Neue Herausforderungen für Beratung und Migrationsarbeit

Flüchtlingshilfe: Fokus verschiebt sich

Asylhelfer und -bewerber des Feuchter Unterstützerkreises bei einer Spendenübergabe im Januar, als die Feuchter Mittelschüler den Flüchtlingen nach einem Spendenlauf 1584 Euro übergeben konnten. | Foto: Spandler2016/09/feucht-asylbewerber-und-helfer.jpg

NÜRNBERGER LAND – Darin waren sie sich einig, die Mitarbeiter für Familie und Soziales, Migrationsberatung und WinWin-Freiwilligenkoordination, die sich zu einer Besprechung zum Thema Asyl im Landratsamt in Lauf trafen: Die Situation im Nürnberger Land hat sich entspannt. Nun aber gibt es neue Aufgaben und Herausforderungen in Bezug auf die Integration der anerkannten Einzelpersonen und Familien.

Alle acht Beratungsstellen in den Gemeinschaftsunterkünften im Landkreis sind besetzt, konnte Detlef Edelmann, Vorstand des Diakonischen Werks und Leiter der Asyl- und Migrationsberatung von Diakonie und Caritas, zur Situation in der Beratung positiv vermelden. Diesen acht Beratern stehen vier Assistenten (auf insgesamt zwei Stellen) zur Seite. Die Assistentenstellen wurden im Dezember letzten Jahres konzeptioniert und sind nun ebenfalls besetzt. Im Schnitt kommt nun ein Berater auf etwa 150 Flüchtlinge.

Eine Entspannung für die Arbeit der Beratung habe sich durch eine Ausnahmegenehmigung ergeben. Ein Problem, vor dem die Berater zunächst standen, war, dass sie anerkannte Flüchtlinge – die aufgrund der akuten Wohnungsnot oft noch immer in Gemeinschaftsunterkünften wohnen und dort gerne die Dienste der Beratung in Anspruch nehmen wollen – rechtlich gesehen nicht beraten durften. Durch die Ausnahmegenehmigung ist ihnen dies nun, zumindest bis 31. Dezember, gestattet.

Mit Zunahme der Anerkannten verschiebe sich der Fokus. Die Frage, vor der man nun stehe, lautet: Wie gelingt Integration?

Die Migrationsarbeit der Diakonie und Caritas sei leider seit Jahren schlecht finanziert, sodass die Caritas in Lauf gerade mal eine halbe Stelle, in Altdorf sogar nur wenige Stunden für Migrationsberatung vorsehen kann. Die Diakonie in Hersbruck kommt insgesamt ebenfalls auf nur eine halbe Stelle. Eine kleine Bewegung versprechen Landesmittel, mit denen man eine weitere halbe Stelle – für Anliegen zu Wohnen, Arbeit und Integration – schaffen könne. Für das Förderprojekt „Move In“ werde man sich, sollte es neu aufgelegt werden, bewerben.

Aktuelle Zahlen und Daten

Wolfgang Röhrl, Leiter des Sozialamts, gab zunächst einen Einblick in die bundesweiten Zahlen: Im Jahr 2016 (Januar bis August) seien in Deutschland 260.000 Asylbewerber erstmalig registriert worden, 18.000 dieser Neuzugänge seien im August dokumentiert worden.

Die am stärksten vertretenen Herkunftsländer seien nach wie vor Syrien, Afghanistan und der Irak. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) veröffentlicht monatlich aktualisierte Daten zur Entwicklung in der Bundesrepublik (www.bamf.de).

Unterkünfte in Altdorf

Im Nürnberger Land habe man mit den neu geschaffenen 2.800 Plätze für Asylbewerber. Dennoch fehle es noch immer an 516 Plätzen. Die Notunterkunft in der ehemaligen Fachakademie in Altdorf ist nun außer Betrieb. Man führe Verhandlungen, ob sie sich in eine Gemeinschaftsunterkunft umwandeln lässt. In einer Notsituation kann sie zudem wieder als Notunterkunft dienen. Der Vertrag für die Notunterkunft in Ludersheim läuft zum 30. November aus. Sie muss dann geschlossen werden.

Jutta Frank, Mitarbeiterin im Ausländeramt des Landkreises, nannte die Wohnsitzbeschränkung und den Familiennachzug und die damit verbundene Aufgabe, Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge zu finden, als große Themen der Stunde. Eine Unterbringung der nachkommenden Familien und aufgrund der Wohnsitzregelung Zurückgekommener in Schwaig betrachte sie als eine Zwischen- jedoch keine Dauerlösung.

Workshops und Dolmetscher

Aus dem WinWin-Freiwilligenzentrum, das auch von Detlef Edelmann und in Wortmeldungen aus dem Plenum lobend erwähnt wurde, berichteten Leiterin Kerstin Stocker und Solveig Grunow, Koordinatorin der ehrenamtlichen Flüchtlings- und Integrationshilfe.

Gemeinsam mit dem Jobcenter hat WinWin den Bereich Anträge und Dolmetscher im Landratsamt ausgebaut. Zum einen werden in Kürze Workshops für Migranten angeboten, zum anderen gibt es nun feste Zeiten, zu denen ein Dolmetscher für Arabisch anwesend ist.

Zudem hat das Freiwilligenzentrum Tipps für den Start in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe, wichtige Infos und Kontaktdaten für Ansprechpartner für Flüchtlingshelfer zusammengestellt. Die Informationsblätter stehen unter anderem im Internet zum Download bereit.

Von einem guten Kontakt zu den gut organisierten und noch immer motivierten Helferkreisen berichtet Solveig Grunow. Dennoch könnten es noch mehr Helfer und Helferinnen sein. Grunow weiß zudem von vielen Flüchtlingen, die selbst gern sozial engagiert und aktiv wären. Es stellt sich die Frage, wie man diesen die Möglichkeit eröffnen kann, sich gesellschaftlich einzubringen. Wege in diese Richtung, ermöglichen sicherlich auch Schritte in Richtung Integration.

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