HERSBRUCK – Das Hersbrucker Krankenhaus schließt. Nicht 2017, aber in vier bis fünf Jahren. Dies teilten Klinikum-Vorstand Dr. Alfred Estelmann und Geschäftsführer Dr. Michael Hitzschke den 94 Mitarbeitern am Montag mit. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, alle sollen übernommen werden. Hauptgrund für den Abzug: Das kleine Haus mit seinen 60 Betten werde künftige Qualitätsanforderungen nicht mehr erfüllen können. Zudem lohne sich die nötige Grundsanierung nicht. Bürgermeister Robert Ilg will kämpfen.
Mit Blick auf die strukturellen Vorgaben der Gesundheitspolitik und die gesetzlichen Rahmenbedingungen bleibe keine Alternative, heißt es in der Pressemitteilung. Konkret plant das Klinikum, die 60 Betten nach Lauf zu verlegen. Dort werde extra neu gebaut. Dies sei nötig, um die „wohnortnahe Krankenhausversorgung der Bevölkerung im gesamten Landkreis verlässlich zu sichern“.
Im Hersbrucker Krankenhaus sind seit einigen Jahren auch Mieter untergebracht. Jetzt geht es aber um die 60 Betten des Klinikums in der Belegärzte-Abteilung für Innere Medizin und HNO sowie die Intensivstation. Wie es für die chirurgisch-orthopädische Ambulanz, die Bereitschaftspraxis der Ärztegenossenschaft für Wochenende und Feiertage, die Intensiv-Pflegeklinik und das Palliative Care-Team weitergeht, ist noch offen. Sie alle wissen noch nicht lange, die meisten erst seit Montag, von den Plänen des Klinikums.
Diese Kombination aus Krankenhaus und Ärztehaus lief bisher elf Jahre gut und war hart erkämpft, sagte Geschäftsführer Hitzschke zur HZ. Estelmann erinnerte daran, dass schon 2006, kurz nachdem die drei Landkreis-Krankenhäuser an das Klinikum gingen, der Abgesang eingesetzt habe, Hersbruck aber seitdem und noch weitere vier bis fünf Jahre Bestand habe. Das sei ein Erfolg. Vor elf Jahren seien Kosten und Wirtschaftlichkeit wegen der Tariferhöhungen das Thema gewesen.
Inzwischen habe sich die Lage weiter verschärft, wie Estelmann sagt, und das sei bundespolitisch durchaus auch so gewollt. „Erst lief das über die Begrenzung der Mittel, jetzt über strengere Strukturanforderungen, über die Qualität.“ Das seien die „zwei Ansätze um kleinere Krankenhäuser zu Fall zu bringen“. Warum? Um im Gesundheitssystem Kosten zu sparen. Hersbruck müsste rund um die Uhr Anästhesie, Chirurgie und Innere Abteilung vorhalten. „Das können wir in Hersbruck nicht leisten“, verdeutlicht der Klinikum-Vorstand. Der Gesetzgeber wolle immer größere Einheiten mit mindestens 300 Betten, „um teure Doppelstrukturen abzubauen“.
Es spiele dabei auch keine Rolle, dass das Klinikum damit die 24-Stunden-Erstbetreuung aufgibt. Die könnten Notärzte auch leisten, sagt Estelmann, und dann die Patienten in die jeweilige Spezialklinik des Klinikums fahren. Kranke, die dann wieder heimatnah verlegt werden, kämen dann nach Lauf. Das sei ja nur zwölf Kilometer entfernt.
Als zweiten triftigen Grund für den Umzug nach Lauf nennt Hitzschke den „schlechten baulichen Zustand des Krankenhauses Hersbruck“. Eine grundlegende Sanierung und Modernisierung der Gebäude-Aufteilung sei dringend geboten, aber vor dem Hintergrund der künftigen Anforderungen „nicht zielführend“. Der nötige Umbau wäre im Bestandsgebäude nicht möglich. „Ein Neubau würde den gesamten Krankenhausverbund in eine nicht zu verantwortende Schieflage bringen, da ein nicht unerheblicher Teil über Eigenmittel zu finanzieren wäre“, erläutert der Geschäftsführer der Landkreis-Krankenhäuser. Für Hersbruck fehle die Perspektive.
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Das erklärte Ziel sei: „Wenigstens einen Standort im Nürnberger Land überlebensfähig hinzubekommen.“ Die neuen Betten aus Hersbruck bedeuteten immerhin „eine klare Aufwertung des Standorts Lauf“. Das größere, modernere Krankenhaus dort sei dann auch attraktiver für hoch qualifiziertes Personal. Und Fachkräfte seien bekanntlich gerade schwer zu bekommen.
Für Hersbruck ist Estelmann aber offen für neue Konzepte und Ideen, abgesehen von einer Rund-um-Betreuung durch das Klinikum. Am 24. März soll in großer Runde mit Politikern, Ärzten und Klinikum-Vertretern über Möglichkeiten und Chancen für das alte Krankenhaus gesprochen werden. Bürgermeister Ilg will alle Varianten durchspielen, als erstes mit dem Klinikum, er will aber auch Alternativen prüfen und dafür werben. Zentral ist dabei natürlich die ärztliche Versorgung für die Stadt und das Umland. Es geht aber auch darum, Arbeitsplätze in Hersbruck zu halten.