ALFELD – Von 1806 bis heute – dazwischen liegt in Alfeld nur ein Wochenende: Mit der Kirwa wird nämlich der Wiedervereinigung gedacht.
Alfeld war durch den Bach mehr als 300 Jahre lang geteilt. Ein Teil gehörte nach Nürnberg, der andere zum kurpfälzischen Gebiet. Im Jahr 1806 wurde der Ort wiedervereinigt, nachdem Napoleon über die Preußen gesiegt hatte. Die Alfelder feiern diese Wiedervereinigung alljährlich zur Kirwa mit einem ganz besonderen Brauch.
Vom Schneiderberg zum Kegelberg spannen die Alfelder in der Nacht zum Sonntag ein 240 Meter langes Seil. An diesem befestigen sie den goldenen Buschn. Das ist ein Fichtenbäumchen, das kopfüber in einem vergoldeten Zylinder steckt. Zusätzlich ist eine vergoldete Schweinsblase daran befestigt. Seit einigen Jahren wird dieser Buschn von Andreas Bauer gefertigt. Als Symbol des Glücks baumelt er hoch über dem Marktplatz. Am Montagabend, wenn der Kirwabaum ausgetanzt wird, wird er wieder herabgelassen und später dem Kirwamoidl überreicht.
Party im Stodl
Am Sonntag haben die Kirwaboum in ihrem Kirwastodl mit „Luke 2“ gefeiert. Nach einer kurzen Nacht ging es am Montag auf zum Frühschoppen in den Gasthof „Berghof“. Dort spielen traditionell die Alfelder Musikanten auf.
Am frühen Nachmittag beginnt die letzte Etappe der Kirwa. In einem langen Zug bewegt sich die Gesellschaft vom Berg aus in Richtung Dorf. Ein Bulldog zieht einen Wagen, auf dem die Musikanten Platz nehmen. Daran wiederum ist der Eilwagen befestigt: Ein Baumstamm, an dem sich ein Wagenrad befindet, das sich während der Fahrt dreht. Auf diesem Wagenrad nehmen die Roußerer Platz – die zwei von Kopf bis Fuß mit Ruß angeschmierte Kirwaboum Janik Meier und Christoph Buchler. Immer wieder laufen sie durch die Zuschauer und beschmieren diese mit Ruß, um Glück zu bringen.
Unterwegs spielen die Alfelder Musikanten den „Eingemachten“ – dann verbeugen sich die Kirwaboum vor der Musik. Der Zug endet am Gasthaus „Scharfes Eck“ und die Kirwagesellschaft geht nach Hause zum Umziehen für das Baumaustanzen.
Vom „Scharfen Eck“ aus ziehen alle hinauf zum Marktplatz, wo bereits ein großes Publikum wartet. In diesem Jahr sind es 42 Paare, wobei einer von ihnen, Matthias Kellermann, als „Platzknecht“ eine weiße Schürze trägt. Er führt auch eine Bierstieze mit sich, um später die leeren Maßkrüge der anderen Kirwaboum wieder zu füllen.
Tanzendes Trio
Abwechselnd singen und tanzen die Paare um den Baum, bis irgendwann Kapo Benedikt Dannhauser den Arm hebt und ein Schuss ertönt. In diesem Augenblick hat Kevin Posset mit seinem Moidl Bianca Reinhardt den Strauß in den Händen. Zeitgleich wird der Buschn auf den Marktplatz herabgelassen. Buschnmacher Andreas Bauer schneidet ihn vom Seil ab und tanzt mit ihm die Ehrenrunde zusammen mit dem Houterer und seinem Moidl.
Im Anschluss zieht die Kirwagesellschaft zusammen mit den Musikanten zum Elternhaus von Kevin Posset. Am Dienstag feierten die Kirwaboum ihre eigene Nachkirwa – und zwar beim neuen Houterer.