Krönender Abschluss des Jubiläums: Seehofer in Schnaittach

Unter den Augen von Schnaittachs erstem Bürgermeister Georg Brandmüller (l.) und dessen Stellvertreterin Karin Müller trägt sich der Ministerpräsident ins Goldene Buch der Marktgemeinde ein
Unter den Augen von Schnaittachs erstem Bürgermeister Georg Brandmüller (l.) und dessen Stellvertreterin Karin Müller trägt sich der Ministerpräsident ins Goldene Buch der Marktgemeinde ein2012/01/36380_csuschnaittempfangseehofergoldenesbuch_New_1326036367.jpg

SCHNAITTACH — Das gab es in Schnaittach noch nie: Der amtierende Bayerische Ministerpräsident gab sich die Ehre. Über 250 Gäste waren am Samstag zum Neujahrsempfang der CSU Schnaittach in die Aula der Mittelschule gekommen, um Horst Seehofer zu sehen.

Mit vollem Einsatz und allen Überredungskünsten hatte zweite Bürgermeisterin Karin Müller lange um den Ministerpräsidenten gebuhlt. Wie hartnäckig die CSU-Frau sein kann, davon weiß Horst Seehofer jetzt ein Lied zu singen. Immer wieder habe Karin Müller ihn davon zu überzeugen versucht, anlässlich des 1000-jährigen Bestehens der Marktgemeinde nach Schnaittach zu kommen. „Letztendlich habe ich kapitulieren müssen“, erzählte er in der Mittelschule. Und weil das Jubiläumsjahr offiziell eigentlich schon vorbei ist, haben die Schnaittacher es kurzerhand um sieben Tage verlängert. 

Neben vielen CSU-Politikern aus dem Landkreis, waren auch Vertreter anderer Parteien, von Vereinen, Organisationen, aus der Wirtschaft und interessierte Bürger gekommen. Sie alle erwarteten gespannt die Ankunft des Ministerpräsidenten und ließen sich auch von dessen rund 40-minütiger Verspätung nicht aus der Ruhe bringen. Zum Defiliermarsch der Blaskapelle Rothenberg betrat Seehofer schließlich die Aula und kam schon auf den ersten Metern aus dem Händeschütteln kaum heraus.

Glückwünsche für Schnaittach 

Mit seinen 1000 Jahren sei Schnaittach ein „stolzes Gebilde“ in Bayern, sagte Seehofer zu Beginn seiner Ansprache, die er ohne Manuskript vortrug. Es gebe nur eines, das noch älter ist, und das sei Bayern selbst, das auf eine rund 1500-jährige Geschichte zurückblicken könne. Und so war Seehofers Rede vor allem ein Lobgesang auf den Freistaat, der in allen Bereich hervorragend dastehe: finanziell, wirtschaftlich sowie in den Bereichen Bildung und Sicherheit.

„Bayern ist attraktiv“, erklärte Seehofer. Die Vollbeschäftigung sei erreicht, Jugendarbeitslosigkeit ein Fremdwort. Als einen Grund dafür nannte der Ministerpräsident die florierende Wirtschaft, die vor allem durch die vielen erfolgreichen und innovativen mittelständischen Betriebe gestützt werde. Ein anderer Grund sei das bayerische Schulsystem, das nicht auf eine Gemeinschaftsschule setze, sondern jeden Schüler seiner Talente entsprechend fördere. Stellvertretend für alle Pädagogen bedankte er sich bei der Hausherrin, Schulleiterin Gabriela Scheicher, für den motivierten Einsatz der Pädagogen. 

Als reichstes Bundesland Deutschlands zahlt Bayern im Jahr 2012 3,5 Milliarden Euro an die anderen Bundesländer. „Das ist die Hälfte des Finanzausgleichs“, erklärte Seehofer. „Deshalb sage ich zu Angela Merkel auch immer, dass uns auch die Hälfte Deutschlands gehört“, scherzte der Ministerpräsident und bekam dafür viel Beifall. Bayern steht finanziell gut da. Zum siebten Mal in Folge kommt der Haushalt 2012 ohne neue Schulden aus. Im Gegenteil: Es können sogar alte Schulden getilgt, Rücklagen gebildet und sieben Milliarden Euro an die Kommunen weitergegeben werden.

