Gute Jahre im Lebenslauf

FEUCHT – Beide brechen zu neuen Stellen auf. Sie wechselt nach Allersberg, er ins Dekanat Markt Einersheim. Beide haben viele Erinnerungen während der Zeit in Feucht gesammelt. Und beiden fällt – trotz der Vorfreude auf neue Aufgaben – der Abschied schwer: Was läge näher als das in einer gemeinsamen Predigt zum Thema zu machen? Mit einem Gottesdienst in St. Jakob und anschließendem Empfang haben Pfarrerin Martina Strauß und Pfarrer Armin Ehresmann der evangelischen Kirchengemeinde Feucht auf Wiedersehen gesagt.
Bis auf den letzten Platz waren die Bänke in St. Jakob besetzt. Die meisten der Kirchenbesucher: Gemeindemitglieder, die noch einmal zusammen mit Martina Strauß und Armin Ehresmann Gottesdienst feiern wollten. Aber auch Kirchenvertreter verschiedener christlicher Konfessionen aus den umliegenden Gemeinden, Ruhestandspfarrer, Mitglieder der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde und andere Besucher aus dem Umland waren unter den Gästen. Ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr Strauß und Ehresmann während ihres pastoralen Auftrags in Feucht den Menschen über die Grenzen der Marktgemeinde ans Herz gewachsen sind. Und das konfessionsübergreifend.
Nach mehr als 18 Jahren wechselt Martina Strauß zu einer Pfarrstelle in Allersberg. Im Sommer 1991 hatte sie als Pfarrerin zur Anstellung in Feucht angefangen. Bis 2001 betreute sie den dritten Sprengel, dann den Sprengel II und Moosbach. Für Armin Ehresmann geht nach vier Jahren sein Pfarrvikariat zu Ende. Als er seine Stelle im Frühjahr 2006 antrat, übernahm er zunächst Sprengelarbeit in einem großen Gemeindesprengel. Bald zählten auch Vertretungen im ersten Sprengel zu seinen Aufgaben. Jetzt wird er eine Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Schornweisach-Vestenbergsgreuth antreten.
Festlich spielte der Posaunenchor unter der Leitung von Ralf Tochtermann zum Beginn des Gottesdienstes auf. Dekan Jörg Breu, Pfarrer Roland Thie, Pfarrerin Barbara Thie, Pfarrerin Martina Strauß, Pfarrer Armin Ehresmann und mit ihnen mehrere andere Geistliche zogen in die Kirche ein. Neben den Posaunenspielern begleiteten der Kirchenchor unter der Leitung von Michaela Zeitz und an der Orgel Wolfgang Jacob die Messfeier.
Thema der Lesung war eine Bibelstelle aus dem Römerbrief des Apostels Paulus: „Wir rühmen uns ebenso unserer Bedrängnis.“ Eine schwierige Aufgabe, daraus eine Abschiedspredigt abzuleiten. Noch dazu, wenn es eigentlich zwei Abschiedspredigten sein müssten. Martina Strauß und Armin Ehresmann lösten die Herausforderung mit viel Charme auf ihre ganz eigene Weise. In einem Dialog betrachteten sie die Bibelstelle genauer. Abwechselnd sprach sie von der Kanzel und er vom Ambo aus.
Für beide steht der Wechsel in eine neue Pfarrstelle an. Um sich dafür zu bewerben, mussten sie ihre Lebensläufe vorlegen. Und die mussten lückenlos sein. Genauso müsse jeder Christ in Gedanken über sein Leben Bilanz ziehen, so Strauß und Ehresmann. In jedem Lebenslauf gäbe es Unerklärliches. Ereignisse, die man selbst nicht in der Hand habe. Diese Bedrängnisse als Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren sei die Bedingung, um daraus zu lernen. „Für uns sind die Feuchter Jahre jedoch gute Jahre in unserem Lebenslauf gewesen“, betonte Pfarrerin Strauß. Vor allem habe das an den Menschen in der Gemeinde gelegen, die sich für ihre Mitmenschen ungeachtet der Konfession engagierten.
