NEUNKIRCHEN – In der katholischen Kirche Mariä Himmelfahrt in Neunkirchen wohnt schon seit längerer Zeit eine Mauerseglerkolonie. Jedes Jahr von Anfang Mai bis Mitte Juli kann man ihre tollkühnen Flugmanöver am Kirchturm beobachten: Auf der Jagd nach Insekten oder im Spiel jagen die Vögel mit lautem Rufen hintereinander her, umkreisen sich und stürzen unter waghalsigen Manövern in die Tiefe. Doch genauere Beobachtungen haben gezeigt, dass es maximal zehn geeignete Brutplätze an dem Gebäude gab – ein Team aus ehrenamtlichen Vogelschützern hat dies nun gemeinsam mit der Kirchengemeinde geändert. Und dabei gleich Platz auch für ein Turmfalkenpaar geschaffen.
Annette Vossen und Alexander Bergdolt vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) entwickelten einen Plan, die Mauersegler mit weiteren – langfristig gesicherten – Nistplätzen zu unterstützen. Verteilt auf beide Kirchtürme brachten sie insgesamt 25 von außen unsichtbare Kästen im Inneren der beiden Türme von Mariä Himmelfahrt an.
„In Kirchen setzen wir individuelle Lösungen ein – das ist alles Handarbeit. Im Handel erhältliche Nistkästen können wir in den beengten Verhältnissen nicht verwenden, denn im Kirchturm muss alles auf den Zentimeter genau passen“, wird Bergdolt vom LBV in einer Pressemitteilung zitiert.
Erstes Brutpaar angesiedelt
Nach der Installation der Nistkästen im April gab es bereits eine Erfolgsmeldung: In einem der Nistkästen hat sich noch im Juni ein erstes Brutpaar angesiedelt. Für die Eiablage war es schon zu spät, aber die beiden werden, so der LBV, „hoffentlich nächstes Jahr Anfang Mai zurückkehren und zwei bis drei Jungtiere aufziehen“. Bergdolt und Vossen rechnen damit, dass die Kolonie jedes Jahr um zwei bis fünf Paare wachsen wird. „Da die Mauersegler an der Kirche Mariä Himmelfahrt die einzige verbliebene Kolonie in Neunkirchen sind, war es uns besonders wichtig, sie zu unterstützen und langfristig zu sichern.“
Bei der Planung des Mauerseglerprojekts gab es eine Überraschung: Der Kirchenpfleger berichtete von einem Turmfalkenpaar. Das von den Tieren als Brutnische genutzte Fenstersims war aber nur eine Notlösung: Eier und Jungtiere waren dort Wind und Regen ausgesetzt. Deswegen wurde das Schutzprojekt kurzfristig um einen Turmfalkenkasten erweitert. Gerade rechtzeitig: „Noch am selben Tag hat einer der Turmfalken mit lautem Rufen den Kasten besetzt“, berichtet Vossen. Wenige Wochen danach konnte der LBV fünf gesunde Jungtiere beringen. Die Turmfalken behalten die Ringe ein Leben lang – über eine Datenbank können alle Informationen abgerufen und ergänzt werden.
Zum Ende der Brutzeit geht es in großen Schritten weiter: Auf Initiative des Bürgermeisters Jens Frankhähnel sollen sieben weitere Mauersegler-Nistkästen am Rathaus angebracht werden – direkt gegenüber der Kirche, so dass sie von der bestehenden Kolonie einfach gefunden werden können. Die Neunkirchener, so Bergdolt, sollten sich die akrobatischen Flugspiele wieder überall ansehen können, „so wie früher, bevor etliche unerkannte Nistplätze Renovierungen zum Opfer gefallen sind“.