RÜCKERSDORF — Die sechs Standorte, die für einen Bürgersaal-Neubau in Rückersdorf in Frage kommen, werden weiter geprüft. Die Liste, die der Bau- und Umweltausschuss des Gemeinderats im September aufgestellt hat (die PZ berichtete), wurde mittlerweile mit Experten von Landratsamt und Straßenbauamt besprochen. Einige Plätze scheinen auszuscheiden, andere haben überraschend gute Karten. Der Gemeinderat will vor einer Einschränkung der Standortsuche schriftliche Stellungnahmen aller beteiligten Fachbehörden in der Tasche haben.
Dritter Bürgermeister Andreas Ellner berichtete in der Oktober-Gemeinderatssitzung von den Behörden-Fachgesprächen in Lauf und Nürnberg. Demnach gäbe es wohl bei den Flächen hinter der Gaststätte „Weißer Schwan“ und am westlichen Ortseingang nahe der Firma Bräunlein weniger Probleme mit der Verkehrsanbindung als erwartet. Für ein Bürgersaal-Gebäude auf dem Grundstück Schlossgasse 18 oder dem bisherigen Bauhofgelände wären wohl Tiefgaragen notwendig. Die Standorte B14 Ost und Schule sind wegen der Verkehrssituation schwierig, sollen aber ebenfalls weiterverfolgt werden.
Die Standortkriterien im Detail: Die Fläche zwischen der Gaststätte „Weißer Schwan“ und dem Bahndamm (Großparkplatz, früher als Kirchweihplatz genutzt) wäre von ihrer Größe und zentralen Lage her ideal. Aus behördlicher Sicht würde zur Verkehrserschließung die bestehende Zufahrt von der B14 reichen – der momentan unmöglich erscheinende Weiterbau der Dammstraße wäre also nicht erforderlich. Die Passage zwischen der Gaststätte und der früheren Post wäre wohl breit genug für Gegenverkehr, problematisch sind aber die Sichtverhältnisse an der Einmündung in die B14. Man sieht Gefahren gerade auch für Fußgänger. Weiteres Problem: Nicht nur das historisch wertvolle Fachwerkhaus der Gaststätte, sondern auch der relativ unauffällige Saal-Anbau stehen unter Denkmalschutz. Das Anwesen liegt nah an Wohnbauten und ist Privateigentum. Die Parkplatzsituation müsste vor einem Bürgersaal-Bau geprüft werden – wohl nicht das Hauptproblem.
Grundstück am westlichen Ortsende, zwischen B14, Firma Bräunlein und der Beerenplantage: Bei geschickter Planung trotz der Ortsrandlage ein attraktiver Standort. Eine direkte Verkehrsanbindung an die B14 – ohne Belastung des Mühlweg-Wohngebiets – erscheint machbar. „Die Einfahrts- und Geschwindigkeitssituation ist hier aus Sicht des Straßenbauamts geeignet. Das Ortsschild steht mehr als 50 Meter vor der angedachten Zufahrt. Auch eine Linksabbiegespur wäre möglich“, sagte Ellner. Welche Kosten für den Bundesstraßenumbau auf die Gemeinde zukämen, weiß noch niemand. Ein Vorteil wäre hier die Nähe zum Bahnhof inklusive der dortigen Parkmöglichkeiten.
Auch beim Standort „B14-Ost“, also Richtung Lauf zwischen der früheren und der jetzigen Bundesstraße, wäre eine spezielle B14-Anbindung nötig, sie hätte aber deutlich weniger Chancen als im Westen. Die Idee, mit einem Kreisverkehr nicht nur eine Bürgersaal-Zufahrt, sondern auch die Straße „Altwasser“ direkt an die Bundesstraße anzubinden, scheitert wohl am sehr unterschiedlichen Verkehrsaufkommen zwischen Haupt- und Nebenstraße. Eine ampelgeregelte Kreuzung, die baulich realisierbar wäre, würde die überholtaugliche Strecke zwischen Lauf und Rückersdorf um 300 bis 400 Meter verkürzen, heißt es.
Zwei zentrale Gemeinde-Grundstücke, die in der Nachbarschaft des bisherigen Bürgersaal-Gebäudes (aber auch des Schmidtbauernhof-Veranstaltungsgeländes) liegen, haben ein gemeinsames Problem: die Verkehrsanbindung und nicht zuletzt deswegen den Lärmschutz: Beim Anwesen „Schlossgasse 18“ und dem bisherigen Gemeinde-Bauhof müsste wohl durch aufwändige Tiefgaragen und möglichst direkte Anbindung an die Staatsstraße die Verkehrslärm-Belastung in Grenzen gehalten werden. Beim Bauhof erscheint das wegen der vielen unterirdisch verlegten Leitungen schier unmöglich. Gemeindeverantwortliche liebäugeln aber mit der Idee, dass der nahe Großparkplatz hinter dem Weißen Schwan als ausreichende Parkmöglichkeit anerkannt werden könnte.
Der Gemeinderat will zunächst abwarten, bis aus den Gesprächsnotizen verbindliche Behörden-Aussagen geworden sind. So wird das Thema voraussichtlich in der November-Sitzung konkreter besprochen. Bis dahin bleiben alle bisher genannten Standorte im Rennen. Theodor Pleyer (CSU) wünschte, das Thema Waldschule intensiv in die Diskussion einzubeziehen. Schon im Ratsausschuss war deutlich geworden, dass dort ein idealer Standort für einen neuen Bürgersaal wäre – aber derzeit Platznot und schwierige Verkehrsverhältnisse herrschen. Über Sanierung oder Teilneubau der Schule wird seit Jahren gesprochen. Für eine Entscheidung wünscht sich die Gemeinde klare Aussagen aus München, wie die Zukunft solcher Schulen – und damit ihr künftiger Raumbedarf – aussieht.