Kosten sehr hoch

Ist die Tagespflege eine gute Alternative zu Pflegeheimen?

Tagespflege-Gast Monika Graßer-Schmidt mit dem Ergebnis einer Pflanzaktion in der Tagespflege.
Tagespflege-Gast Monika Graßer-Schmidt mit dem Ergebnis einer Pflanzaktion in der Tagespflege. | Foto: Georg May2023/08/Tagespflege-Rummelsberg.jpeg

SCHWARZENBRUCK – Seit Jahren wird die Pflege im Heim immer teurer. Das gilt selbstverständlich auch für das Nürnberger Land. Da sucht so mancher eine Alternative zum Heim, zumal sich die meisten Menschen wünschen, bis zuletzt in ihrer eigenen Wohnung versorgt zu werden. Die Bewohner des Stephanushauses in Rummelsberg und deren Angehörige haben jüngst die Ankündigung einer monatlichen Heimkostenerhöhung um rund 570 Euro bekommen, wie Diakon Werner Schmidt, der Verbundleiter des Altenhilfeverbunds Rummelsberg und Leiter des Stephanushauses, mitteilt.

Dies sei zwar nicht der endgültige Betrag, da sich die Einrichtung mit den Kostenträgern, den Pflegekassen und dem Bezirk einigen muss und auch der nach Aufenthaltsdauer gestaffelte Rabatt durch die Pflegekasse noch weggehe. Und dennoch stoßen immer mehr der Betroffenen an die finanziellen Grenzen. Der Bundesdurchschnitt des Eigenanteils habe zum 1. Juli bei 2548 Euro gelegen.

„Im wesentlichen kommt die Erhöhung durch gestiegene Personal- sowie gestiegene Sachkosten zustande“, sagt Schmidt. Derzeit betreuen 120 Angestellte 95 Bewohner im Stephanushaus. Anna-Dorothea Gleißner, die seit sieben Jahren Pflegefachkraft in der Senioren-Tagespflege SenTa in Rummelsberg ist, erklärt, wann eine Tagespflege für pflegebedürftige Senioren sinnvoll ist und was sie alles bietet.

„Generell macht die Tagespflege Sinn bei Menschen, deren Versorgung zu Hause nicht mehr in ausreichendem Umfang möglich ist. Dabei kann schon Einsamkeit eine nicht ausreichende Versorgung begründen, denn zum Menschsein gehören soziale Kontakte“, sagt Gleißner. Auch Menschen ohne Pflegegrad könnten daher Tagespflegeeinrichtungen besuchen, allerdings müssen sie die Kosten dann selbst tragen. „Mit dem Angebot der Tagespflege möchten wir Vereinsamung, Teilnahmslosigkeit und Depression bei Seniorinnen und Senioren vorbeugen“, betont die Pflegefachkraft. Durch Aktivierung und Mobilisation möchten die Pfleger zudem Bewegungseinschränkungen verhindern oder verbessern. Außerdem gibt eine klare Tagesstruktur, die speziell demenzkranken Gästen Halt und Sicherheit gibt.

Der Tagesablauf sieht wie folgt aus: Geöffnet ist die Tagespflege ab 7.30 Uhr. Die ersten Gäste werden von ihren Angehörigen gebracht, wer den Fahrdienst nutzt, kommt gegen 8.30 Uhr. Start ist mit einem gemeinsamen Frühstück. Im Anschluss ist die Zeitungsrunde beliebt, hier wird die lokale Zeitung vorgelesen und die Artikel werden diskutiert. Danach gibt es ein Aktivierungsprogramm, das kann das gemeinsame Vorbereiten eines Essens, Gedächtnistraining oder eine Gymnastikrunde sein. Dreimal in der Woche bietet das Stephanushaus eine Andacht an, bei einigen Besuchern ist die sehr gefragt. Gegen 12 Uhr gibt es das Mittagessen, anschließend genießen viele Gäste ein Mittagsschläfchen. Am Nachmittag werden eine gemeinsame Spielerunde oder ein Spaziergang durchgeführt, ehe gegen 15 Uhr der Nachmittagskaffee wartet. Danach machen sich die Gäste langsam für den Bus fertig, der sie dann ab 15.30 Uhr nach Hause bringt.

Während des Aufenthalts werden auch pflegerische Leistungen erbracht. Allerdings sieht der bayrische Rahmenvertrag für die Tagespflege vor, dass grundpflegerische Leistungen, zum Beispiel Waschen oder Anziehen, in der häuslichen Umgebung erbracht werden. Selbstverständlich wird aber die während des Besuchs erforderliche Pflege geleistet. Das geht von Toilettengängen mit Intimpflege, Insulinspritzen, Medikamentengabe bis hin zum Verbandswechsel. Dadurch kann je nach häuslichen Verhältnissen das Angebot zumindest lange Zeit, wenn nicht gar vollständig, ein Heim ersetzen. Die Wohnung sollte einigermaßen barrierefrei sein, jemand im Haus oder unmittelbar in der Nähe wohnen, um nachts und am Wochenende die Versorgung sicherzustellen. Auch kann ein ambulanter Pflegedienst zu Hause parallel unterstützen. Ist das soziale Umfeld intakt, kann die Versorgung in einer Tagespflege einen Umzug in ein Pflegeheim vermeiden.

Die Tagespflege ist ein gut finanziertes Angebot der Pflegekasse. Zum Beispiel zahlt ein Ehemann für seine Frau, Pflegegrad 4, fünf Besuche in der Woche, rund 400 Euro Eigenanteil im Monat. Allerdings ohne Fahrdienst, dessen Kosten sind kilometerabhängig. Die Berechnung ist dabei komplex, da sie abhängig vom Pflegegrad, der Anzahl der Besuche und der Nutzung des Fahrdienstes ist. Wichtig ist, dass die Tagespflege ein zusätzliches Angebot zum Pflegegeld oder den Pflegesachleistungen eines ambulanten Pflegediensts sind. Wegen verschiedener Faktoren sind in der Rummelsberger Tagespflege Plätze frei. Nach Corona scheuen sich einige Menschen, wieder Zeit in Gemeinschaft zu verbringen. Dann ist das Angebot immer noch bei vielen Angehörigen unbekannt. Gerade Demenzkranke scheuen den mit der Tagespflege verbundenen Ortswechsel, da ihnen Veränderungen Angst machen. Mit viel Geduld und gutem Zureden kann dem aber entgegengewirkt werden. Auch ist der südliche Landkreis ganz gut mit Tagespflegen aufgestellt, in den letzten Jahren haben in Feucht zwei und in Altdorf eine Tagespflege eröffnet. Dazu kommen noch die Einrichtungen in Wendelstein und Pyrbaum, die in der Nähe sind.

Info: Interessierte an einem freien Platz in der Senioren-Tagespflege SenTa können sich an die Verwaltung des Altenhilfeverbunds Rummelsberg unter der Telefonnummer 09128/502360 wenden.

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