SCHWARZENBRUCK/ALTDORF – Zu klein, um sich für den Klimaschutz einzusetzen? Das gibt es fast nicht. Dieser Auffassung ist man zumindest an der Grundschule Schwarzenbruck und hat gute Gründe dafür. Gestern, am zentralen Aktionstag von „Fridays for Future“ (FFF) sind in Schwarzenbruck auch schon Siebenjährige auf die Straße gegangen. Und garantiert nicht, um den Unterricht zu schwänzen. Am Altdorfer Gymnasium hat man sich mit einer ganz anderen Aktion für Nachhaltigkeit und Klima eingesetzt.
Beide Schulen zeigten gestern eines: Nur ums Lärmen auf der Straße geht es ihnen allen nicht, sondern darum, vor Ort etwas zu tun, was das Klima schützt und ihre Mitmenschen auf die drängenden Probleme aufmerksam macht.
Sabine Dannich, die Rektorin der Schwarzenbrucker Schule, hatte festgestellt, dass das Thema „Wir haben nur eine Welt“ die Kinder im Ethik-Unterricht in der vierten Klasse sehr interessierte. Sie hatten von den FFF-Demonstrationen gehört und wollten wissen, ob sie etwa bestraft würden, wenn sie sich auch an einer Demonstration beteiligten. Das würde sie nicht tun, versicherte ihnen die Schulleiterin, denn die Schule habe nicht nur einen Unterrichts-, sondern auch einen Erziehungsauftrag, und Verantwortungsbewusstsein und demokratisches Handeln seien hier wichtige Stichpunkte.

Im gemeinsamen Gespräch entwickelte sich schließlich die Idee, gemeinsam mit den Lehrern eine Veranstaltung durchzuführen, da Grundschüler ja noch zu klein sind, um allein auf die Straße zu gehen. Ein weiterer Aspekt spielte für die Kinder eine Rolle, erklärt Sabine Dannich: „Da wir Fairtrade-Schule sind, sahen die Kinder auch einen Zusammenhang mit unserem Schulprofil, und so entstand die Idee bei den Viertklässlern, dass sich die ganze Schule beteiligt.“ Natürlich haben die Kids in diesem Kontext auch überlegt, wie sie ihr eigenes Verhalten im Sinne des Klimaschutzes anpassen könnten.
Alle an einem Strang
Erfreulich ist für Dannich und das Kollegium, dass die Aktion praktisch bei allen Beteiligten auf offene Ohren stieß: Kinder, Lehrkräfte, Eltern, die zu der Kundgebung gestern eingeladen waren, und auch die Schulaufsichtsbehörde mit Schulamtsdirektor Joachim Schnabel und dem leitenden Schulrat Jörg Baldamus fanden die Idee gut und unterstützten das Vorhaben.
So konnte denn gestern auch der strömende Regen Kinder, Organisatoren und Gäste nicht davon abhalten, ihre Meinung kundzutun und auch Bürgermeister Bernd Ernstberger zeigte sich stolz auf die kleinen Klimaschützer und sicherte ihnen seine Unterstützung zu. Ebenso solidarisierte sich der Bund Nuturschutz (BN) mit dem Schulstreik.
Christiane Matern, ehemalige Kreisvorsitzende des BN, lobte die Kids und mahnte, in der Umweltschutzarbeit nicht nachzulassen. Die jungen Klimaretter hatten sich gut vorbereitet und trugen ihre Sorgen und Anregungen unaufgeregt und voller Überzeugung vor. Bereits die ersten Klassen hatten sich Gedanken gemacht und zitierten Frösche, die die „Schnauze voll haben“, zeigten dem Plastikmüll „die rote Karte“ und versicherten, „wenn wir alle Strom sparen, dann retten wir die Eisbären und die Korallen“. Der eindringliche Schlussappell lautete: „Wir wollen keine Erde mit verschmutzter Luft. Ihr müsst auf unsere Erde aufpassen.“
Sonderweg am Leibniz
Einen anderen Weg ging man gestern am Leibniz-Gymnasium in Altdorf. Hier haben sich die jungen Leute schon seit längerem mit der FFF-Bewegung befasst und natürlich auch die Gretchen-Frage gestellt: Können wir während der Schulzeit für die Sache demonstrieren? Anders als ihre Schwarzenbrucker Kollegin hat Schulleiterin Dr. Konstanze Seutter nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie das nicht genehmigen könne. Doch die Leibniz-Chefin betont ausdrücklich, dass es auch ihren Schützlingen nicht ums Schuleschwänzen geht, sondern dass sie sich um die Umwelt sorgen.

Zunächst waren es Schüler der elften und zwölften Klassen, die sich bei ihr meldeten, weil sie etwas hier vor Ort tun wollten. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sich aus einer Gesprächsrunde mit der Direktorin bereits im Januar diesen Jahres ein Arbeitskreis Umwelt bildete, der rein zufällig damals schon für den gestrigen Freitag einen Nachhaltigkeitsbasar plante.
Noch bevor der zentrale Aktionstag als solcher bekannt wurde, haben die Schüler dieses Projekt konzipiert, bei dem jeder fünf Kleidungsstücke mitbringen sollte, die dann im Sinne des Second-Hand-Gedankens und der Ressourcenschonung den Besitzer wechseln sollten. „Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass die Schüler den Basar nun verschieben wollen“, gestand Dr. Seutter, denn die Vorbereitung der Veranstaltung gestern nahm viel Zeit in Anspruch und machte eine Teilnahme an den Demos außerhalb unmöglich.
Kuchen und Bio-Limo
Aber den jungen Leuten waren ihre eigenen Aktionen wichtiger als auf die Massenveranstaltungen im öffentlichen Raum. Darüber freut sich die Schulleiterin, die vollstes Verständnis für die Sorgen ihrer Schützlinge hat. Dass das Engagement echt ist, sehe man auch an weiteren Anliegen: So wünschten sich die Schüler eine gepachtete Wildblumenwiese, der Arbeitskreis denkt an eine Bienenweide und die Fachschaft Biologie betreut jetzt schon eine Streuobstwiese, ein Insektenhotel soll noch hinzukommen.
Um die Bewegung zu unterstützen, versucht die Direktorin den Arbeitskreis altersmäßig breiter aufzustellen. Auch Zehntklässler hat sie schon eingeladen und sogar ein Fünftklässler engagiert sich an der Basis und macht gelegentlich das Schulgelände sauber.
Zum Basar, der gestern nach Schulschluss stattfand, kamen immerhin an die 25 Schüler aller Jahrgangsstufen. Vor allem die kleinen Mädchen waren stolz auf die schicken Tops die sie von den Oberstufenschülerinnen erbeutet hatten. Bei Kuchen und Bio-Limo war die Stimmung so gut, dass beschlossen wurde, den Nachhaltigkeitsmarkt im Sommer noch einmal zu veranstalten.