REICHENSCHWAND – Wie könnte ein Sportverein besser seine 100 Jahre feiern als mit einem großen Sportwochenende: Daher drehte sich beim 1. FC „Sportfreunde 1919“ Reichenschwand alles um die Gründungssportart Fußball. Ein Höhepunkt neben dem Tag der Jugend war sicher der Kick der ersten Mannschaft gegen das Regionalligateam des 1. FC Nürnberg.
Der Star stand an der Seitenlinie: Club-Legende Marek Mintal trainiert die U 21, die die Regionalliga auf Rang fünf abschloss. Doch bevor die Nürnberger den Rasen betraten, hatte die A-Jugend der SG Reichenschwand/ Offenhausen ihren Auftritt gegen den FC Hersbruck. Fast vom Start weg fiel das 1:0 für die Gäste. Die Spielgemeinschaft hielt lange gegen, musste dann aber in Hälfte zwei noch die Treffer zum 4:1 und 5:1 hinnehmen.
Ob die „Erste“ wohl gegen den Club ein ähnliches Ergebnis schafft? Diese Frage schien bei einigen Zuschauern eher zweitrangig. Mintal war bereits beim lockeren Aufwärmen, das sein Co-Trainer Ahmet Koc anleitete, ein beliebtes Fotomotiv – und zwar für den Papa mit dem Sohn sowie für den eingefleischten Fußballfan. Mintal gab sich locker und volksnah, plauderte mit neugierig Fragenden.
Derweil bildete die Reichenschwander Elf einen großen Kreis zur Einschwörung. Aber dennoch hatte Nürnberg von Beginn an das Heft fest in der Hand. Bereits in der 6. Minute brachte Philipp Harlass die Gäste in Front. Reichenschwand agierte sehr defensiv, ging nicht auf den Gegner drauf. Die Heimelf lauerte auf Fehlpässe und schaltete nur ab und an in den Vorwärtsgang. Dieser endete meist kurz hinter der Mittellinie. Club-Keeper Benedikt Willert hatte 90 tatenlose Minuten.
Viele Anweisungen
Auch das entging dem fachkundigen Publikum nicht; jeder Spielzug wurde kommentiert. Zu den Diskussionen auf dem Spielfeld gesellte sich viel Kommunikation bei beiden Teams auf dem Rasen: schneller, tauschen, Hintermann, Fuß vor waren nur einige der lautstarken Kommandos. Vielleicht auch gerade deshalb spielte der FCN geduldig mit vielen Pässen statt weiten Bällen übers Mittelfeld nach vorne. Kamen die jungen Herren, meist über die linke Seite, bis ins letzte Drittel des Platzes, nahmen sie Tempo auf.
Bei den sich ergebenden Versuchen schlug sich FCR-Keeper David Maul wacker: Einen strammen Schuss entschärfte er gekonnt. Der Lohn: Szenenapplaus. Beim 2:0 in der 21. Minute war er ohne Chance: Robin Heußer setzte das Leder per schönem, kraftvollem Schlenzer unvermittelt ins rechte Kreuzeck. Der Club kickte weiterhin souverän, war aber nicht übermächtig. Denn die Jungs handelten im Sechzehner nicht zwingend genug: Da wurden Bälle vertändelt oder eine Kopfballgroßchance ausgelassen. Wer genau hinsah, entdeckte schöne Einzelaktionen wie Hackentrick oder leidenschaftlichen Zweikampf auf Seiten des FCR. Die Gastgeber standen in der Abwehr recht stabil. Lukas Schleimer überwand sie dennoch leicht zum 3:0 (34.).
Routine fehlt noch
Wie als hätte es keine Pause gegeben, spielten die Nürnberger, die flott auf den Beinen waren, weiter. Was sie zu tun hatten, dabei half ihnen Mintal, der sich ständig mit seinem Co-Trainer besprach, mit klaren Anweisungen aus der Coaching-Zone: Tempo, kein Foul, Abschluss, Zeit, Seitenwechsel oder Bravo. Mintal lobte viel, was den Fußballexperten am Rand positiv auffiel. Er schimpfte nicht, wenn einer seiner Jungs das kurze statt das lange Eck anvisierte, zu eigensinnig agierte oder einen Pass zu ungenau abschloss. Daran zeigte sich die Jugend der Spieler.
Konzentriert und ohne Hektik kickten die Nürnberger weiter. Die Folge: Das 4:0 durch Tobias Stoßberger landete mit Wucht im Netz (50.). Reichenschwand kämpfte. So holte beispielsweise Kapitän Christian Riedel mit schöner Einzelaktion einen Einwurf heraus. Die Tore fielen aber auf der anderen Seite: Dominik Steczyk traf aus dem Gewusel heraus (75.). Kurz vor Ende rettete der eingewechselte FCR-Keeper Christoph Schwemmer mit einer einhändigen Glanztat, beim Nachschuss von Stoßberger zum 6:0 (85.) war er machtlos.
Fast mit dem Schlusspfiff wehrte Schwemmer einen Schuss noch einmal super mit dem Fuß ab. Das Ergebnis von 0:6 blieb damit im Rahmen und fiel nicht so hoch aus, wie vielleicht viele befürchtet hatten. So machte der FCN den Sportfreunden immerhin ein kleines Geburtstagsgeschenk.