OBERFERRIEDEN — Er ist jung, er ist schnell, er läuft Bestzeiten und in seiner Heimatgemeinde sind seine Erfolge kaum bekannt. In der A-Jugend-Bestenliste 2010 steht der Oberferriedener Daniel Heil deutschenlandweit an dritter Stelle und erhielt vom Deutschen Leichtathletik-Verband eine Auszeichnung. Im September letzten Jahres gewann er in einer sagenhaften Zeit den Neumarkter Stadtlauf-Halbmarathon, stellte damit eine neue mittelfränkische A-Jugend-Bestzeit auf. Oder Silvesterlauf in Nürnberg: Hier siegte Heil vor der Konkurrenz der LAC Quelle Fürth. Während er im Kreis Roth häufig mit seinen Erfolgen für Schlagzeilen sorgt, bleiben diese im Nürnberger Land relativ unbeachtet. Heil startet nämlich nicht für einen der örtlichen Sportvereine, er trainiert im Leistungszentrum der TSG Roth und geht für das „Nagel running team“ an den Start. Dass ihm Laufen einmal so wichtig werden würde konnte er sich noch vor vier Jahren nicht vorstellen.
Spaß am Sport hatte er schon immer, allerdings weniger an den für Jungen typischen Ballsportarten wie Fußball. Er sei immer in der Abwehr eingesetzt worden, erinnert sich der junge Mann und es sei nicht sein Lieblingssport gewesen. „Laufen kann man selbst beeinflussen, da macht man sein Ding.“ Früh schnupperte er ein bisschen in den Laufsport hinein, denn seine Mutter ist selbst begeisterte Läuferin und großes Vorbild. Für den Sohn war sie die beste, und einige Male trainierte er mit ihr. Mithalten konnte er zu dieser Zeit nicht, dafür war er zu langsam, und ein richtiges Training war das gelegentliche Joggen natürlich auch nicht. Damit begann Daniel Heil vor vier Jahren.
Doppelte Motivation
„Schuld“ und eigentliche Ursache für den Beginn seiner Laufkarriere ist Heils Vorliebe für gutes Essen und das gleich doppelt. Dem Ausdauersportler geht nämlich gutes Essen über alles, seine erste Berufsausbildung war deshalb nur folgerichtig die zum Koch. Drei Jahre lang lernte Daniel Heil in Fürth, richtete Buffets aus und begann mit Sport als Ausgleich, denn zunehmen wollte er durch seine Ausbildung nicht. Dass es dann richtig ernst wurde mit dem Training und Laufzeiten plötzlich eine wichtige Rolle spielten, das liegt am „Finisher Buffet“ beim Neumarkter Stadtlauf, der zweite Grund für den Beginn der Laufkarriere. Das Festbankett in Neumarkt sei super, schwärmt der junge Läufer und er habe unbedingt daran teilnehmen wollen. Gesehen hatte er es 2004, als seine Mutter Beate am Stadtlauf teilnahm. Sohn Daniel drückte ihr die Daumen, sehr erfolgreich, denn Beate Heil erlief sich einen Platz auf dem Siegertreppchen.
Der Zufall wollte es, dass Daniel vier Jahre später gerade während des Stadtlaufs nach Neumarkt radelte. Er habe die Läufer gesehen und sofort an das beeindruckende Buffet denken müssen, erinnert er sich. Gleich am nächsten Tag begann das Training, erzählt Heil, zu dessen Lieblingsgerichte Pizza und Hasenrücken zählen. Zum Stressabbau, wie er sagt, zwischen Ausbildung und Berufsschule und mit dem Ziel, in Neumarkt erfolgreich mitzulaufen.
Erste Erfolge
Schon nach kurzer Zeit merkte er die ersten Erfolge, steigerte sich von Woche zu Woche. Anfangs half ihm seine Mutter beim Trainingsaufbau, beriet ihn mit Tipps zu Intervalltraining und langen Dauerläufen. Sein Ehrgeiz war geweckt, Daniel hatte sich vom „Lauffieber“ anstecken lassen. Langstreckenlauf interessierte ihn immer stärker, übte eine Faszination aus. Er wollte mehr wissen über Technik, Anforderungen, Motivation, über Trainingsaufbau und physiologischen Vorgängen im Körper, wälzte Fachbücher und spezialisierte sich stetig.
Endlich war es soweit: Landkreislauf, der erste Wettkampf, erste Standortbestimmung. Viele Kilometer war der junge Ausdauersportler ganz vorne, führte sogar das Läuferfeld an. Doch dann kam das Seitenstechen. Nichts ging mehr, zwischendurch musste er sogar einige Schritte gehen. Kurz vor der Ziellinie, auf den letzten Kilometern, überholte ihn Thomas Messner vom LC Marathon Lindelburg. Das habe ihm so gestunken, bekennt der Oberferriedener, inzwischen selbst Mitglied des LC Marathon. Viel profitierte er allerdings aus dieser Erfahrung: Er war den Lauf zu schnell angegangen und hatte sich schlichtweg übernommen.
Nächste Lauf-Wettkampf-Erfahrungen sammelte er beim Halbmarathon in Altdorf auf den er sich mit Hilfe eines Internet-Trainingsprogramms vorbereitet hatte. Sehr hart sei das gewesen, meint Daniel Heil heute und schätzt, dass er damals zu viel trainierte, zu viel wollte, übertrainiert war und verkrampft lief. Doch all dies sind ja nur Vorbereitungen für den großen Tag, dem Start beim Neumarkter Stadtlauf.
Neumarkt 2009 – nach einem Jahr mit unzähligen Kilometern ist Daniel Heil am Ziel, er startet beim Halbmarathon. Die rund 21 Kilometer schafft der 17-jährige in 1:16 Stunden, läuft damit auf den fünften Platz. Ein „Super-Buffet“ war neben der Urkunde und Siegerehrung – „hat sehr lang gedauert“ – die Belohnung. Nach diesem Erfolg werden andere Sportler auf ihn aufmerksam, stellen erste Kontakte zum Leistungszentrum in Roth her.
Erholter und schneller
Warum er gewechselt hat? Ausschlaggebend für ihn war der Trainingsaufbau, der es seinen Erfahrungen nach „voll bringt“. Er sei erholter, findet er, und dennoch verbessern sich seine Zeiten unter Anleitung seines Trainers Leonhard Schroll beständig. Zudem machen 35 Kilometer allein weniger Spaß als zusammen mit anderen starken Läufern – wöchentliche Laufgruppe in Roth.
Mittlerweile ist ein Großteil seines Alltags seinem Sport untergeordnet: Er ernährt sich bewusst und vollwertig, betreibt gezielt Krafttraining und Ausgleichssport wie Gymnastik und Schwimmen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für anderes. Obwohl „Zeit hat man nicht, man nimmt sie sich“, nach dieser Devise kommt auch gelegentliches Weggehen mit Freunden nicht zu kurz.
Viel Neues ist seit dem Lauf- und Trainingsbeginn vor vier Jahren geschehen. Seine Ausbildung zum Koch hat Daniel Heil inzwischen abgeschlossen und orientiert sich gerade neu – demnächst beginnt er eine Ausbildung bei der Polizei. Auch sportlich wird sich viel tun, sind die nächsten Starts bereits geplant, beispielsweise die Teilnahme an der bayerischen Crosslauf-Meisterschaft (19. März in Pfaffenhofen). Unbenommen für ihn wichtigstes und beeindruckendstes Erlebnis ist und bleibt aber sein letztjähriger Neumarkter Stadtlauf, als er im Halbmarathon vor allen anderen mit 1:12:07 Stunden als Erster durchs Ziel lief.