Feier mit Respekt und Herz

Franz Semlinger (3. v. l.) nach seinem letzten großen Auftritt in der Hauptschule, flankiert vom Elternvertreter Reinhard Beierlein, Bürgermeister Brandmüller, Ehefrau Marianne, Konrektor Werner Wagner und Bürgermeister Gumann. Foto: Scholz
Franz Semlinger (3. v. l.) nach seinem letzten großen Auftritt in der Hauptschule, flankiert vom Elternvertreter Reinhard Beierlein, Bürgermeister Brandmüller, Ehefrau Marianne, Konrektor Werner Wagner und Bürgermeister Gumann. Foto: Scholz2010/07/Semlinger_Abschied_Hauptsch.jpg

SCHNAITTACH — Der Schnaittacher Hauptschulrektor Franz Semlinger geht in den Ruhestand und wollte dies eigentlich nicht größer feiern. Eigentlich. Aus einer kleinen festlichen schulinternen Verabschiedung wurde dann aber gestern doch ein sehr herzlicher und stimmiger eineinhalbstündiger Akt mit Bürgermeistern, Pfarrern und Kollegen. Das Lehrerkollegium, die Grußredner und Schüler würdigten mit ihren Beiträgen zur Veranstaltung einen für die Sache engagierten Theologen und Pädagogen, der auch unbequeme Standpunkte konsequent vertrat.

Konrektor Werner Wagner, der mit Semlinger sieben Jahre in Schnaittach eng und – wie deutlich wurde – gut zusammengearbeitet hat, hatte die Feier organisiert. „Am liebsten hätte er sich unauffällig bei der Abschlussfeier der 9. Klassen mit verabschiedet, zu dieser eigenen Feier musste er erst überredet werden“, sagte der Mitstreiter aus dem Nähkästchen plaudernd.

Wagner charakterisierte den 63-jährigen Jung-Ruheständler treffend als Perpetuum Mobile, als immerwährend in Bewegung, was physikalisch unmöglich ist, in Semlinger aber menschenmöglich geworden sei. Denn der Schulchef sei meist der Erste gewesen der in die Schule kam und der Letzte der ging.

Und das, obwohl der scheidende Rektor viele Ehrenämter hat und in seiner Freizeit vielen, überwiegend gesellschaftlich nützlichen Interessen nachgeht. So ist Semlinger nicht nur regelmäßiger Stadiongast beim Club, sondern auch Schöffe und natürlich in Neunkirchen der Chef des äußerst rührigen Heimatvereins.

Aus allen Redebeiträgen, ob von Wagner, Bürgermeister Georg Brandmüller, Pfarrer Wilfried Römischer oder Elternbeiratsvorsitzendem Reinhard Beierlein kam klar heraus, dass für Semlinger die Schüler und deren Qualifikation beruflich und fürs Leben stets das Wichtigste waren. Kritik klang an, als Römischer etwa von anfänglichen atmosphärischen Störungen sprach oder Wagner von „zwischenmenschlichen Gewittern“.

Es folgte aber bei allen stets das dicke und dankbare Aber: „Er konnte dieses Riesenprogramm aus Engagement für Schule und Gesellschaft nur durchstehen, indem er ständig unter Dampf stand und mit hoher Selbstdisziplin all dies nacheinander abarbeitete“, so Wagners Erklärung. Elternsprecher Beierlein stellte fest, dass „Reibung aber auch Wärme erzeugt“. Und davon war beim Abschied viel zu spüren.

Semlinger arbeitete stark ergebnisorientiert. Das wurde deutlich in seiner aus Zeitnot kurzen Abschiedsrede, in der er über die Schüler sagte: „Ich war nicht immer ein bequemer Lehrer, habe viel gefordert und ich war streng, aber heute können viele ehemalige Schnaittacher Schüler sagen, sie haben hier das Rüstzeug für ihren weiteren Lebensweg bekommen.“ Er verwies auf die 75 Prozent, die den  Quali jedes Jahr geschafft haben und darauf, dass Betriebe „unsere Schüler immer gerne nehmen“.

Dies stützte auch Bürgermeister Brandmüller. Semlinger habe die Schule aber ebenso in ihrer Ausstattung hartnäckig vorangebracht, sie sei heute „bestens bestellt“. Der Rektor habe sich auch durch Schwierigkeiten nicht entmutigen lassen. Dies bezog der Schnaittacher Rathauschef bewusst auch auf die Mittelschul-Diskussion, die Schnaittach mit dem Schulamt und der Regierung hartnäckig führte.

Brandmüller: „Vielleicht hätten wir beide zu Reformvorschlägen der Regierung und Vorgaben des Staatlichen Schulamts lieber geschwiegen. Mit dem ehrlichen Vertreten kritischer Meinungen schafft man sich leider nicht nur Freunde.“

Nicht nur der Bürgermeister sprach dieses Thema an, sondern auch die Lehrer in einem Sketch und Semlinger selbst: „Ich bin froh, diesen Beruf ergriffen zu haben, aber es ist immer schwieriger geworden“, die Vorgaben des Ministeriums und des Staatlichen Schulamts seien strikt durchzuführen. Als Beispiele nannte er die Fächerneuordnungen und die Mittelschule.

Was der Rektor in der Kürze der Zeit nicht sagte, aber in seiner längeren Rede vorbereitet hatte: „Es wird zuviel herumverbessert statt die Schullandschaft völlig neu zu gestalten.“ Die Schulpolitik lasse sich vom schlechten Image der Hauptschulen in den Großstädten blenden, in kleineren Städten und Gemeinden werde aber gute Arbeit geleistet.

Die Lehrerkollegen und die Schüler, unter anderem in der „AG Band“, bereiteten Semlinger einen gelungenen, unterhaltsamen Abschied mit einigen guten Ideen. Es fehlten von keiner Seite Worte des Dankes.

Der Pensionär begann seine Schullaufbahn 1974 in Aschaffenburg und kam über Nürnberg (Volksschule Uhlandstraße ab 1979) in die Laufer Bertleinschule (ab 1989), wechselte als Rektor in die damalige Grund- und Teilhauptschule Heuchling (ab 1993), ehe er 2003 Schnaittacher Hauptschulleiter wurde.

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren