Nürnberger Land – Für Ralph Edelhäußer gibt es Standing Ovations. Der Rother Bürgermeister trifft kurz nach halb neun bei der CSU-Wahlparty im Heuchlinger „Wollner“ ein, die rund 25 Christsozialen feiern ihn minutenlang.
Überraschend ist es nicht, dass Edelhäußer als Direktkandidat in den Bundestag einzieht, dennoch ist der Erfolg ein Stimmungsaufheller für den CSU-Kreisvorsitzenden Norbert Dünkel, Neunkirchens Bürgermeister Jens Fankhänel, sein Rückersdorfer Pendant Johannes Ballas und Co.
Dünkel lobt Edelhäußer als überzeugenden und sympathischen Kandidaten. Der Rother bedankt sich dafür, dass ihm die Partei im Nachbarlandkreis „den Rücken gestärkt“ habe.
Edelhäußer ist nicht zufrieden
Mit dem Ergebnis der Union auf Bundesebene ist Edelhäußer nicht zufrieden. „Das ist nicht der Anspruch, mit dem die CDU/CSU angetreten ist“, sagt der 48-Jährige, der jetzt vom Rother Rathaus in den Berliner Bundestag wechselt. Als Volkspartei bewege man sich eigentlich jenseits der 35 Prozent, mit den 24,1 Prozent ist man davon weit entfernt, wie er zugibt.
Das größte Thema der nächsten Jahre werde zweifellos der Klimawandel sein, so Edelhäußer. Aber dieser habe Folgen für alle Bereiche – die Union wolle dafür sorgen, dass sich Ökologie und Ökonomie die Waage halten.
Jamaika-Bündnis als Favorit
Der Rother liebäugelt klar mit einem Jamaika-Bündnis, sieht aber auch eine Chance darin, wenn die Union nicht an der nächsten Regierung beteiligt wäre: „Eine gewisse Erneuerung und personelle Neuaufstellung könnte für die CDU von Vorteil sein.“ Dünkel ist anderer Meinung. „Wir sind angetreten, um an der Entwicklung Deutschlands weiter aktiv mitzuarbeiten“, sagt der Landtagsabgeordnete. Die CDU/CSU müsse alles dafür tun, um der nächsten Regierung anzugehören.
Doch dafür gibt es für den Hersbrucker nur eine Option: Jamaika. Denn eine Fortsetzung der Groko „möchte weder die SPD-Fraktion noch die CDU/CSU-Fraktion noch die Bevölkerung“, ist er sich sicher. Dass Laschet sich trotz des zweiten Platzes um ein Bündnis bemüht, hält Dünkel „für statthaft“, der Abstand zur SPD sei nicht signifikant.
Mortler: Laschet nicht der richtige Kandidat
Auch Marlene Mortler trifft im Lauf des Abends im Wollnersaal ein. Das Ergebnis der Union bezeichnet die Europaabgeordnete als „ziemlich bescheiden, um es positiv zu formulieren“. Für das schlechte Abschneiden gebe es viele Gründe. Einer davon: der Kanzlerkandidat. „Keine Partei hat den optimalen Kandidaten aufgestellt“, behauptet die Dehnbergerin. Scholz habe von den Fehlern der anderen profitiert.
Mortler macht keinen Hehl daraus, dass für sie Markus Söder die bessere Wahl gewesen wäre. Der Nürnberger „hat eine hohe Akzeptanz, nicht nur im Süden, auch im Norden“ der Republik und sei ein Medienprofi, aber Wolfgang Schäuble habe Söders Kandidatur verhindert.
Zu fixiert auf den Kandidaten
Ein entscheidender Wendepunkt im Wahlkampf war laut Mortler das Bild von Laschets Lachen im Flutgebiet. Ein weiteres Problem sei gewesen, dass die CSU sich Zeit ließ, bis sie ihr Wahlprogramm veröffentlichte. So habe sich der Wahlkampf stärker auf den Spitzenkandidaten konzentriert. „Wir sind zu spät in die Pötte gekommen.“
Auch Dünkel bedauert, dass der Schwerpunkt der Kanzlerkandidat gewesen sei, nicht die Inhalte. „Aus bayerischer Sicht hätten wir uns einen anderen Kandidaten gewünscht“, findet auch der Hersbrucker.
Auch im Landkreis sei der Wahlkampf nicht ideal verlaufen, so Dünkel. „Man hat ihn nicht bekannt machen können“, sagt er über Direktkandidat Edelhäußer, coronabedingt seien größere Veranstaltungen wie Kirchweihen ausgefallen.