LUDERSHEIM – Rund 100 Personen nehmen in Ludersheim an der Mahnwache gegen die Juraleitung teil. Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse werfen nicht nur Tennet unausgereifte Planungen für das Raumordnungsverfahren vor, auch Winkelhaids Bürgermeister Michael Schmidt wird kritisiert – doch der wehrt sich.
Ursprünglich war es als kleine Mahnwache geplant, aufgrund der aktuellen Entwicklungen bei den Planungen zur Juraleitung und dem Start des Raumordnungsverfahrens wurde es jedoch eine größere Demonstration: Nach Angaben des Aktionsbündnisses Trassengegner kamen vergangenen Freitag in Ludersheim rund 100 Menschen zusammen, um nicht nur gegen ein neues Umspannwerk in Ludersheim, sondern generell gegen den Ausbau der Juraleitung P53 zu protestieren.
Zur Aktion aufgerufen hatte das Aktionsbündnis Trassengegner mit der Bürgerinitiative (BI) Raumwiderstand Ludersheim. Aktionsbündnis-Sprecherin Dörte Hamann wies darauf hin, dass gerade die digitalen Bürgerinformations-Veranstaltungen, die der Übertragungsnetzbetreiber Tennet in den vergangenen Tagen durchgeführt hatte, keine Klarheit gebracht hätten. Im Gegenteil: Es bestünden nun mehr Fragen als Antworten. „Tennet hat mit vollkommen unausgereiften Planungen verbrannte Erde hinterlassen. Wie sollen jetzt Trassenverläufe im anstehenden Raumordnungsverfahren fachgerecht konsultiert werden, wenn nicht einmal feststeht, wo das Umspannwerk künftig stehen soll?“, fragt sie.
Galozys Kritik an Nachbargemeinden
Hubert Galozy von der BI Leinburg mahnte an, dass auch unter den Nachbargemeinden Solidarität gefragt sei. „Der Kampf gegen die Juraleitung geht gerade erst richtig los. Bei der Juraleitung gibt es für Ludersheim und die Region Altdorf keine verträgliche Lösung. Dass es Kommunen gibt, die meinen, sie könnten aus der Aufrüstung Vorteile ziehen, weil die Trasse aus ihrem Ort verschoben wird, aber dabei nicht auf ihre unmittelbaren Nachbarn schauen, deren Wohnumfeld damit unwiederbringlich zerstört werden würde, ist unverständlich“, wird Galozy in einem Schreiben des Bündnisses zitiert.
Kritik, die nach Aussage von Dörte Hamann unter anderem an die Nachbargemeinde Winkelhaid gerichtet sei und die deren Bürgermeister Michael Schmidt nicht unkommentiert stehen lassen möchte. „Die Gemeinde Winkelhaid war vor zehn Jahren die erste Gemeinde, die sich überhaupt mit diesem Thema beschäftigt hat. Wir haben das Thema Stromtrasse in Zusammenarbeit mit der örtlichen und auch weiteren Bürgerinitiativen intensiv begleitet, viele Veranstaltungen besucht und auch selbst durchgeführt. Von Anfang an waren uns die Belange der Nachbargemeinden sehr wichtig, und dies wurde auch immer betont“, reagiert Winkelhaids Bürgermeister erzürnt auf die Vorwürfe.
„Ein rechtsstaatliches Verfahren“
Aktuell laufe ein rechtsstaatliches Verfahren, inwieweit die Trasse nötig ist oder nicht, darüber gebe es verschiedene Ansichten. Schmidt stellt jedoch klar: „Die Notwendigkeit wurde langwierig durch verschiedene Fachbehörden geprüft und vom Bundestag festgestellt. Es wurde auch immer von Seiten unserer Gemeinde die Energieerzeugung in der Region favorisiert. Dies ist aber aktuell noch nicht möglich. Winkelhaid hat – wie alle anderen auch – erst seit kurzem Kenntnis vom priorisierten Trassenverlauf. Der ist für uns – wie für andere Gemeinden auch – nicht unvorteilhaft. Nach Bau der Stromleitungen wird die bestehende 220-kV-Leitung von Ludersheim nach Winkelhaid abgebaut. Dies hat die Gemeinde allerdings nie gefordert, sondern ist ein Ausfluss der technischen Umsetzung. Der Gemeinde Winkelhaid jetzt vorzuwerfen, aus der Aufrüstung oder der Leitungsführung planmäßig Vorteile zu ziehen, weisen wir entschieden zurück und empfinden dies als unredlich.“
„Keine verträgliche Variante“
Im Namen der Ludersheimer Bürgerinitiative bedankte sich Claudia Groß bei den Teilnehmern, unter denen auch einige Altdorfer Stadträte waren. Sie forderte dazu auf, sich weiter gegen das Projekt zu engagieren. „Es ist nicht zu spät, um gegen eine Trasse berechtigten Einspruch zu erheben, die in einer Zeit geplant wurde, in der Klimaschutz und der Ausbau von erneuerbaren Energien vor Ort noch nicht im Fokus standen. Es ist den Planern nicht gelungen, eine verträgliche Variante für die Juraleitung vorzuschlagen, und sie haben nicht belegt, dass die Leitung für die Versorgungssicherheit Bayerns nötig ist“, betont Groß und ergänzt:
„Deshalb bleibt unsere Forderung: Keine Trasse, nirgends! Wenn der Wald zwischen Autobahn und Wohnhäusern in Ludersheim dieser Megatrasse zum Opfer fällt, können wir hier einpacken“, ist Groß überzeugt. Die zweite Ludersheimer Mahnwache ist bereits für Mitte Juni geplant.