Doppelter Kunigunden-Charme

Melina Kohl (links) wird in Schnaittach die Kaiserin „spielen“ und Theresa Popp auf dem Kunigundenfest. Foto: Ziegler
Melina Kohl (links) wird in Schnaittach die Kaiserin „spielen“ und Theresa Popp auf dem Kunigundenfest. Foto: Ziegler2011/07/24905_New_1309524363.jpg

LAUF — Zum ersten Mal beim Laufer Kunigundenfest teilen sich in diesem Jahr zwei Laufer Mädchen die Rolle der Kaiserin Kunigunde – weil sich Termine überschneiden, die die Kaiserin wahrnehmen muss. Theresa Popp und Melina Kohl heißen sie – und für beide war die Kunigunde schon immer ihre Traumrolle.

Hatte es nicht schon immer zwei Kunigunden gegeben? Ja. Eine „Sommer-“ und eine „Winterkunigunde“. Die eigentliche Kunigunde also, die im Sommer „ihr“ Fest eröffnet, und ein Mädchen als Ersatz, falls die Haupt-Kunigunde kurzfristig ausfällt. Die Ersatz-Kaiserin darf dann, quasi als Entschädigung, auf dem Laufer Weihnachtsmarkt auftreten. 2011 aber werden zwei „echte“ Sommer-Kunigunden benötigt, weil prominente Jubiläen gefeiert werden, bei denen die Anwesenheit der Kaiserin vonnöten ist.

Die Gemeinde Kaufungen im nordhessischen Landkreis Kassel begeht ihr 1000-jähriges Bestehen. Dort hat die Heilige Kunigunde ab 1017 gelebt und ein Kloster gestiftet, in dem sie auch im Jahre 1033 starb. Deswegen haben sich die Kaufunger einen Besuch der Laufer Kaiserinnen-Darstellerin zu ihren Feierlichkeiten gewünscht. Gerne hatte Jutta Auernheimer schon im letzten Jahr diesen Besuch zugesagt – und danach erfahren, dass zeitgleich mit Kaufungen die Nachbargemeinde Schnaittach ihr 1000-Jähriges feiert, zwei Wochen nach dem Kunigundenfest. Und sich auch einen Kunigunden-Besuch wünscht. Also mussten zwei Mädchen her.

In Frage kommen nur junge Damen, die die achte Klasse einer Laufer Schule besuchen – Realschule und Gymnasium ausgenommen, weil diese streng genommen zum Landkreis und nicht zur Stadt gehören. Kunigunden- oder Bertleinschülerinnen müssen es also sein. Jahrelang hatte Jutta Auernheimer die Achtklässerinnen sanft überreden müssen – der Ritt an der Spitze des Festzugs, das Sprechen des Prologs, die viele Aufmerksamkeit hatten die Mächen wohl abgeschreckt. Schon seit einigen Jahren aber sei die Rolle wieder populärer geworden, so Auernheimer. Sechs junge Damen hatten sich in diesem Jahr beworben.

„Schon immer bewundert“

Beim „Heimspiel“ auf dem Kunigundenfest wird Theresa Popp aus Kuhnhof die Kunigunde spielen – ebenso in Kaufungen. Die 14-Jährige, großgewachsene Sportlerin war schon als Kind jedes Jahr beim Festzug dabei und kann sich noch erinnern, dass sie einmal ein Buchstabenkind war. Die Kunigunde hat sie schon immer toll gefunden. „Wie sie da so prachtvoll auf ihrem Pferd sitzt, mit dem schönen Gewand, das hab ich schon immer bewundert“, erzählt sie. Das Reiten bereitet ihr keine Sorge, das war eine Zeitlang ihr Hobby. „Um im Schritt da hoch geführt zu werden, reicht es auf jeden Fall“, sagt sie. Auch das Sprechen des Prologs ist für sie keine Horrorvorstellung, sie kann ihn längst auswendig.

Neben dem Kunigundenfest spielt Wasser eine große Rolle in Theresas Leben. Sie schwimmt bei der Wasserwacht und bei der SG Lauf und sie segelt. Ein ungewöhnliches Hobby in unseren Breiten – der Brombachsee bietet ihr die nächste Gelegenheit. Eine feste Stimme ist wichtig für die Kunigunde – kein Problem für Theresa, denn sie singt im Chor der evangelischen Kirchengemeinde, „obwohl ich katholisch bin“, fügt sie lachend hinzu.

Die Bertleinschülerin – wegen des M-Zweigs ist sie von der Kunigundenschule gewechselt – hat viele Pläne für die Zukunft: Fachoberschule, Studium – aber eher nichts Technisches. „Mathe kann ich gar nicht“, gibt sie zu. Muss sie auch nicht, zumindest am Sonntag.

Bei Melina Kohl, die beim Schnaittacher Jubiläum die Kaiserin spielen wird, liegt das KunigundenGen in der Familie: „Die Schwester meiner Oma war auch schon einmal Kunigunde“, berichtet sie. Melina selbst ist ebenfalls jedes Jahr beim Festzug mitgelaufen – „meine Eltern waren im Spielmannszug, da war das klar“ – und hat zur Kaiserin aufgeblickt. „Ich wusste schon immer, dass ich das mal machen will“, berichtet die aufgeweckte 14-Jährige. Und der Prolog? „Kein Problem, ich bin eine echte Rampensau.“

Auch anderweitige Laufer Fest-Erfahrung hat sie schon gesammelt: „Ich war als Kind mal Christkind beim Weihnachtsmarkt. Da hab ich bei einer Tombola die Gewinner vorgelesen – kein Problem.“ Wenn sie gerade nicht als Kaiserin verkleidet ist, macht sie jede Menge Sport, hat sich aber bisher nicht für eine bestimmte Art entscheiden können. „Fußball, Ballett, Reiten, ich hab‘ alles schon probiert“, sagt sie. Die Abneigung gegen technische Berufe teilt sie nicht mit ihrer Freundin Theresa: „Ich habe schon eine Ausbildungsstelle als Bauzeichnerin bei einem Architekten“, berichtet sie stolz.

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