FEUCHT – Der Bund Naturschutz (BN), der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die Bürgerinitiative Moosbach/Birnthon gegen die geplante PWC-Anlage an der A 6 wenden sich entschieden gegen den Ausbau der Verbindungsstraße Feucht-Winkelhaid, wie sie vom Straßenbauamt geplant ist. Grund: Aus Sicht der Naturschützer fallen dem Straßenausbau 40.000 Quadratmeter Bannwald und Vogelschutzgebiet zum Opfer, wenn die Strecke so gebaut wird, wie die Planer das nun vorsehen. Am Samstag haben die Gegner des Straßenausbaus vor Ort informiert.
Naturschützer, Vogelschützer und Bürgerinitiative sind nicht gegen eine Sanierung der Straße und selbstverständlich auch nicht gegen den Weiterbau des Radwegs. Das betonen Eckhard Schulz (BN), Herbert Fahrnbauer (BI Moosbach) und Bernd Michl (LBV). Man stellt sich aber gegen eine Begradigung von Kurven und eine Verbreiterung der Fahrbahn von bestehenden sechs auf sieben Meter. Warum, so fragen die Kritiker sollen die Kurven entschärft und die Straße breiter gebaut werden, wenn hier ohnehin seit Jahren deutlich weniger Unfälle registriert werden? Tatsächlich konnten die zuständigen Behörden mit der Einführung von Tempo 80 auf der gesamten Strecke die Straße deutlich entschärfen. Galt sie früher als eine der unfallträchtigsten im ganzen Nürnberger Land, so gab es hier seit Einführung von Tempo 80 in Kombination mit einem Überholverbot in den vergangenen Jahren sehr viel weniger schwere Verkehrsunfälle.
Mehr Lkw-Verkehr?
Die Gegner des Straßenausbaus befürchten nun, dass Lkw die Strecke als Ausweichroute nutzen werden und können nicht nachvollziehen, warum für einen solchen Zweck eine Staatsstraße ausgebaut werden sollte.
Ebenfalls nicht nachvollziehbar ist für die Gegner eine Führung der Trasse durch das Feuchter Trinkwassergebiet. Die sei ohnehin nach der Verordnung über das Wasserschutzgebiet im Markt Feucht verboten, so die Kritiker. Vom Wasserwirtschaftsamt hat Bürgermeister Konrad Rupprecht allerdings die Information, dass die Führung der Straßentrasse durch das als Wasserschutzgebiet kartierte Gebiet kein Problem sei. Rupprecht nutzte am Samstag wie eine Reihe von Bürgern die Gelegenheit, vor Ort mit Vertretern des BN und weiterer Gegner des Straßenbauprojekts ins Gespräch zu kommen. Die hatten auf Höhe der sogenannten Hundskurve Infostände im Wald aufgebaut und zeigten anhand von Karten den geplanten Straßenverlauf. Im Wald selbst war die geplante Straßenführung mit Trassenband markiert.
Wie geht es jetzt weiter? Das Planfeststellungsverfahren, in dessen Rahmen bereits Kritik und Anregungen von Bund Naturschutz sowie von Waldbesitzern in die Pläne eingearbeitet wurden, so dass der ursprüngliche Waldverlust von 50.000 Quadratmeter auf unter 40.000 reduziert werden konnte, ist noch nicht abgeschlossen. Verzichtet haben die Planer auf den Bau eines Parkplatzes, der ohnehin überwiegend von Lkw genutzt worden wäre. Nicht verzichtet wird natürlich auf den Radweg, der endlich die Lücke zwischen Feucht und Winkelhaid schließt. Allein hierfür müssen 12 Hektar Wald weichen, ein Verlust, den auch der BN und die übrigen Straßenbaugegner akzeptieren. Den großzügigen Ausbau der Verbindungsstraße jedoch akzeptieren die Gegner nicht. Der sollte aus ihrer Sicht auf der bestehenden Trasse erfolgen. Dazu reiche es aus, so Ekkehard Schulz, den vorhandenen Asphalt abzutragen und eine entsprechend dicke neue Schicht aufzubringen. Die Forderung von BN, BI Moosbach und Landesbund für Vogelschutz lautet deshalb kurz und bündig: Sanierung der Straße ohne die Vernichtung von Bannwald.
Im Planfeststellungsverfahren fehlt noch der Anhörungstermin, der eigentlich schon vor einem Jahr hätte stattfinden sollen. Die Gegner sind sich jedoch bewusst, dass der Straßenausbau im Verfahren nicht mehr verhindert werden kann. „Der Bund Naturschutz wird also möglicherweise nach Abschluss des Verfahrens dagegen klagen“, so Schulz.
Die geplanten Maßnahmen sehen die BN-Vertreter in einem Zusammenhang mit all den strittigen Baumaßnahmen, die mittelfristig im Großraum anstehen (Flughafen Nordanbindung, Flugsicherungsschneisen, PWC-Parkplatz bei Moosbach usw.) und nach BN-Berechnungen insgesamt 1,89 Mio. Quadratmeter Wald bedrohen. 113.400 Bäume müssten dafür gefällt werden.
Der gerodete Wald muss allerdings wieder aufgeforstet werden, entweder in unmittelbarer Nähe der Rodungsfläche oder als Ersatzaufforstung irgendwo in der Region. Das gilt auch für die rund 40.000 Quadratmeter Wald, die dem Straßenausbau und dem Radwegebau zwischen Feucht und Winkelhaid weichen müssen.
A.B.