bienenbeuten gekommen, ich wusste ja damals gar nicht, dass es so etwas überhaupt gab.“ Tatsächlich sind die großen Holzfiguren, die in ihrem Inneren Bienenvölker beherbergen, selbst in Imkerkreisen oft unbekannt und rufen immer wieder Erstaunen hervor, wenn Wanderer oder Spaziergänger darauf stoßen.
Warum ist die Banane krumm?
Auch in Schwarzenbruck steht eine Skulptur von Jönsson als Bienenstock, eine Banane zwischen der Evangelischen und der Katholischen Kirche, aufgestellt von der Holzbildhauerin in Kooperation mit dem Kulturnetzwerk Schwarzenbruck. „Um Himmels willen, warum denn eine Banane?“ fragten viele Schwarzenbrucker, als die Skulptur 2016 ihren Platz im Ort erhielt. Ganz einfach: „Weil die Banane weltweit für Kunst steht“, antwortet Jönsson. „Und um die Banane auch im öffentlichen Raum als Türöffner für die Kunst und die Bienen unter Beweis zu stellen, fliegen die Bienen ausnahmsweise an der krummsten Stelle der Frucht aus und ein. So krumm, wie die Banane ist, so gerade sind die zwei Kirchtürme zwischen denen sie steht.“
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Japanbär in Osaka
Birgit Maria Jönssons Werke stehen inzwischen nicht nur an zahlreichen Standorten in Deutschland, Skulpturen von Jönsson wurden seit 1995 europaweit aufgestellt. Selbst im japanischen Osaka findet sich eine Bienenbeute der Nürnberger Künstlerin. Das dortige Bienenmuseum zeigt den Japanbär, der im Jahr 1999 entstand.
Und wie kam es zur Aufstellung der Maria Montessori im Himmelgarten? Ursprünglich sollte die Skulptur der Reformpädagogin einen Platz in der Sebalduskirche in Nürnberg finden. Aus organisatorischen Gründen zerschlug sich allerdings dieser Plan.
Das Grünsberger Ehepaar Bader, Nachbarn des Himmelgartens, nahmen daraufhin Kontakt mit Rotraut Freifrau Stromer von Reichenbach-Baumbauer auf, die als Administratorin der Stromer´schen Kulturgut-, Denkmal- und Natur-Stiftung für die Gartenanlage verantwortlich ist. Die Schlossherrin von Schloss Grünsberg war sofort begeistert vom Vorschlag, die Skulptur im Himmelgarten zu beherbergen. Sie kann dort ab sofort besucht werden. Aber Vorsicht: Bitte die Bienen nicht stören.