Speedcuber in Rückersdorf

Die haben den Dreh raus

An den Wettkampftischen kontrollierten Schiedsrichter, dass alles mit rechten Dingen zugeht. | Foto: S. Buchner-Freiberger2018/08/speedcubing-ruck-1.jpg

RÜCKERSDORF — Wer hat sich nicht schon einmal mit dem Zauberwürfel abgemüht? Sechs Farbfelder mit jeweils drei mal drei Reihen in die richtige Position zu bringen – das konnte einen den letzten Nerv kosten. Dass sie den Dreh – schnell – raus haben, zeigten an diesem Wochenende die Teilnehmer der „Franconian Open“ im Speedcubing, die sich in Rückersdorf trafen.

Die Luft im Bürgersaal ist zum Schneiden dick. In kleinen Grüppchen sitzen die Teilnehmer, hauptsächlich junge Männer, an Tischen zusammen und lassen in der Hitze die Finger zappeln. Zwischen den Händen bunte Zauberwürfel, den 3×3-Klassiker, aber auch Exemplare mit 2×2 und bis zu 7×7 Reihen. Oder den „Megaminx“ mit zwölf Seiten in Form von Fünfecken. Sie nutzen die Zeit, bis sie aufgerufen werden, zum trainieren und fachsimpeln. Weiter vorn im Saal wird es derweil ernst. Hier hat der Wettbewerb begonnen, in maximal zehn Minuten müssen die Starter den 7×7-Würfel lösen, während auf einem Display vor ihnen die Uhr unbarmherzig mitläuft.

„Der Weltrekord beim 7×7 liegt bei 1,47 Minuten“, erklärt Linus Frész aus Regensburg, Beauftragter der WCA, der World Cube Association, also der Dachvereinigung der Cuber, der „Würfeldreher“. In Rückersdorf schaffen es die Schnellsten in immerhin 2,45 Minuten. Für alle Disziplinen hier gilt: Die Würfel, die die Teilnehmer selbst mitbringen, werden vorher vom Kampfgericht kontrolliert und dann nach einem bestimmten Muster, das die WCA vorgibt, „verdreht“. So haben alle die gleichen Bedingungen. Maximal 15 Sekunden bekommen die Starter Zeit, sich ihre Würfel anzuschauen, dann müssen sie loslegen – und das tun die meisten in einem Affenzahn. Die Würfel fliegen nur so durch die Finger.

In der Kategorie „blind“ mussten die Teilnehmer Augenbinden tragen, zusätzlich wurde ein Blatt zwischen Augen und Würfel gehalten. | Foto: S. Buchner-Freiberger2018/08/speedcubing-ruck-blind6.jpg

 

Ganz still im Raum wird es dann bei der Kategorie „blind“. Mit einer Binde vor den Augen müssen die Teilnehmer den klassischen 3×3-Würfel in maximal 15 Minuten zusammenfügen, inklusive des Einprägens zu Beginn. Die Besten werfen gerade mal zehn Sekunden einen Blick auf die vermischten Farben und sind tatsächlich nach einer Minute fertig. Andere dagegen schaffen es gar nicht. Drei bis fünf Versuche haben die Starter pro Disziplin, am Ende wird aus der benötigten Zeit ein Durchschnittswert gebildet, der über die Platzierung beziehungsweise den Einzug ins Finale entscheidet.

Geld oder andere wertvolle Preise winken allerdings nicht. „Weltweit kann nur eine Handvoll Cuber davon leben“, erzählt Linus Frész, der erst kürzlich an der Europameisterschaft in Madrid teilgenommen hat. „Für alle anderen ist es ein Hobby.“ Man kennt sich gut in der Szene, „wir haben ein tolles Community-Gefühl“. Als Konkurrenten begreifen sich die Cuber laut Frész nicht, jeder löst die „Puzzle“ für sich selbst. Rund 30 Minuten Trainingszeit pro Tag investiert er in sein Hobby.

Die jüngsten Teilnehmer hatten eine ganze Palette an Würfeln mitgebracht. | Foto: S.Buchner-Freiberger2018/08/speedcubing-ruck-3.jpg

 

Von den rund 85 Teilnehmern in Rückersdorf, davon einige sogar aus dem Ausland, sind 21 Neulinge, der jüngste Starter ist gerade mal elf Jahre alt. Raphael ist mit seinem Vater aus der Nähe von Dresden angereist, Serafim kommt aus Österreich, Was ihnen am Cubing so gefällt? „Es macht einfach Spaß und man lernt, sich gut zu konzentrieren“, finden sie. Organisiert hatte die „Franconian Open“ Leon Schmidtchen, ein Speed-
cuber aus Fürth, gemeinsam mit dem Rückersdorfer Marco Vogt.

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