LAUF — Es ist der Nachmittag des 12. Juli 2012: Zwei Männer stürmen in das Geschäft des Laufer Juweliers Neugebauer, schlagen den Eigentümer brutal nieder und fliehen mit geklautem Schmuck in Richtung Altdorf. Dank der schnellen Reaktion zweier Zeugen, die mit ihrem Handy das Nummernschild des Fluchtautos fotografierten, konnte ein Tatverdächtiger ermittelt werden. Einer der beiden Zeugen, Stephan Ullherr aus Lauf, wurde für seinen couragierten Einsatz von der Kripo Schwabach und der Laufer Polizei in der Inspektion in Lauf geehrt.
Eigentlich wollte der 34-jährige Zeuge mit seiner Bekannten aus Bamberg nur kurz in den Rewe-Einkaufsmarkt in der Röthenbacher Straße in Lauf, um ein paar Sachen zu besorgen. Doch so weit kam es an diesem frühen Juli-Nachmittag nicht.
Ullherr sah die beiden Männer von seinem Auto aus vor dem Juwelier in der Holzgartenstraße am Kreisverkehr stehen – sie trugen Basecaps und Sonnenbrillen. „Die gefallen mir nicht, da ist doch was im Busch“, sagte der bekennende Tatort-Fan zu seiner Bekannten. Nachdem er ein kleines Stück am Juwelier vorbeigefahren war, wendete er kurzerhand sein Auto und fuhr zurück zu dem Geschäft. „Da kamen die Männer schon wieder aus dem Laden heraus, das Ganze hat vielleicht zwei Minuten gedauert“, berichtet der Zeuge. Geistesgegenwärtig sprang Ullherrs Bekannte aus dem Auto und fotografierte den weißen Kia Rio mit dem tschechischen Kennzeichen 2AP3134. Danach rannten die beiden in das Juweliergeschäft, in dem sie den damals 61-jährigen Inhaber „blutüberströmt“ und mit Reizgas verletzt vorfanden. Einer der Täter hatte den Mann niedergeschlagen, während der andere Vitrinen zertrümmerte und den Schmuck ausräumte. Danach rannten sie zu dem Fluchtauto, in dem, wie die Polizei vermutet, ein dritter Täter wartete. Über den Kreisverkehr suchten sie das Weite.
„Wenn meine Bekannte nicht aus dem Auto gesprungen wäre und mein Handyakku nicht auch noch leer gewesen wäre – ich wäre denen nachgefahren“, sagt Ullherr bei der Ehrung am vergangenen Dienstag in Lauf. Angst habe er zu keiner Zeit gehabt.
Seine, und die schnelle Reaktion der Bekannten, die öffentlich nicht in Erscheinung treten möchte, habe die „Initialzündung“ für die weiteren Ermittlungen geliefert, sagt die Pressesprecherin des Mittelfränkischen Polizeipräsidiums, Simone Wiesenberg. „So schnell auch noch ein Foto zu schießen – das schaffen die wenigsten“, sagt sie dankbar.
Auch Polizeihauptkommissar Benno Eichinger schließt sich an: „Wir bräuchten mehr solche Zeugen.“
Zur Ehrung waren auch Thomas Hörath, der Leiter der Kripo Schwabach, und der damalige Sachbearbeiter und stellvertretende Kommissariatsleiter Josef Fischer gekommen, um sich bei Ullherr zu bedanken. Ihm und seiner Bekannten sei es schließlich zu verdanken, dass der erste Tatverdächtige, ein jüngerer Mann aus Tschechien, nun in Untersuchungshaft sitze. Doch die Ermittlungen dauern noch an.
Am 14. Januar soll Stephan Ullherr seine Zeugenaussage vor dem Gericht in Nürnberg wiederholen.