Anschließend verabschiedete sich Dekan Jörg Breu in einer Ansprache von den beiden Geistlichen. Er lobte Martina Strauß‘ warmherzige Art auf andere zuzugehen, ihr Gespür, nie die Grenzen ihrer Mitmenschen zu überschreiten, und ihren selbstironischen Humor. Breu bedankte sich auch Martina Strauß‘ Ehemann Hans Joachim Strauß für sein Engagement als „männliche Pfarrfrau“. Für Armin Ehresmann stehe nach dem Ende des Vikariats eine große Herausforderung seiner Berufslaufbahn an, so Breu weiter. Während der Jahre in Feucht sei Ehresmann in die Rolle des Gemeindeseelsorgers hineingewachsen und könne nun als „a gestandener Pfarrer“ die neue Stelle antreten. Zum Ende des Gottesdienstes wurden Strauß und Ehresmann von Dekan Breu von ihren Aufgaben in der evangelischen Gemeinde Feucht entpflichtet.
Weiter ging es mit den Abschiedsfeierlichkeiten bei einem Empfang im evangelischen Gemeindehaus. Mit einem Lied des Kirchenchors startete das bunte Programm. Später sangen alle Gäste im Saal für Strauß und Ehresmann einen Kanon. Zahlreiche Laudatoren ließen die beiden hochleben und überreichten Erinnerungsgeschenke.
Bürgermeister Konrad Rupprecht betonte in seiner Rede vor allem Pfarrerin Strauß‘ ökumenisches Engagement der vergangenen 18 Jahre. „Alle Feuchter, nicht nur die evangelischen Christen, haben Martina Strauß und ihre Arbeit zu schätzen gelernt.“
Der Rektor der Feuchter Grundschule Wolfgang Vetter bedankte sich bei beiden für ihre Unterrichtsarbeit. Martina Strauß habe alle Schulgottesdienste „zu einem Erlebnis gemacht“. Und Armin Ehresmann habe mit viel Bodenhaftung und Menschlichkeit den Schulalltag bestritten. Der Reihe der Redner schlossen sich Pfarrer Andreas Endriß von der katholischen Gemeinde, aus der alt-katholischen Gemeinde Nürnberg Pfarrer Niki Schönherr und der Burgthanner Pfarrer Klaus Mendel an. Die Dienstjahre von Strauß und Ehresmann in Feucht hatte Martin Pudelko, Vertrauensmann des Kirchenvorstands, in Zahlen umgerechnet. Sein Ergebnis: Martina Strauß hatte in den 18 Jahren 391 neue Gemeindemitglieder getauft, 458 Jugendliche konfirmiert, 111 Brautpaare vermählt, 421 Menschen bestattet und deren Angehörigen betreut. Bei Armin Ehresmann waren es in den vier Jahren immerhin 53 Taufen, 92 Konfirmanden, acht Ehepaare und 56 Beerdigungen, die er begleitet hatte. Symbolisch überreichten jeweils der erste Täufling, das erste Brautpaar und ein Konfirmand aus dem ersten Jahrgang den beiden eine Rose.
Vertreter der verschiedenen Gruppen und Clubs in der evangelischen Gemeinde hatten ebenfalls Reden zum Abschied vorbereitet. Der Kirchenvorstand spielte eine Sitzung nach, in der er sich humorvoll eine Ausschreibung für die vakant werdenden Stellen überlegte. Das Pfarrteam, bestehend aus Pfarrerin Barbara Thie, Diakonin Nicole Koch und Pfarrer Roland Thie, stimmte zu einem Gesang auf die ehemaligen Kollegen an.
Das Schlusswort der Abschiedsfeier ergriffen dann Martina Strauß und Armin Ehresmann selbst: „Mit so großartigen Mitgliedern kann die Gemeinde zuversichtlich in die Zukunft blicken.“  

Nichts Neues verpassen! - Newsletter abonnieren