ALTDORF – Das Altdorfer Freibad könnte sofort öffnen, bleibt aber wie das Feuchtasia wegen Corona bis auf weiteres zugesperrt. Ob die Einrichtungen in diesem Sommer Badegäste empfangen werden, ist weiterhin unklar. In Feucht zeichnet sich aber ab, dass das Bad heuer wohl geschlossen bleiben wird.
Werden Freibäder bald wieder geöffnet? „Nicht vor Juni“, so Ministerpräsident Markus Söder in einem Pressetermin in der vergangenen Woche. Und was kommt danach? „Wir wollen auf jeden Fall vorbereitet sein und loslegen, sobald wir dürfen“, betont Martin Tabor. Altdorfs neuer Bürgermeister möchte einen Plan haben, wenn es entsprechende Signale aus München gibt. „Wir spüren den Druck in der Bevölkerung.“ Dort, wo möglich, müsse auch in Corona-Zeiten den sozialpolitischen Verpflichtungen nachgekommen werden, erklärt Tabor. Dass die Freibadsaison 2020, so es denn eine geben kann, eine besondere und eingeschränkte werden wird, ist dabei allen Beteiligten klar.
Die Mitarbeiter haben das Freibad in Altdorf zumindest „ausgewintert“, also für die neue Saison hergerichtet. Momentan läuft das Bad im Energiesparmodus, um die Kosten zu senken. „Die Anlage läuft im Sparbetrieb, wir bräuchten nur wenige Tage Vorlauf, um aus technischer Sicht starten zu können“, sagt Betriebsleiter Jan Wieland.
Welche zusätzlichen Maßnahmen ergriffen werden könnten, hat die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen in einem 16-seitigen Pandemieplan Bäder zusammengefasst. Die Experten schlagen beispielsweise vor, Beckenleitern und Flächen an Wasserrutschen und Sprunganlagen, die die Besucher anfassen, regelmäßig zu desinfizieren. Alternativ dazu könnten Attraktionen wie Wasserrutschen auch gänzlich gesperrt werden.
Hürden eines eingeschränkten Betriebs
Die wohl größte Herausforderung wäre aber die Begrenzung der Zahl der Schwimmbadbesucher und die Sicherstellung von Abstandsregeln. Hier arbeiten die Verantwortlichen in Altdorf an einem Konzept für einen solchen eingeschränkten Freibadbetrieb. Eintritt im Schichtbetrieb, farbige Bändchen für die Besucher zur Zuordnung, ein Online-Buchungsportal: Diese und weitere Optionen werden dabei diskutiert. Doch nicht nur in Altdorf: „Wir stehen natürlich im Austausch mit anderen Kommunen im Landkreis und auch mit dem Landratsamt selbst“, beschreibt Tabor das Vorgehen. Zusammen mit weiteren Bürgermeistern und Bäderbetreibern wird erörtert, ob es eine gemeinsame Linie geben und wie diese aussehen könnte. Die Voraussetzungen aus hygienischer Sicht sind überall dieselben. Es gibt jedoch unterschiedliche und individuelle Rahmenbedingungen in den einzelnen Bädern: Wie ist das Verhältnis der Wasser- zur Liegefläche, wie übersichtlich ist das Gelände und welche personellen Ressourcen stehen zur Verfügung? „Wir diskutieren das durchaus auch kontrovers“, so Tabor.
Ob es eine Freibadsaison 2020 geben wird, können die Verantwortlichen in Altdorf noch nicht sagen. Falls ein Badeangebot möglich wird, ist der organisatorische Aufwand sicher nicht klein. Wie werden Badewillige reagieren, wenn sie aufgrund ausgeschöpfter Kapazitäten nach Hause geschickt werden müssten? Es sind noch viele Fragen offen. Dennoch: Auch wenn es eine Herausforderung wird, Tabor gibt die Hoffnung nicht auf.
In Feucht sind Werke-Leiter Raimund Vollbrecht und Bürgermeister Jörg Kotzur deutlich skeptischer als die Nachbarn in Altdorf. Beide weisen darauf hin, dass zunächst einmal abgewartet werden muss, bis Wirtschafts- und Gesundheitsministerium ein gemeinsames Konzept zum eingeschränkten Betrieb von Freibädern vorlegen. Bis diese Pläne ausgearbeitet sind, sei die Öffnung der Bäder ohnehin verboten, betont Vollbrecht. Vor dem 1. Juli geht in Feucht nichts. „Jedes Bad hat auch ganz individuelle Gegebenheiten, unsere sind andere als in Altdorf“, fügt Vollbrecht hinzu, dessen Mannschaft das Bad auch nicht wie die Altdorfer Kollegen betriebsfertig hergerichtet hat. Als sich Anfang April abzeichnete, dass die Bäder zum Saisonbeginn nicht öffnen konnten, ließ Vollbrecht die Saisonvorbereitung unterbrechen.
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„Nur sehr schwer umzusetzen“
Der Geschäftsführer der Gemeindewerke weist auch auf ein schon fertiges Konzept des Verbands der deutschen Bäderbetriebe hin, an dem sich Wirtschafts- und Gesundheitsministerium orientieren werden. „Das ist aus unserer Sicht aber nur sehr schwer umzusetzen“, warnt der Geschäftsführer. Sollte das Feuchtasia unter diesen Voraussetzungen öffnen, dann dürften maximal nur 360 Personen ins Bad, die Wärmehalle müsste geschlossen bleiben. „Hier haben wir als Bäderbetreiber gegenüber den Gästen, aber auch gegenüber den Mitarbeitern, eine hohe Verantwortung“, sagt Vollbrecht. „Wir haben zahlreiche Modelle in Bezug auf Corona durchgedacht – es ist schlichtweg nichts dabei, das praktikabel ist.“

Bürgermeister Jörg Kotzur pflichtet dem bei und merkt einen weiteren Punkt an: Neben der Wirtschaftlichkeit dürfe man nicht vergessen, dass der Wasserbedarf in Feucht sehr hoch ist.
Für die Becken im Feuchtasia benötigt man 3600 Kubikmeter Wasser, das sind 3,6 Mio. Liter – bei einer kurzen Badesaison eine große Menge. „Wir alle würden uns die Öffnung unseres Freibades wünschen, aber im Moment scheint es leider auch die nächsten Wochen nicht möglich zu sein“, bedauert Kotzur.
Das letzte Wort über eine Öffnung des Bads sollen in Feucht Marktgemeinderat und Aufsichtsrat der Gemeindewerke haben.
Frank Pitterlein, Bürgermeister des Marktes Schnaittach, sieht zum Thema Freibadbetrieb konkreten Handlungsbedarf: „Wir wollen hier parallel mitgehen und prüfen derzeit die Nutzung der Infrastruktur für das Wasserwachttraining“, sagt der Schnaittacher Rathauschef.