Splitter zeugt von Fliegerangriff

Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg: zwei neue Objekte aus dem Landkreis aufgetaucht

Dieser Geschosssplitter dürfte laut Franz Semlinger vom Fliegerangriff am Weißen Sonntag 1945 stammen.
Dieser Geschosssplitter dürfte laut Franz Semlinger vom Fliegerangriff am Weißen Sonntag 1945 stammen. | Foto: Semlinger2025/07/cdbfa2cafb2f2fec8601da74ae50ad5a5c7f7fe5_max1024x.jpg

NEUNKIRCHEN – Über 80 friedliche Jahre sind seit dem Zweiten Weltkrieg vergangen, doch immer wieder tauchen Relikte auf. So erhielt Heimatforscher Franz Semlinger kürzlich zwei Gegenstände: eine ungewöhnliche Holzkiste und einen Granatsplitter in einer Baumscheibe.

In Neunkirchen gab es von 1943 bis Kriegsende am „Tankholzplatz“ ein russisches Kriegsgefangenenlager, in dem rund 50 Männer untergebracht waren. Sie wurden täglich zur Möbelfabrik Gruco in der Ortsmitte geführt. Genug Essen zu bekommen, das war ihre größte Sorge. Deshalb tauschten sie selbst gebastelte Gegenstände als Gegenleistung, wenn ihnen von der Neunkirchner Bevölkerung ein Laib Brot oder Kartoffeln über und unter dem Zaun durchgereicht wurden.

Auch die Kiste, die mit einem Brandeisen verziert wurde, muss dazugehört haben. Überliefert ist, dass die Gefangenen auch Bilderrahmen und sogar Skier und Schlitten anfertigten.

Stefan Walter betreut den Wald am Lenzenbühl und fällt kranke Bäume, so auch vor einigen Jahren. Beim Fällen eines Baums an der Bahnlinie nach Simmelsdorf ging seine Säge kaputt, da sie auf den Splitter eines Geschosses im Holz traf. Walter schnitt das Stück aus dem Baum und brachte es Semlinger.

Interessant ist, wie der Splitter wohl in den Baum kam: Züge waren ein Zielobjekt für amerikanische Flieger. Wenn Tiefflieger unterwegs waren, wurde als Warnung an jedem Bahnhof eine Flagge gehisst. Die Züge fuhren jedoch trotz dieser Warnung.

Am Weißen Sonntag, 8. April 1945, wurde vormittags der von Simmelsdorf kommende Personenzug beschossen. Er befand sich noch teilweise im Wald – dennoch gab es viele Verletzte, die in die Krankenhäuser nach Schnaittach und Lauf und ins Lazarett zur Ludwigshöhe gebracht wurden. Der Baum, in dem sich der Splitter fand, stand genau an der Stelle, an der sich der Angriff ereignete

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