HERSBRUCK – Es ist das bedeutendste Kunstwerk der frisch renovierten Spitalkirche – der Kreuzigungsaltar. Um diesen drehte sich ein Vortrag der Hersbrucker Altstadtfreunde direkt vor Ort. Dazu begrüßte Vorsitzende Madlen Gulitsch die interessierten Bürger und stellte ihnen die Kunsthistorikerin Isabella Sturm vor, die sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit jahrelang mit dem Kunstwerk und besonders dem Künstler beschäftigt hat.
Der aufgeklappte Elisabethaltar neben der Kanzel ist um 1510 in einer Nürnberger Werkstatt entstanden. Er war einst der Hauptaltar dieser Kirche, bis er durch den wuchtigen Thomasaltar ersetzt wurde, den der Pfleger Siegmund Jakob Holzschuher 1688 stiftete. Sein Erschaffer wird er in der Kunstgeschichtsschreibung als der „Meister des Fürther Hochaltars“ bezeichnet, da dies sein bedeutendstes Kunstwerk ist. Der Name sei unbekannt, so Sturm einleitend.
Acht Tafelbilder mit einer Heiligen
Sie stellte zuerst die acht Tafelbilder vor, die jeweils die Heilige Elisabeth mit rotem Gewand im Mittelpunkt zeigen. Neben ihr steht immer ihre Dienerin in einem vornehmen grünen Kleid. Alle Bilder sind mit großer Liebe zum Detail gestaltet und zeigen Kleidung und Geräte im Stil der damaligen Zeit. Sechs Bilder präsentieren die bei Matthäus 25, 35 und 36 genannten Werke der Barmherzigkeit; die beiden Letzten, wie Elisabeth einen Aussätzigen pflegt und ihn dann in ihr Bett legt. Als ihr Mann Verdacht schöpft und die Decke hebt, liegt unter der grünen Bettdecke das Kreuz Christi, wie es in der Elisabeth-Legende erzählt wird.
Der Altar steht auf einer Predella, in der sich eine plastische Gruppe befindet: die Grablegung Christi. Auch sie kann durch Flügel geschlossen werden und diese sind es, die den Entstehungsort verraten. Die Flügel sind innen mit dem heiligen Lorenz und dem heiligen Sebald bemalt, der als Nürnberger Stadtheiliger verehrt wurde. Im Landshuter Erbfolge Krieg eroberten die Nürnberger 1504 Hersbruck. So kann der Altar nur aus einer Nürnberger Werkstatt stammen, analysierte Sturm.
Die Details verschiedener Kunstwerke aus dieser Zeit wurden nun miteinander verglichen und man konnte mehrere Werke dem gleichen Künstler zuordnen; denn so wie Menschen verschiedene Handschriften haben, so haben auch Künstler ihre Eigenheiten, wusste Sturm: Jeder malt Ohren, Mienen, Augen und Mundwinkel anders. So sei klar, dass zahlreiche Werke nur vom „Meister des Fürther Hochaltars“ stammen können. Mit einer Betrachtung über die Darstellung der Hände beendete die Kunsthistorikerin ihre Ausführungen, die mit großem Beifall bedacht wurden.
