Es wird kalt: Lehrer und Schulleiter wünschen sich eine Alternative zum Lüften.

Schulen schalten auf Durchzug

Auch am Christoph-Jacob-Treu-Gymnasium in Lauf wird regelmäßig gelüftet. Damit das überhaupt geht, hat Direktor Wolf Kraus erst Zubehör für die Fenster bestellen müssen. | Foto: Beck2020/10/CJT-Luften-Ansicht-A-Gebaude-Foto-Beck.jpg

Nürnberger Land – Mit Schal und Jacke sitzen im Moment viele Schüler im Unterricht. Weil die Schulen angehalten sind regelmäßig zu lüften, damit sich Coronaviren nicht verbreiten, wird es in den Klassenzimmern schnell kalt. Eine Notlösung, die viele Schulleiter nicht für optimal halten. Abhilfe könnten Co2-Messgeräte oder Raumluftfilter schaffen. Doch das ist eine Kostenfrage.


„Es ist kalt“, fasst Günter Heid, Leiter der Oskar-Sembach-Realschule in Lauf die Situation mit drei Worten zusammen. „Wir versuchen, alle 20 Minuten die Fenster und Türen aufzureißen. Viele Schüler tragen Jacke und Schal“, so Heid. Während er im sanierten Teil der Realschule bereits auf eine moderne Lüftungsanlage zurückgreifen kann, sieht er für den älteren „aktuell keine andere Alternative“.


Mehr Krankmeldungen als sonst


Dem Landratsamt als Träger der weiterführenden Schulen hat er nun die Zahl der benötigten Co2-Messgeräte gemeldet. Der Schulleiter hat den Eindruck, dass in diesem Herbst bisher mehr Schüler als sonst krank geworden seien beziehungsweise sich krank gemeldet hätten. „Man kann nicht sagen, ob sie vielleicht auch nur wegen leichter Symptome vorsorglich zu Hause bleiben“, überlegt er.


Das Kultusministerium schreibt den Schulen vor, alle 45 Minuten für mindestens fünf Minuten durchzulüften. Das das bei zwischen 28 und 30 Menschen im selben Raum nicht ausreicht, weiß Claus Semann, Rektor der Geschwister-Scholl-Mittelschule in Röthenbach. Denn seit der Generalsanierung ist das Gebäude mit Co2-Messgeräten an den Türen ausgestattet – und die zeigen bereits nach 20 bis 30 Minuten eine bedenkliche Konzentration an. „Wir haben die Fenster offen, so oft es geht“, sagt Semann. „Vor allem für diejenigen die im Zug zwischen Fenster und Tür sitzen, wird es schnell unangenehm“, weiß er.


Das Bayerische Kultusministerium hat in einer Pressemitteilung angekündigt, die Träger der Schulen mit insgesamt 37 Millionen Euro zu unterstützen. Gefördert werden CO2-Sensoren für Klassenzimmer und mobile Luftreinigungsgeräte für Räume, die nicht ausreichend gelüftet werden können. „Ich habe gelesen, so ein Filter kostet um die 3000 Euro. Wenn ich das nun auf 35 Klassenzimmer hochrechne, komme ich auf 105000 Euro allein für unsere Schule“, überlegt Semann und hofft, dass Bund und Freistaat eine Lösung finden.


Bestellungen werden angenommen


Von den weiterführenden Schulen nimmt das Landratsamt derzeit Bestellungen von Co2-Messgeräten entgegen, wie Kreiskämmerer Werner Rapp bestätigt. „Wir versuchen gerade herauszufinden, wie viele solcher Messgeräte benötigt werden und dann werden wir etwas Vernünftiges kaufen“, so Rapp. Im gesamten Landkreis geht er von rund 400 bis 500 Klassenzimmern aus. An mobilen Lüftungsgeräten würden sich die Geister scheiden, meint Rapp. „Sie ziehen viel Leistung und können zu einem Kurzschluss führen.“ Außerdem seien bisher keine Richtlinien für das Förderprogramms des Freistaats bekannt.


Derweil kümmert sich auch die Gemeinde Leinburg um die Beschaffung von Co2-Filtern, sagt Christina Marx, stellvertretende Schulleiterin der Grundschule Diepersdorf-Leinburg. Ein Gerät haben sie schon – und weil es nach rund 20 Minuten bereits auf Orange steht, stoßlüftet auch sie in diesem Turnus.



„Manche Lehrer haben sich sogar einen Timer gestellt. Die Lehrer sind einfach gefragt, darauf zu achten“, so Marx. Die Kinder dürfen nun auch ihre Hausschuhe gegen dickere Winterschuhe tauschen und haben an der Garderobe eine zweite Jacke.


Dass man vor allem auf Grundschüler in Sachen Lüften besonders achtgeben muss, hat Angela Gehring, Leiterin der Grundschule Schnaittach bemerkt: „Manchmal müssen wir die Schüler tatsächlich auffordern, eine Jacke anzuziehen“, so Gehring. 

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