Verwunderung in Ottensoos

Denkmalschützer durchkreuzen Baupläne

Rund die Hälfte des rechten Hauses hätte laut ursprünglichem Plan nicht abgerissen werden dürfen. Das Denkmalamt will jetzt auch die Mälzerei (links, mit Schornstein) erhalten, also das gesamte Gebäude. Foto: Kirchmayer
Rund die Hälfte des rechten Hauses hätte laut ursprünglichem Plan nicht abgerissen werden dürfen. Das Denkmalamt will jetzt auch die Mälzerei (links, mit Schornstein) erhalten, also das gesamte Gebäude. Foto: Kirchmayer2015/02/kronenbra__u_ottensoos.jpg

OTTENSOOS — Die Ottensooser sind sauer. Eigentlich sollten auf der südlichen Hälfte des Kronenbräu-Areals, also mitten im Ort, Wohnungen entstehen. Doch das Landesamt für Denkmalpflege funkt dazwischen. Seit 13 Jahren kennt die Behörde das Gelände der früheren Brauerei, jetzt hat sie plötzlich den Bereich, der nicht abgerissen werden darf, auf rund das Dreifache vergrößert. Die Baupläne sind damit erst einmal vom Tisch, das Areal „gammelt weiter vor sich hin“, sagt ein verärgerter Bürgermeister Klaus Falk.

Für den Rathauschef war die Sache eigentlich klar. 2002 gab es bereits eine Sichtung des Geländes durch das Landesamt für Denkmalpflege. Damals wurden drei Gebäude für geschützt erklärt: im Norden die ehemalige Gaststätte, im Süden zwei kleinere Häuser, darunter ein Teil des Gebäudekomplexes, in dem die ehemalige Mälzerei untergebracht war. Diese selbst sollte abgerissen werden. 2006 und 2011 bestätigte das Amt die Planung. Die Immobilienfirma ISG wollte im südlichen Teil des Areals Zwei- bis Vierzimmerwohnungen bauen, barrierefrei und auf drei Stockwerken. Neuer Wohnraum, auf den sich die Gemeinde freute.

Doch am 20. November vergangenen Jahres, so erzählt es Falk, lud die ISG zum Vororttermin, Architekt Johannes Fritsch stellte die Baupläne vor, auch Thomas Wenderoth vom Landesamt für Denkmalpflege, zuständig für das Nürnberger Land, war anwesend. Dieser, so berichtet der Bürgermeister, habe bei den Schilderungen des Architekten den Kopf geschüttelt, das geplante Mehrparteienhaus sei zu groß, zu viel, vor allem zu hoch.

Am 18. Dezember bekam der Architekt schließlich Post aus München. Das Landesamt für Denkmalpflege schrieb, in Folge der Besichtigung habe man den geschützten Bereich „präzisiert“. Falk wundert sich über diese Formulierung. Die „Präzisierung“ sei tatsächlich eine Verdreifachung der ursprünglichen Fläche im Süden.

Der Bürgermeister ist vor allem wegen der Vorgeschichte verärgert. „Wenn das Gebäude objektiv betrachtet Denkmalcharakter hat, hätte man das doch schon 2002 festgestellt, oder 2006, oder 2011“, sagt er. Vor drei Jahren wurden zwei Schornsteine der ehemaligen Mälzerei abgerissen (die Pegnitz-Zeitung berichtete), damals sei von Denkmalschutz keine Rede gewesen. Nun also ein „handstreichartiges Verfahren“. Zu diesem Eindruck der Ottensooser passt eine Mitteilung aus München, wonach „die Denkmaleigenschaft eines Gebäudes nicht Gegenstand einer Diskussion“ sein könne. Die Botschaft: Eine Intervention durch die Gemeinde sei zwecklos.

„Wir befinden uns auf einem Schlag in einem Schwebezustand“, sagt Falk, „was ist mit Planungssicherheit?“ Diese habe das Landesamt für Denkmalpflege der Gemeinde vor mittlerweile 13 Jahren zugesagt, und „von diesem Grundsatz ist man nun abgewichen“, so der Bürgermeister.

Im Mittwochabend waren die neuen Erkenntnisse Thema im Gemeinderat und sorgten dort bei allen Parteien für Irritationen. Falk ist sicher: „Wenderoth hat die Planung nicht gefallen.“

Ist die Neukartierung also pure Willkür? Die Pegnitz-Zeitung hat versucht, auch das Landesamt für Denkmalpflege zu erreichen, um seinen Standpunkt darzulegen, am Donnerstag war allerdings – laut Pressesprecherin Dorothee Ott wegen einer Grippewelle – keine Stellungnahme zu erhalten.

Klar ist: Bleibt es bei der neuen Planung und damit bei einem viel größeren Bereich, der nicht abgerissen werden darf, sind die Pläne der Immobilienfirma vom Tisch. „Wenn ich nichts wegreißen darf, kann ich auch nichts hinbauen“, sagt Falk.
Das Gelände selbst gehört einer Eigentümergemeinschaft, einer Stiftung aus Neustadt-Aisch. Ein Optionsvertrag, den diese mit ISG über die Konditionen eines Erwerbs abgeschlossen hat, läuft zum 31. März ab. Wenn die Gebäude nicht abgerissen werden können, ist das Gelände weit weniger wert.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren