„Wegweisende Wärmewende“

Kommunale Wärmeplanung: Der Markt Feucht stellt seine Zwischenbilanz vor

Über 200 interessierte Bürger kamen in die Feuchter Reichswaldhalle, um bei der Infoveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung dabei zu sein.
Über 200 interessierte Bürger kamen in die Feuchter Reichswaldhalle, um bei der Infoveranstaltung zur kommunalen Wärmeplanung dabei zu sein. | Foto: Markt Feucht2024/07/Waermeplanung-Feucht-Infoveranstaltung.jpg

FEUCHT – Der Markt Feucht bezeichnet sich selbst als Vorreiter bei der Umsetzung des Wärmeplanungsgesetzes vom 1. Januar 2024 und habe die kommunale Wärmeplanung als eine der ersten Kommunen in ganz Mittelfranken vorausschauend direkt in Angriff genommen. Ringsum gebe es bislang noch keinen abgeschlossenen Wärmeplan – Feucht wird ihn bis Ende des Jahres fertiggestellt haben, „in beachtlicher Vorreiterrolle auch in der Europäischen Metropolregion Nürnberg“, betont Bürgermeister Jörg Kotzur.

Die erste Zwischenbilanz zur Feuchter Wärmeplanung liegt bereits vor und wurde nun den Bürgern vorgestellt. Über 200 Interessierte kamen in die Reichswaldhalle, um sich über die ersten Pläne zur künftigen Wärmeversorgung von Feucht zu informieren.

Ziel der Bundesregierung ist es, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral heizt, denn am meisten CO2 emittiere der Wärmesektor. Im Zuge dessen muss Deutschland von den derzeit noch rund 75 Prozent fossilen Brennstoffen in Form von Gas und Öl auf erneuerbare Energien umstellen. Bis spätestens Mitte 2028 sollen alle der rund 11.000 deutschen Kommunen eine eigene Wärmeplanung haben.

Förderung für Wärmeplanung

Die für die bayerischen Kommunen relevante Gesetzgebung durch den Freistaat steht zwar noch aus, wird aber demnächst erwartet. Als Teil der nationalen Klimaschutzinitiative wird die kommunale Wärmeplanung für den Markt Feucht vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Wie kann sich die Marktgemeinde mit allen Privathaushalten und dem ansässigen Gewerbe im Rahmen seiner kommunalen Gegebenheiten bis 2040 (für Bayern) klimaneutral mit Wärme versorgen? Wie schafft es der Markt Feucht, von den bisherig fast flächendeckenden Energieträgern Gas und Öl wegzukommen und möglichst komplett auf erneuerbare Energien umzusteigen?

Das Energieberatungsunternehmen Rietzler Energiekonzept GmbH hat in Zusammenarbeit mit den Feuchter Gemeindewerken und dem Markt Feucht alle verfügbaren Daten zusammengetragen, um die aktuelle Wärmeversorgung der Marktgemeinde – etwa 75 Prozent Erdgas und Heizöl – mit dem momentanen Wärmebedarf festzustellen, der bei 174.264 Megawattstunden im Jahr liegt.

Als potenzielle neue Energieträger wurden für Feucht grundsätzlich die Solarthermie, die Geothermie, die Biomasse, das Abwasser und das Trinkwasser ausgemacht. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben wurde der Wasserstoff nur im vereinfachten Verfahren behandelt, ebenso wie geografisch bedingt auch die Tiefengeothermie und das Flusswasser als Energiequelle.

Hohe Deckungsrate möglich

Insgesamt könnten diese neuen Energieträger den jährlichen Energieverbrauch von Feucht um mehr als das Doppelte decken, wobei der Deckungsgrad sich faktisch noch klar reduziert durch miteinander konkurrierende Aspekte wie technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit oder auch Umsetzbarkeit aufgrund von Einschränkungen wie zum Beispiel ausgewiesenen Schutzgebieten.

„Für Feucht wird es am Ende ein Mix aus verschiedenen Energieträgern wie Geothermie, Abwasser und Trinkwasser sein, das lassen die Analysen bereits erkennen“, heißt es aus der Verwaltung. Im dezentralen Bereich würden vor allem Luftwärmepumpen die Versorgung übernehmen. Große Solarthermieanlagen fallen für Feucht aus, da so gut wie keine öffentlichen Freiflächen dafür im dicht besiedelten Wohnort vorhanden sind.

Voraussichtlich acht Teilgebiete

Mit jetzigem Stand, „der noch nicht finalisiert ist und durchaus noch ein Plus oder Minus erwarten lässt“, wie es heißt, kommen in Feucht voraussichtlich acht Teilgebiete für die Versorgung mit Wärmenetzen in Frage. „Ein Wärmenetz stellt dann für sein gewisses Ortsgebiet einen einzigen zentralen Energieträger für alle Anschlüsse zur Verfügung. Wirtschaftlich sinnvoll ist das ab einer Wärmedichte von 300 Megawattstunden pro Hektar im Jahr“, teilt die Marktgemeinde mit.

Damit wäre rund ein Drittel von Feucht mit kommunalen Wärmenetzen auf Basis erneuerbarer Energien versorgt. „Es bedarf jedoch noch weiterer Analysen, Planungen und Wirtschaftlichkeitsberechnungen“, stellt die Verwaltung klar. Für die übrigen zwei Drittel müssten dann dezentrale Lösungen gefunden werden. Davon wird auch der Ortsteil Moosbach betroffen sein, da die Bebauungsdichte hier zu gering ist für den Aufbau eines Wärmenetzes.

Die kommunale Wärmeplanung für den Markt Feucht ist weit vorangeschritten. „Die vielen Bürgerfragen bei der Informationsveranstaltung ließen erkennen, dass das Thema bei den Menschen angekommen ist und sie sich intensiv Gedanken über ihre künftigen Heizsysteme machen. In den nächsten Wochen wird die Wärmeplanung vervollständigt und in Zielsetzungen und Maßnahmen gegossen, so dass der Markt Feucht seine wegweisende Wärmewendestrategie konkret angehen und umsetzen kann“, heißt es in der Pressemitteilung.

Info: Fragen zur kommunalen Wärmeplanung: [email protected].

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