ALTDORF – Ein Dauerbrenner kommt in absehbarer Zeit nun doch zu einem guten Ende: Mit 11:2 stellte der Stadtentwicklungsausschuss – nachdem er schon im letzten Jahr dem Sanierungskonzept „Wohnen in der Lederersmühle“ grundsätzlich zugestimmt hatte – die endgültigen Weichen für die Sanierung, die bis 2013 abgeschlossen sein soll. Oberkonservator Thomas Wenderoth vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Gebietsreferent für Mittelfranken, unterstrich im Ausschuss nicht nur die außerordentliche denkmalschützerische Bedeutung der Lederesmühle, sondern bekräftigte in seinen Ausführungen auch die Zusagen seiner Behörde für die Finanzierung des Vorhabens.Thomas Wenderoth: „Wir haben das Gebäude in den Planungslisten, das Geld ist für nächstes Jahre reserviert.“ Es sei aber notwendig, die entsprechenden Anträge bald zu stellen. Das Geld werde dann, nach Baufortschritt und Vorlage der Rechnungen, ausbezahlt.
Stadtbaumeisterin Lydia Kartmann hatte auf der Grundlage des Vorentwurfs unter Hinzuziehung eines erfahrenen Statikers eine Kostenschätzung erstellt, auf derenGrundlage in Zusammenarbeit mit der Regierung von Mittelfranken ein Finanzierungsplan erarbeitet wurde.
Dem zufolge rechnet man mit einem Gesamtkostenaufwand von 617.980 Euro, die grundsätzlich als förderfähig anerkannt sind.
Aus der Städtebauförderung kann man mit 189.600 Euro rechnen, der Entschädigungsfond steuert 120.000 Euro bei, 50.000 Euro kommen von der Bayerischen Landesstiftung, 2000 Euro vom Bezirk und 5000 Euro vom Landkreis. Für die Stadt Altdorf bleibt ein Anteil von 251.380 Euro, der sich aber um einen Anteil von 50.000 Euro reduziert, den die Altstadtfreunde beisteuern. Den endgültigen Beschluss werden sie in einer außerordentlichen Hauptversammlung fassen. Dass es nun tatsächlich vorwärtsgeht, kann Vorstand Horst Petzinger, der die Stadtentwicklungsausschussitzung als Zuhörer verfolgte, seinen Mitgliedern mitteilen.
Im Haushalt 2012 enthalten
Im Haushalt 2012 der Stadt Altdorf werden die entsprechenden Mittel eingeplant. Verwaltungsseitig kann dann mit der Erstellung des Entwurfs die Verbindlichkeit der Förderzusage hergestellt werden. Gleichzeitig können dann die Hauptgewerke der Instandsetzung ausgeschrieben werden. Mit Beginn des Festspiele-Jahres könnten dann die Arbeiten anlaufen und das Baudenkmal mit einem Schutzgerüst versehen sein – als sichtbares Zeichen dafür, dass die Stadt ihr historisches Erbe achtet.
Nach der vorliegenden Konzeption kann das Baudenkmal mit entsprechender Umfeldgestaltung als eine Wohneinheit oder mit zwei Wohneinheiten, die über getrennte Zugänge und Gartenbereiche verfügen, genutzt werden.
Durch Mieteinnahmen wird nach der Sanierung der dauerhafte Erhalt des Baudenkmals sichergestellt. Mit der Wohnnutzung, so Stadtbaumeisterin Lydia Kartmann, ist eine denkmalgerechte Instandsetzung des Gebäudes möglich. Durch die geringe Lasteinbringung, im Vergleich zur Archivnutzung, reduzieren sich der Aufwand für die statische Ertüchtigung und damit die Gesamtkosten.
Bürgermeister Erich Odörfer dankte Wenderoth für seine detailliertenAusführungen. Er habe deutlich gemacht, welche Bedeutung das Gebäude habe. Mehrheitlich sei man sich einig, das Gebäude zu sanieren. Die Diskussion habe nicht zuletzt auch deswegen so lange gedauert, weil man sich wegen der künftigen Nutzung nicht einig war. Wenn man das Vorhaben 2012 in Angriff nehme, dann könne man 2013 fertig sein. Nachdem die Planung über das Stadtbauamt laufe, sei er zuversichtlich, den Kostenrahmen einzuhalten, weil man es in der Hand habe, Einfluss zu nehmen.
