NÜRNBERGER LAND – Blutige Gewalt, Angst und Zerstörung treiben die Menschen aus der umkämpften Ostukraine in die Flucht. Viele Flüchtlinge suchen Schutz im Landesinneren und landen in Charkiw. Das Ausmaß der Not in der ukrainischen Partnerstadt Nürnbergs ist deshalb erschreckend und stellt die Stadt vor ein nie da gewesenes Flüchtlingsproblem.
Die Lage scheint sich noch länger nicht wirklich zu stabilisieren. Das ist vor allem für die Ärmsten der Armen besonders schlimm. „Es herrscht vor allem bei diesem Personenkreis die Gewissheit, dass aus eigener Kraft kaum etwas besser werden kann“, sagt Fritz Körber, Vorsitzender der AWO Behringersdorf-Schwaig. Eine vertrauenswürdige Anlaufstelle für die Hilfsmaßnahmen der AWO ist das Zentrum für soziale Dienstleistungen im Wohnbezirk Moskowskij der Eineinhalbmillionenstadt.
Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass von hieraus alle Spenden tatsächlich bei den Hilfebedürftigen ankommen. Besonders die Flüchtlinge aus dem ostukrainischen Konfliktgebiet, alte Menschen, Kranke und Behinderte sind auf die Unterstützung der AWO angewiesen, weil die ohnehin kümmerlichen Rentenzahlungen nicht selten auf sich warten lassen.
Über 900 Lebensmittelpakete wurden von der AWO in den letzten Monaten an kinderreiche oder von einem Schicksalsschlag getroffene Familien verteilt, die von der örtlichen Sozialverwaltung vorgeschlagen wurden. „Doch es geht nicht nur um die konkrete, materielle Hilfe wie etwa die Lebensmittelpakete“, so Körber. „Mindestens genauso wichtig für die Menschen dort ist die Gewissheit, dass sie in ihrer wirtschaftlichen Not nicht allein gelassen werden. Dieses Wissen um Unterstützung tröstet auch noch, wenn die Lebensmittel längst verbraucht sind“.
„In der Hoffnung auf Gottes Hilfe und Ihre Barmherzigkeit bitte ich Sie, meiner Familie zu helfen.
Ich habe in diesem Land nichts mehr, was ich verlieren könnte, außer meinen Kindern. Ich flehe Sie an, mir nicht abzusagen. Es gibt niemanden, der uns helfen könnte.“
Fritz Körber legt den von Hand geschriebenen Brief einer Frau mit neun Kindern zur Seite.
Er weiß um die Zustände, er kennt die Familie, er kennt die Wohnung. Er erinnert sich an den letzten Besuch und an die finanzielle Unterstützung. Viele Bittbriefe und Schicksale haben ihren Platz in den zahlreichen Aktenordnern und jeder Brief erzählt eine Geschichte von Missständen, Armut und Not.
Krankenbetten gesucht
Aus einem Schreiben der vor zwei Monaten gegründeten gemeinnützigen Stiftung „Frieden und Ordnung“ in Charkiw an Fritz Körber geht hervor, dass die Lebenssituation in der Ukraine unverändert ernst ist und auf die Hilfsbereitschaft der AWO Behringgersdorf-Schwaig noch längst nicht verzichtet werden kann. Vor allem werden Krankenbetten, Matratzen und Bettwäsche für Krankenhäuser dringend gebraucht, um Unfallopfer und vor allem Verwundete mit Schussver-letzungen aus dem Krisengebiet entsprechend versorgen zu können. Am Transport soll es nicht scheitern.
Fritz Körber: „25 Krankenbetten des AWO-Kreisverbandes Nürnberger Land, Nachttische, Matratzen und Bettwäsche stehen am Bauhof der Gemeinde Schwaig zum Verladen bereit. Nach den Zollformalitäten wird im August erneut ein Sattelzug in Richtung Charkiw starten. Wer den Menschen in Charkiw helfen will, kann Spenden auf das Konto der AWO Behringersdorf-Schwaig, Stichwort: „Hilfe für Charkiw“, IBAN: DE 26 7605 0101 0240 2517 85, SWIFT-BIC: SSKNDE77XXX, überweisen.
Nur mal ein Vorschlag:
Wie wäre es mit Kinderfreizeiten für Kinder aus Charkow im Nürnberger Land zusammen mit hiesigen Kindern, die dann zusammen auf russisch oder ukrainisch und deutsch betreut werden und zusammen eine schöne Zeit abseits der Alltagsorgen haben. Dafür könnte man auch Spenden aufwenden für Betreuung und Flug der Kinder.
Als ehemaliges Heimkind habe ich solche Aufenthalte in Holland bei Gastfamilien genossen!
Völkerverständigung fängt bei den Kindern an, nicht durch Hilfslieferungen. Wir würden für ein paar Wochen im Sommer nächsten Jahres durchaus ein Kind einladen. Das wäre doch mal ein Projekt bei dem das Durchschnittsalter der Teilnehmenden unter 60 Jahren liegt und nicht nur Wenige beteiligt sind, während andere „nur spenden dürfen“ Herr Körber.
Hilfe, Verständnis und Verständigung entsteht durch persönliche Kontakte, weniger über Mittelsmänner, die die Hilfe weiterreichen.
– Marco Vogt, Rückersdorf