Gorbatschow faszinierte

Der Moskauer Balalaikavirtuose Prof. Andreij Gorbatschow im Schloss.
Der Moskauer Balalaikavirtuose Prof. Andreij Gorbatschow im Schloss.2012/02/5_2_3_2_20120217_HENF.jpg

HENFENFELD – Aus Russland kommt nicht nur sibirische Kälte, sondern auch eine wunderbare Musik. Dies konnten die Gäste im Schloss feststellen, als der Moskauer Balalaikavirtuose Prof. Andreij Gorbatschow und sein Partner Lothar Freund ein Konzert gaben.

Warum der Balalaikastar auf seiner Deutschlandtour ausgerechnet nach Henfenfeld kam, erklärte Denette Whitter eingangs damit, dass dem Duo das besondere Ambiente des Schlosses gefiel.

Gorbatschow, der mit seinem berühmten Namensvetter nicht verwandt ist, wurde in Woronesch, rund 500 Kilometer südlich von Moskau, geboren. 1994 schloss er an der berühmten Moskauer Musikhochschule „Gnessin“ im Fach Balalaika mit der höchsten Auszeichnung ab. Er spielte schon vor der englischen Queen Elizabeth II. und unternimmt zahlreiche weltweite Konzertreisen. Mit seinem deutschen Klavierbegleiter Lothar Freund ist er seit dem Jahr 2000 unterwegs – quasi als Missionar der Balalaika.

Diese ist das russische Instrument schlechthin, ein Instrument mit nur drei Saiten, wobei zwei aus Nylon und eine aus Stahl bestehen. Wie auch im Violinbereich gibt es Abwandlungen in verschiedenster Größe. Prof. Andreij Gorbatschow spielt auf einem eigens für ihn hergestellten Instrument.

Die vielseitigen Spielweisen, welche auf der Balalaika möglich sind, erklärte Lothar Freund dem Publikum.

Schon bei den Variationen über Themen von Corelli, komponiert von Giuseppe Tartini, und zwei Sonaten von Domenico Scarlatti war das Publikum verblüfft. Mit rasantem Tempo ließ Gorbatschow die Finger über die Saiten flitzen. Sein Spiel auf dem dreieckigen Instrument war hör- und sehenswert zugleich.

Pavel Necheporenko hatte speziell für ein Balalaikasolo Variationen über das Thema aus dem Caprice Nr. 24 von Niccolò Paganini bearbeitet. Wundervolle Klänge mit feinen Nuancen begeisterten das Publikum, ein besonderes Flair entstand auch durch die Nähe zum Interpreten.

Der zeitgenössische russische Komponist Efrem Podgaits schrieb speziell für Andreij Gorbatschow ein Concerto für Balalaika und Klavier. In diesem Werk wurden die Gefühle der Bevölkerung nach der Perestroika musikalisch aufgearbeitet. Sehr impulsiv und vielschichtig ist das Stück aufgebaut, gespickt mit weiten Sprüngen und atemberaubenden Läufen. Hörenswert waren die Soloeinlagen der Balalaika, voller Urgewalt das Finale.

Igor Frolow komponierte eine Konzertfantasie über Themen aus „Porgy and Bess“ von George Gershwin. Diese arrangierte Gorbatschow für die Balalaika. Mit tosendem Beifall wurden Zugaben gefordert, die mit der legendären „Kalinka“ und einem russischen Tanz erfüllt wurden. Damit endete eines der spektakulärsten Konzerte im Roten Saal.

Johann Dechant

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