Ökumenische Prozession in Lauf

Kreuzweg – Hoffnung für alle

Im historischen Salvatorfriedhof in Lauf endete der ökumenische Kreuzweg.
Im historischen Salvatorfriedhof in Lauf endete der ökumenische Kreuzweg.2014/04/80278_kreuzwegSalvatorfriedhof_New_1396884065.jpg

LAUF — Traditionsgemäß und nun bereits zum vierzehnten Mal veranstaltete der ökumenische Trägerkreis den Kreuzweg durch Lauf, an dem sich am vergangenen Sonntag über 200 Gläubige und Interessierte verschiedener Glaubensrichtungen beteiligten. Im Gedenken an den Leidensweg Jesu sollte die Veranstaltung Parallelen zum eigenen Lebensweg und zum aktuellen Zeitgeschehen aufzeigen.

„Eigentlich passt das Wetter überhaupt nicht zum Kreuzweg, wo es doch um Leid und Tod geht“, war von einem der Teilnehmer zu hören. Aber vielleicht lockten gerade der strahlende Sonnenschein und frühlingshafte Temperaturen, den zweistündigen Marsch durch Lauf mitzugehen. Nicht nur zu Beginn des Zuges in der katholischen St.-Otto-Kirche gab es willkommene Sitzgelegenheiten, sodass auch Ältere immer wieder Ruhepausen einlegen konnten.

Das große, mit Laufer Motiven gestaltete Holzkreuz stand bereits vor dem Altar, als die Besucher die Kirche betraten, von den Organisatoren freundlich begrüßt wurden und das Liedblatt und ein kleines, selbst gefertigtes Holzkreuz überreicht bekamen: ein Symbol für den eigenen persönlichen Weg. Die erste Station stand unter dem Thema „Angst“ und wurde stimmungsvoll eröffnet durch die Bläsergruppe des Dekanats Hersbruck, die den Zug musikalisch bis zum Schluss begleitete. Hier gedachte man der bedrückenden Situation Jesu im Garten Gethsemane kurz vor seiner Verhaftung.

Eine lange Prozession machte sich schließlich auf den Weg zum Laufer Wenzelschloss: das große Holzkreuz, dann die Auferstehungsikone der griechisch-orthodoxen Gemeinde mit ihrem Pater Titos Giannoulis, gefolgt von der Bläsergruppe, dem Vokal­ensemble, Sprechern und Teilnehmern. Ordner in Warnwesten sorgten für die notwendige Sicherheit auf den Straßen. Es blieb nicht aus, dass Fahrzeuge warten mussten, bis der polizeilich angemeldete Zug vorüber war, jedoch hatten die meisten Fahrer dafür Verständnis.

Bei der zweiten Station zum Thema „Gewalt“ im engen Innenhof des Laufer Wenzelschlosses herrschte eine beklemmende Atmosphäre: die Verurteilung Jesu zum Tod am Kreuz. In einem Rollenspiel an dem Ort, wo früher das Amtsgericht seinen Sitz hatte, wurde die Szene realistisch nachgestellt. Die widerhallenden Rufe des skandierenden Volkes „Kreuzige ihn!“ ließen vielen eine Gänsehaut über den Rücken laufen.

Die Betroffenheit wurde durch das aktuelle Zeitgeschehen noch verstärkt. Für die syrische Flüchtlingsfamilie, die bereits seit einigen Monaten in Lauf lebt (die PZ berichtete), berichtete das Familienoberhaupt Antar Touma von der Situation in seiner Heimat, wo der Krieg ein Überleben unmöglich macht. „Ich musste gehen – ich wollte es nicht. Syrien ist meine Heimat, dort ist mein Hof, mein Dorf und meine Freunde. Aber bei uns ist Krieg. Wir können nicht überleben. Wir Christen werden angegriffen, weil wir an den Erlöser glauben. Man teilt unser Land auf, droht uns mit Folter und dem Tod, unsere Frauen und Kinder haben Angst, auf die Straße oder in die Schule zu gehen.“ Die Vokalgruppe von St. Otto unter der Leitung von Stefan Leniger gab daraufhin durch ein ausdrucksstarkes mehrstimmiges Gesangsstück Gelegenheit, die tiefen Eindrücke zu verarbeiten.

Die dritte Station, der Laufer Spitalhof mit seiner malerischen Kulisse, stand unter dem Motto „Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern“. Im Laufer Spital, wo bis vor kurzem noch alte Menschen versorgt und betreut wurden, gedachte man der vielen Lasten, die Pflegende oder Betreuer zu tragen haben.

Weiter ging der Zug durch die Barthstraße zum Laufer Marktplatz, direkt unterhalb dem Nest der Laufer Stadtstörche. Natürlich erregte der Zug Aufsehen: Viele Passanten und Familien waren am Marktplatz unterwegs und wurden neugierig. Einige schlossen sich sogar spontan an und liefen mit. Dass Lasten leichter werden, wenn man sie teilt, wurde bei der vierten Station am Marktplatzbrunnen mit dem Thema „Solidarität“ deutlich. Hier bestand die Möglichkeit, sein eigenes Holzkreuz mit dem des Nachbarn zu tauschen und somit seine Anteilnahme und Solidarität mit dem Nächsten auszudrücken.

Der Tod Jesu war das Thema in der evangelischen Johanniskirche. Bereits hier wurde deutlich, dass das Kreuz vom Todeszeichen zum Hoffnungszeichen werden würde. Eindrucksvoll umrahmt vom Vokalensemble blieb den Teilnehmern, die das gesamte Kirchenschiff ausfüllten, genug Zeit, der Intensität dieses Geschehens nachzuspüren.

Nach der düsteren Atmosphäre in der Johanniskirche ließ die letzte Station am Salvatorfriedhof viele Teilnehmer aufatmen: Das zarte Grün, blühende Blumen und die frische Luft zeigten eine befreiende Wirkung. Beim Thema „Hoffnung“ trugen einige bereits ein zaghaftes Lächeln auf den Lippen und manche fingen an, sich über das Erlebte auszutauschen. Hier wurde deutlich, dass der Weg für Christen nicht an den Gräbern endet, sondern dass der Kreuzweg zu einem Hoffnungsweg geworden ist. Ein gemeinsames Vaterunser, zunächst auf Griechisch, dann auf Deutsch, gefolgt von einem persönlichen Segen beendete den Kreuzweg. Mit einer Verbeugung und einer Berührung des Kreuzes verlassen die Teilnehmer gesegnet und mit einer blühenden gelben Osterglocke den Friedhof.

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