Er zeigte sich überzeugt, dass man das Vorhaben schultern werde und damit das Thema ein für alle mal vom Tisch sei. „Und wenn es fertig und ein Schmuckstück ist, dann haben wir wieder einschönes Bauwerk für Altdorf geschaffen.“
Kein Millionengrab
„Das wird kein Millionengrab“, zeigte sich Lydia Kartmann zuversichtlich, die die Kostenschätzung auf der Grundlage der Wohnnutzung erstellte. Man habe einen Statiker an der Hand, der mit alternativen Ideen gute Lösungen aufgezeigt habe.Und sie stellte unmissverständlich klar, „dass Frau Kartmann dort nicht einziehen wird“.
Ernst Bergmann (SPD) machte deutlich, dass seiner Fraktion die Sanierung wichtig sei. „Und ich freue mich, dass der Geist der Sanierung mehr erfasst hat als einige wenige.“ Man sollte das Vorhaben umgehend in Angriff nehmen, denn die finanzielle Situation sei ausgezeichnet. Nachdem eine Wohnnutzung die denkmalgerechteste sei, habe man die Frage nach der öffentlichen Nutzung zurückgestellt. „Wir tragen das Vorhaben begeistert mit und ich freue mich schon heute auf die Einweihung.“
Dass in der Fraktion der CSU das Vorhaben umstritten sei, machte Dr. Johann Peter Pöllot deutlich. Was vor allem nicht passieren dürfe sei eine Kostenexplosion. Er nannte als Negativbeispiel den Unteren Torturm, bei dem sich die veranschlagten Kosten nahezu verdoppelt hätten. Angesichts der für die Stadt verbleibenden Kosten von rund 250.000 Euro werde man mehrheitlich zustimmen.
Etwas Bauchgrimmen hatte Dr. Peter Wack, denn die Schönheiten im Innern, die man für teueres Geld saniere, blieben der Öffentlichkeit verborgen. „Wäre es nach uns gegangen, wäre die Maßnahme längst abgeschlossen“, betonte für die Grünen Eckart Pätzold. Er zeigte sich zuversichtlich, dass aus einem Schandfleck ein Schmuckkästchen wird, auf das Altdorf stolz sein kann.
Unschätzbarer Wert
Dass die Lederesmühle für die Denkmalschützer ein Bauwerk von unschätzbarem Wert ist, hatte Thomas Wenderoth in seinen Ausführungen deutlich gemacht.
Die Lederesmühle, ein Bauwerk mit industriegeschichtliche Bedeutung, lag ursprünglich nordöstlich außerhalb der Stadtmauer, neben dem Stadtgraben.
Die älteste Darstellung geht auf das Jahr 1638 zurück und zeigt die West- und Südseite des Hauptgebäudes in seinen heutigen Proportionen und enen Anbau mit Pultdach im Süden. Nachforschungen haben ergeben, dass es bereits 1590 Bestrebungen gab, dort eine Mühle zu errichten, um Eichenrinde für die Gerberei zu brechen. Die Mühle sei deswegen so klein bemessen gewesen, weil nur begrenzt Wasserkraft zur Verfügung stand. Zu diesem Zeitpunkt aber wurde das Gesuch der Stadt abgelehnt. 1604 wurde dann der erneute Antrag genehmigt und die Mühle in der heutigen Größe errichtet. Damit ist das ehemalige Mühlengebäude das älteste erhaltene Gebäude außerhalb der Stadtmauer.
Die Mühle wurde von einem Badbach angetrieben, der aus den Weihern in der Nähe des Oberen Tors im Westen der Stadt gespeist, durch die Stadt am nördlichen Ende der Badgasse vorbei in Rohren verlief. Im Nordosten trat er aus der Stadt heraus in eine hölzerne Kastenrinne, die über den Stadtgraben führte und von dort zur Mühle.
In einem Lageplan aus dem Jahre 1836 sind Reste des Badgrabens und anderer Entwässerungsgräben zu sehen. Wie lange das Gebäude als Mühle genutzt wurde, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.
Vor allem aus städtebaulicher Sicht ist das Gebäude für die Denkmalschützer unverzichtbar. Mit dem Fachwerkgebäude auf der gegenüberliegenden Seite bildet es den östlichen Stadteingang. Zudemverbirgt die Lederesmühle ein schönes Fachwerk. Für Wenderoth hat das Gebäude Qualitäten, „wenn man es entsprechend behandelt“. Versteckte Schönheiten finden sich im Inneren: z.B. alte Holzdecken, die Fachwerkfassung in der Giebelstube und die gut 400 Jahre alte Dachkonstruktion, ein beindruckendes Zeugnis der damaligen Zimmermannskunst.
Einerseits: TOLL, die Stadt Altdorf tut etwas, bewegt etwas. Wird städtebaulich bestimmt großartig. Andererseits: haben wir das Geld ? Egal, aus welchem Topf – es sind Steuergelder, die an anderer Stelle bitter fehlen. Eine gewagte Entscheidung.