LAUF — Leider kann der sanierte Laufer Johannisturm noch nicht wie zunächst geplant am kommenden Sonntag zum Tag des offenen Denkmals für Besucher geöffnet werden. Vor allem im Turminneren sind noch Arbeiten notwendig. Die offizielle Wiedereröffnung mit Besuchsmöglichkeit der Plattform soll aber auf jeden Fall noch dieses Jahr, vermutlich im Oktober, nachgeholt werden, verspricht Stadtpfarrer Jan-Peter Hanstein. Er kann aber auch eine sehr gute Nachricht verkünden: Der Staat übernimmt nun doch den Löwenanteil der Sanierungskosten von rund 200 000 Euro, sodass der Anteil der Laufer Kirchengemeinde von ursprünglich 120 000 Euro auf nur noch 25 000 Euro zurückgeht.
Wie berichtet hatten herabfallende Steine die Totalsanierung der Turmbrüstung samt historischem Geländer notwendig gemacht. Das staatliche Bauamt ermittelte eine Sanierungssumme von 200 000 Euro, wollte davon ursprünglich aber nur 80 000 Euro übernehmen. Weil, so der Standpunkt der Regierung, Turmbalkon samt Boden und Geländer nicht Teil der liturgischen Nutzung des Gebäudes seien, für die der Staat auch zu ständig sei, sondern nachträgliche Einbauten darstellen.
Tatsächlich trägt der Staat die Baulast von insgesamt recht wenigen alten Kirchen, zu denen allerdings die Laufer Stadtkirche, aber auch die Sebalduskirche und die Lorenzkirche in Nürnberg oder der Regensburger Dom gehören. Grund ist, dass der bayerische Staat in der sogenannten Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts kirchliche Stiftungen für verschiedene Bauwerke in seinen Besitz überführt hat und im Gegenzug dafür bestimmte Baupflichten übernommen hat. Alle weiteren sechs evangelischen Kirchen auf dem Gebiet der evangelischen Kirchengemeinde Lauf gehören tatsächlich vollständig der Kirche und müssen von ihr unterhalten werden.
Obwohl es also zunächst nicht gut für die Kirchengemeinde aussah, was die Kostenteilung anging, stimmte Pfarrer Hanstein der Sanierungsplanung zu. Und hoffte, wenigstens die Hälfte des Laufer Anteils durch Zuschüsse des Denkmalamtes, der Landeskirche und der Stadt Lauf decken zu können. Für die Kirche wären dann immer noch 60000 Euro an Kosten übrig geblieben, die man über Spenden und wenn notwendig eben auch über einen Kredit hätte stemmen müssen.
Nun, nach Ende der Sanierungsarbeiten, sieht die Sache wesentlich besser für die Kirchengemeinde aus. Nicht zuletzt weil das Geländer schon 1689 nachweisbar (diese Jahreszahl ist tatsächlich in das Geländer hineingeschmiedet) von dem städtischen Turmwächter genutzt wurde und die Säkularisierung erst 1806 erfolgte, ließ sich die Rechtsmeinung bei der Regierung nicht aufrechterhalten.
Nach Staatsvertrag übernimmt die Ortskirchengemeinde nun nur fünf Prozent der Gesamtkosten, sowie die Kosten der restaurativen Feinreinigung der Sommerstube und der Türmerwohnung. Somit reduziert sich der kirchliche Kostenanteil von ursprünglich 120 000 Euro auf rund 25 000 Euro.
Die schon eingegangen Spenden für den Turm – unter anderem 5000 Euro der Firma Emuge und 2000 Euro aus der Kulturstiftung der Sparkasse Nürnberg – decken diese voraussichtlichen Ausgaben, ist sich ein sehr erleichterter und sehr zufriedener Laufer Stadtpfarrer sicher.
Aber auch die Stadt Lauf profitiert kräftig von der neuen Situation. Weil die Stadt zehn Prozent des Kostenanteils der Laufer Kirchengemeinde übernimmt, reduziert sich jetzt der städtische Zuschuss von schon zugesagten 12 000 Euro auf nur noch 2500 Euro. Sehr gerne, so Jan-Peter Hanstein, öffne die Kirche auch immer wieder den Turm für die Bevölkerung. Ein Turm, der ja auch ein Wahrzeichen Laufs sei. Außerdem sei auch die Johanniskirche immer für die Bevölkerung oder Besucher der Stadt und nicht nur für evangelische Gläubige geöffnet.
Dabei bedankt sich Hanstein ausdrücklich auch bei Peter Lang, dem zuständigen technischen Amtsrat beim staatlichen Bauamt. Er habe maßgeblich für die zügige und professionelle Sanierung speziell der Brüstung aber auch des ganzen Johannisturms gesorgt. So sei beispielsweise neben kleineren Ausbesserungsarbeiten auch die Fahne auf der Spitze des Turm repariert worden. Sie könne sich jetzt wieder nach dem Wind drehen, nachdem zuvor das Kugellager festgesessen hatte.
Durch die kräftigen Kosteneinsparung für die Kirche ist es nun sogar möglich, noch vor der Wiedereröffnung die aufwendigen Reinigungsarbeiten im Turminneren (viel Taubendreck) durchführen zu lassen und Schimmel in der Turmstube zu beseitigen. Bei den Turmführungen hofft Hanstein wie bisher auf die bewährte Arbeit der Altstadtfreunde, die deren Vorsitzender Baldur Strobel auch schon zugesagt hat.