SCHWAIG — Harte Kämpfe muss auch der nächste Schwaiger Gemeinderat nicht befürchten. Die Gemeinde im unteren Pegnitztal, wo in unmittelbarer Nachbarschaft zur Stadt Nürnberg auf 5,9 Quadratkilometern fast 8500 Menschen wohnen, steht finanziell propper da. Ein Tauziehen um die Verwendung knapper Mittel, wie es in anderen Orten üblich ist, kennen die Vertreter der drei Gemeindeteile Schwaig, Behringersdorf und Malmsbach nicht. Sie plagt ein anderes Problem: Wie schafft man es, die Bewohner der Ortsteile rechts und links der Pegnitz so ausgewogen zu bedienen, dass die Naht aus dem Gemeindezusammenschluss von 1976 nicht wieder aufreißt.
Das Rathaus steht in Schwaig. „Drüben“ sagen die Behringersdorfer. Aus Schwaiger Sicht ist das teure Haus für Kinder und Jugendliche ebenfalls „drüben“ – nämlich in Behringersdorf. Malmsbach hat durch seine relative Abgeschiedenheit einen ruhigen Sonderstatus, auch wenn dort Bürgermeisterin Ruth Thurner wohnt, die 2012 für weitere acht Jahre im Amt bestätigt wurde. Malmsbach hat ein altes Schloss, jedenfalls Reste davon, in Hörweite der Autobahn A3.
Sonst noch was? Ja, es ist eine Perle am Fünf-Flüsse- und Paneuropa-Radweg, was allerdings kaum jemandem bewusst ist. Bei der Tourismuswerbung stellt die Gemeinde ihr Licht unter den Scheffel. Da gibt sie sich bescheidener, als es sein müsste. Hier schlummert ungenutztes Potenzial, sagen manche.
Gutes Freizeitangebot
Die Gemeinde hat Attraktionen, zu denen die Leute von selbst kommen. Das Pegnitztal mit seinen naturnahen Erholungs- und Erlebnisangeboten gibt’s gratis. Das Schwaiger Hallen- und Freibad „Pegnitzaue“ bietet gesunden Freizeitspaß zu humanen Preisen. Das spricht sich rum. Die Gemeinde ist stolz auf diese Einrichtung, sie steckt viel Geld in Betrieb und Erhalt. Einen Steinwurf entfernt steht die umfassend sanierte Hans-Simon-Halle, attraktiver Ort für Breitensport und Wettkämpfe.
Schwaig – eine Insel der Seligen? Nicht ganz. Ein paar Problemchen hat die Gemeinde durchaus, und die lassen auch im Rat Köpfe rauchen. Ihr Entwicklungsraum ist begrenzt: So schön die Naturkulisse von Pegnitzgrund und Reichswald auch ist, sie schränkt die Ausweisung von Bauflächen deutlich ein. Der nächste Gemeinderat muss die Neufassung des Flächennutzungsplans, die gerade auf den Weg gebracht wird, verantwortungsvoll mit Leben erfüllen. Schließlich gibt dieser Entwicklungsplan nur einen Rahmen vor, keine verbindlichen Detaillösungen.
Eine Herausforderung wird die künftige Wohnbebauung auf dem ehemaligen Brochier-Gelände im Schwaiger Osten. Die Infrastruktur muss angepasst werden, das reicht bis zur Schaffung neuer Kinderbetreuungs-Angebote. Schon jetzt sind kreative Lösungen gefragt, um den Mangel an Krippen- und Hortplätzen kurz- und mittelfristig zu beheben.
Zur Infrastruktur einer Gemeinde gehört auch der öffentliche Personennahverkehr – und da hat Schwaig ein Problem. Der „40er“-Linienbus der Nürnberger VAG bedient seit vielen Jahren auch Schwaig und Behringersdorf. Die Gemeinde legt einen Haufen Geld dafür hin, Bürger bemängeln aber immer wieder, dass das Angebot nicht reicht. Nun soll probeweise ein zusätzlicher Ortsbus angeboten werden (wir berichteten), wieder für viel Geld. Das ziemlich kleine Fahrzeug kann im Schülerverkehr den großen VAG-Linienbus nicht ersetzen, soll aber dessen Leistungen ergänzen.
Weitere Herausforderungen? Oh ja. Die „Schwaiger Mitte“ zwischen Schlossareal und Behringersdorfer Straße nimmt allmählich Gestalt an, zumindest gedanklich. Die Bürger durften bei der Konzeptentwicklung mitreden, entscheiden wird der Gemeinderat. Bei ähnlichen Prozessen in ganz Deutschland ist aus Lust Frust geworden. Die Schwaiger Räte müssen geschickt vorgehen, um das hier zu vermeiden.
Es wird nicht erwartet, dass sich bei der Wahl am 16. März viel an der Zusammensetzung des Schwaiger Gemeinderats ändert. Die derzeitige Sitzverteilung: CSU sieben, SPD vier, Grüne zwei, Freie Wähler sechs (plus Bürgermeisterin), FDP einer. Das Gremium hat den Ruf, konstruktiv sachbezogen zusammenzuarbeiten. Das ist sogar zu Wahlkampfzeiten weitestgehend gelungen.