NÜRNBERGER LAND – „Tiefer Schmerz, große Trauer und Scham überkommen mich, wenn ich an die schrecklichen Ereignisse des 9. und 10. Juni 1944 denke“, erklärt Landrat Armin Kroder. „Umso mehr bedauere ich, dass die Mehrzahl der Täter nie zur Verantwortung gezogen wurde. Ich teile die Bitterkeit der Überlebenden, Hinterbliebenen und ihrer Nachkommen darüber, dass die Mörder damals nicht zur Verantwortung gezogen wurden und dass schwerste Verbrechen ungesühnt blieben.“ Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg ergänzt: „Es ist bitter und eine weitere dunkle Stunde deutscher Geschichte. Vergeblich haben die Hinterbliebenen der Opfer von Oradour jahrzehntelang auf eine gerechte Aufarbeitung gewartet.“
Beide betonen, dass sie als Lokalpolitiker alles dafür tun, dass das Gedenken an die Kriegsverbrechen von Oradour-sur-Glane und Tulle auch in Deutschland lebendig bleibt – damit sich solche Verbrechen nicht wiederholen und Aussöhnung und Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland weiterhin möglich und gefördert werden.
Beide Kommunalpolitiker belassen es nicht bei symbolischen Gesten, sondern tragen im Namen ihrer Gebietskörperschaften zum Erhalt des Märtyrerdorfes in Oradour-sur-Glane bei: Landrat Armin Kroder vollzieht den Beschluss des Kreistags Nürnberger Land und hat eine Spende in Höhe von 10.000 Euro veranlasst. Die Stadt Hersbruck spendet für den gleichen Zweck 5000 Euro. „Die Spenden sind ein kleiner Ausdruck unserer tiefen Wertschätzung für die Bedeutung des Märtyrerdorfes, für die Arbeit der Stiftung und der Verantwortung, die wir tragen, um das Märtyrerdorf für die kommenden Generationen zu bewahren“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Kroder und Ilg. Und weiter: „Der Landkreis Nürnberger Land und die Stadt Hersbruck wollen gerne mit dazu beitragen, dass die Erinnerung bewahrt und Oradour-sur-Glane ein Ort des Gedenkens und der Lehre aus der Geschichte bleibt.“
Größtes Massaker Westeuropas
Die Massaker von Tulle am 9. Juni 1944 und Oradour am 10. Juni 1944 waren NS-Kriegsverbrechen an der Bevölkerung. Am 10. Juni ermordeten SS-Einheiten nahezu alle Einwohner Oradours, nur 36 von ihnen überlebten.
Es war mit 643 Opfern das zahlenmäßig verheerendste Massaker während des Zweiten Weltkriegs in Westeuropa. Die Ruinen des völlig zerstörten Ortes Oradour – er liegt nordwestlich von Limoges – wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zum historischen Denkmal erklärt und bleiben als Mahn- und Gedenkstätte erhalten. Die Spenden aus dem Nürnberger Land sollen dazu beitragen, das Märtyrerdorf auch für künftige Generationen zu bewahren. Das heutige Oradour-sur-Glane wurde nordwestlich des zerstörten Dorfes neu aufgebaut.