Er kenne die Probleme der Landkreise, Städte, Märkte und Gemeinden, die finanziell stark belastet sind, ging Seehofer auf das Thema ein, dass den Lokalpolitikern zurzeit am meisten unter den Nägeln brennt. Es sei wichtig gewesen, die Verantwortung der Grundsicherung an den Bund zu übertragen. „Die Kommunen sind doch kein Sozialamt.“ Bayern werde sich außerdem weiter für den Erhalt der Gewerbesteuer einsetzen und dafür, dass die Kommunen weiter entlastet werden, indem die Eingliederungshilfe für Behinderte als gesamtdeutsche Aufgabe ebenfalls an den Bund abgegeben wird. 

Seehofer schnitt auch bundespolitische und europäische Themen an. Er dementierte, dass man sich in Berlin bereits über einen Nachfolger für Bundespräsident Christian Wulff berate und sprach sich für die viel kritisierte Vorratsdatenspeicherung aus, die wichtig sei für die Arbeit der Sicherheitsbehörden. Zur Euro-Krise sagte er: „Wird sind bereit, anderen Staat bei der Überwindung ihrer Schwierigkeiten zu helfen. Aber nur, wenn diese Länder auch konsequent ihre Schulden abbauen.“ Wenn ein Land dies nicht wolle, müsse es notfalls aus der EU ausgeschlossen werden. „Wir können nicht zulassen, dass die EU eine Schuldenunion wird.“

Als größten Schatz Bayerns bezeichnete der Ministerpräsident die Menschen, den Gemeinschaftssinn, die Traditionen, die hierzulande besonders gepflegt würden, und die Vielfalt der Städte und Gemeinden. Besonders hob er die Ehrenamtlichen hervor, die sich in vielen Organisationen engagierten und ohne die „auch Bayern nicht funktionieren würde.“ 

Für das Jahr 2012 wünschte Horst Seehofer den Besuchern vor allem Gesundheit und dass sie von negativen Überraschungen verschont bleiben mögen. Jeder solle sich hin und wieder Zeit nehmen, innezuhalten und sich auf das Wesentlich konzentrieren. Für diese Worte bekam der Ministerpräsident anhaltenden Applaus.

Eintrag ins Goldene Buch 

Mit den Worten „Glück und Gottes Segen für Schnaittach“ trug sich Seehofer anschließend in das Goldene Buch des Marktes an, das SPD-Bürgermeister Georg Brandmüller im Gepäck hatte.

Um ihrem prominenten Gastredner möglichst viel Zeit einzuräumen, hatten sich die Redner aus dem Landkreis zuvor kurz gefasst. Karin Müller hieß die vielen Ehrengäste willkommen und überreichte dem Ministerpräsidenten die Schnaittacher Chronik, die im Jubiläumsjahr erschienen war, und einen Korb mit fränkischen Leckereien. Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler erinnerte sich an die Momente, die sie in ihrem politischen Tun bestätigten, nämlich wenn sich Bürger bei ihr für ihren Einsatz bedankten. Bezirks- und Kreisrat Norbert Dünkel zählte Erfolge der CSU im Nürnberger Land auf und wies auf die Herausforderungen hin, die auf den Landkreis zukommen werden. Hier nannte er den demografischen Wandel und die Ausbildung von Fachkräften. 

Im Anschluss an den offiziellen Teil bildete sich schnell eine Menschentraube um Horst Seehofer. Jeder, so schien es, wollte ein Autogramm ergattern oder sich mit dem Ministerpräsidenten für ein Erinnerungsfoto ablichten lassen. Dann bedienten sich die Besucher am kalten Büffet, das Mitglieder der CSU Schnaittach und der örtlichen Frauenunion sowie Parteifreunde zubereitet hatten. Nun konnten sich auch die Kräfte des BRK, der BRK Bereitschaft, der Feuerwehr und der Polizei entspannen. Sie alle hatten in der Mittelschule zum Dienst antreten müssen – das ist Vorschrift, wenn ein so wichtiger Gast zu Besuch kommt.

Auch nachdem Seehofer sich längst wieder verabschiedet hatte, standen die Schnaittacher noch lange zusammen und ließen den Abend Revue passieren. Fazit: Der Besuch des Ministerpräsidenten war definitiv ein Highlight für die Marktgemeinde. 

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