Neunkirchen: Martina Baumann im Interview

„So eine Niederlage muss verarbeitet werden“

Martina Baumann beim letzten Jahresempfang der Gemeinde Neunkirchen. Am Montag wird sie die Schlüssel zum Rathaus an ihren Nachfolger Jens Fankhänel von der CSU übergeben. | Foto: Kirchmayer2020/04/Jahresempfang-Neunkirchen-Martina-Baumann.jpg

NEUNKIRCHEN – Die erste Frau im Bürgermeisteramt in Neunkirchen muss sich nach einer Amtsperiode wieder verabschieden. Die Stichwahl hat Martina Baumann (SPD) gegen Jens Fankhänel (CSU) deutlich verloren, nach sechs Jahren im Amt zieht sie in der Pegnitz-Zeitung Bilanz.

Frau Baumann, Sie sind als Bürgermeisterin abgewählt, dem Gemeinderat bleiben Sie jedoch erhalten. Werden Sie als Fraktionssprecherin fungieren?

Ich fühle mich den Wählerinnen und Wählern verpflichtet. Deswegen nehme ich den Sitz im Gemeinderat an. Den Fraktionsvorsitz wird jemand anderes übernehmen.

Sie waren vor Ihrer Zeit als Bürgermeisterin als Studienrätin im Förderschuldienst in Schnaittach aktiv. Werden Sie in Ihren Beruf zurückkehren?

Ich werde den Antrag auf Rückkehr in den Schuldienst stellen. Förderschulen suchen Lehrer und ich würde gerne im Landkreis bleiben. Aber zunächst einmal muss ich wieder Kraft schöpfen. Es war ein anstrengender Wahlkampf, so eine Niederlage muss verarbeitet werden. Es tut mir und den Schülern gut, wenn ich wohl erholt zum nächsten Schuljahr starte.

Erneute Kandidatur?

Sie sind SPD-Unterbezirksvorsitzende (das entspricht dem Kreisvorsitz bei anderen Parteien, Anm. d. Red.). Werden Sie für diesen Posten wieder kandidieren?

Planmäßig hätte die Wahl im Mai stattgefunden, wegen der Coronakrise muss sie aber verschoben werden. Es werden vorher Gespräche geführt. Da gebe ich mir noch etwas Zeit.

Wie sehen Sie die Zukunft des Neunkirchener Gemeinderats?

Ich sehe die SPD nach wie vor als die sachliche und kritische Gruppierung, die über die letzten Jahrzehnte viele Themen eingebracht und Impulse gesetzt hat. Mir war es als Bürgermeisterin immer wichtig, dass alle eingebunden sind. Das hat eventuell künftig keine Priorität mehr.

Sechs Jahre voller Errungenschaften

Was haben Sie in den vergangenen sechs Jahren erreicht?

Durch das Gemeindeentwicklungskonzept habe ich eine gute Bürgerbeteiligung ermöglicht. Das sind wichtige Impulse, die fortgeführt werden müssen. Ich gehe davon aus, dass die geplanten Projekte umgesetzt werden. Ich wollte ändern, wie man Themen angeht: Es gab z. B. einen Tadano-Infoabend in der Grundschule und dazu einen Workshop, um den Bedenken der Bürger zu begegnen (Tadano plant, einen Teil des Schulholz-Areals zu überbauen. Aktuell liegen die Pläne allerdings auf Eis, Anm. d. Red.). Es ist gelungen, immer ausreichend Kinderbetreuungsplätze zu schaffen. Und für die Grundschüler wurden die Horträume in der Schule renoviert. Der Bauhof bietet im Neubau angemessene Räume für die Mitarbeiter. Neue Initiativen und Vereine wie zum Beispiel „9kirchen-hilft“, das „FabLab“ oder das Eventteam wurden unterstützt und konnten sich etablieren. Viele Flächen wurden geprüft und es ist gelungen, ein Neubaugebiet auszuweisen und zu bebauen. Der Parkplatz am Bahnhof wurde für Pendler ansprechend gestaltet. Weißenbach hat endlich eine gute Internet-Anbindung.

Was hat sich im Rathaus der Gemeinde verändert?


Die rathausinterne Kommunikation, unter anderem mit jährlichen Mitarbeitergesprächen. Aber das ist mittlerweile ein Standard, der dazugehört. Die öffentliche Verwaltung ist weniger hierarchisch als früher und man muss schauen, dass man ein attraktiver Arbeitgeber ist. Mit der App und vielen Online-Diensten bietet das Rathaus auch einen zeitgemäßen Bürgerservice.

Wunsch nach mehr Zusammenhalt

Ist die Gemeinde Neunkirchen in den vergangenen Jahren besser zusammengewachsen? Bisweilen wirkt es so, als würde erst einmal jeder Ortsteil nur an sich denken.

Ich habe versucht, diese Struktur durch das Gemeindeentwicklungskonzept aufzubrechen. Das ist aber im Wahlkampf wieder zerfallen. Die Neunkirchener denken, man macht zu viel für die Ortsteile, und dort denkt man, es geht nur um Neunkirchen. Jeder fühlt sich benachteiligt. Ich habe da aber keine großen Hoffnungen, dass es besser wird, würde es meiner Gemeinde aber wünschen.

Gab es schon ein Gespräch mit Ihrem Nachfolger Jens Fankhänel zur Übergabe der Geschäfte?

Wir treffen uns am Montag, 4. Mai, zur Schlüsselübergabe und werden dann auch ein Übergabegespräch führen. Ich wünsche ihm und der Gemeinde alles Gute.

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