Laufer Wenzelschloss nach Sanierung offen

Feierliche Burgöffnung mit Festakt im Kaisersaal

Der Laufer Bürgermeister Benedikt Bisping begrüßt die Gäste zur Eröffnung der Begleitausstellung und Wiedereröffnung des Wenzelschlosses im aufwändig sanierten Kaisersaal. Weitere Bilder auf Lokalseite 9 und im Internet in einer Bildergalerie auf n-land.de2016/05/pz-119678_wenzelschlossbispingrede.jpg

LAUF (fi) — Großer Bahnhof und großes Medieninteresse in Lauf: Nach fast einjähriger Sanierung übergaben Finanzminister Markus Söder und Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle mit einem Festakt im Kaisersaal das renovierte Laufer Wenzelschloss wieder der Öffentlichkeit. Gleichzeitig wurde im Herrenzimmer der Burg die Begleitausstellung „Burgen und Bauten Kaiser Karls IV.“ eröffnet, die die Landesausstellung zum 700. Geburtstag des Herrschers in Prag und Nürnberg ergänzt. In Teilen des Wenzelschlosses soll in Zukunft außerdem ein Sprachinstitut von europäischem Rang etabliert werden.

Die besten Nachrichten aus Laufer Sicht sind aber wohl, dass der Durchgang durch die Kaiserburg und der Weg über die beiden Pegnitzstege ab sofort wieder ganztägig (bis 22 Uhr) möglich ist. Dass täglich (außer Montag) um 14 Uhr Führungen in den Wappensaal angeboten werden und dass Kaisersaal und Herrenzimmer im 1. Stock sowie die alten Stallgewölbe vom Innenhof aus künftig für Veranstaltungen genutzt werden können. Schon länger hat der Freistaat als Burgbesitzer zugestimmt, dass im Wappensaal Trauungen stattfinden dürfen. Fast ein Jahr lang, bis Anfang März 2017, ist nun die Begleitausstellung „Burgen und Bauten“ täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Einen ersten Eindruck davon, wie solche Veranstaltungen künftig ablaufen können, bekamen die rund 100 Ehrengäste, die zur Wiedereröffnung der Kaiserburg geladen waren und die nach dem Festakt und dem Ausstellungsbesuch im Stallgewölbe noch bei Häppchen und Kaiserbier feierten. Unter ihnen nicht nur die beiden Minister, sondern auch der tschechische Generalkonsul Milan Coupek und Honorarkonsul Hans-Peter Schmidt, der sich seit dem Auszug der Akademie ganz besonders um eine Folgenutzung der Burg als deutsch-tschechisches Bildungszentrum bemüht. Mit dabei waren auch viele Gäste aus Tschechien, aus Loket und Prag, viele Stadträte und verdiente Bürger, Behördenvertreter, die an der Sanierung des Wenzelschlosses beteiligt waren, sowie Landrat Kroder, die Abgeordneten Marlene Mortler und Norbert Dünkel, außerdem Ehrenbürger und Altbürgermeister Rüdiger Pompl.

Sie alle waren sehr angetan von dem, was mit einem Aufwand von 1,4 Millionen Euro durch den Freistaat in der Laufer Burg entstand ist. Nicht nur, dass die komplette Infrastruktur, von der Elektrotechnik bis zu den Toiletten auf modernsten Stadt gebracht wurde, sondern auch, dass die großen Räume wie Kaisersaal und Wappensaal aufwendigst und nah an den Originalvorgaben von vor 700 Jahren restauriert wurden. Tatsächlich fanden sich nämlich im Wappensaal noch 80 Prozent des Originalputzes und der Originalfarben der 120 Wappen aus dem Jahr 1360 wieder, diese erstrahlen so erstmals seit ihrer Wiederentdeckung im Jahr 1935 durch Stadtarchivar August Rebmann im alten Glanz.

Bürgermeister Benedikt Bisping erinnerte in seiner Rede an die aktuelle Entwicklung der Kaiserburg. Daran, dass nach dem Auszug der Akademie der Bildenden Künste Überlegungen im Raum standen, das Wenzelschloss an einen Privatmann zu verkaufen. Vielen Initiativen, vielen Gesprächen und engagierten Menschen sei es schließlich gelungen, die Burg, diesen geschichtsträchtigen Ort für die Laufer Öffentlichkeit zu erhalten. „Die Burg ist ein Original, ein Juwel an der Goldenen Straße zwischen Prag und Nürnberg. Ein Schatz“.Ohne das Wenzelschloss wäre doch die große Landesausstellung in Nürnberg und Prag gar nicht vollständig, so Bisping. Wie umgekehrt, Lauf ohne Karl IV. wohl nicht das wäre, was es heute ist.

1355 hat der Kaiser Lauf die Stadtrechte verliehen, in Lauf wurde der Karlspfennig geprägt. Mit der Aufwertung des Ortes an der Goldenen Straße kam der Wohlstand. Aber nicht nur materiell, auch politisch und kulturell habe sich ein reger Gedankenaustausch entwickelt. Weil in der Burg die europäische Geschichte so lebendig werde, sei dies Chance und Verpflichtung für eine gute Zukunft der Goldenen Straße.

Das Werk Karls IV. und seine Bedeutung für viele Orte wird in der Ausstellung in Lauf deutlich, die vor allem mit Unterstützung der Leiterin des Laufer Stadtarchivs, Ina Schönwald, und dem „Referenten für das Jubiläum“, Benjamin Wallner entstanden ist. Hier finden sich Modelle von Burgen von Prag bis Nürnberg. Hier gibt es einen virtuellen Wappensaal, einen 3D-Scan der Laufer Burg sowie grafische Blätter aus der eigenen städtischen Sammlung.

Für Finanzmister Markus Söder geht es bei der Laufer Burg und deren künftiger Nutzung um ein hochpolitisches Thema. Nämlich darum, „wie bewerten wir freundschaftliche Beziehung zu unseren Nachbarn, wie setzen wir das Erbe Karls IV. als großen Europäer fort. Es ist diese Geschichte, die uns zeigt wie die Zukunft nach vielen schlimmen Jahren im letzten Jahrhundert aussehen muss“. Ziel müsse sein, aus dem Eisernen Vorhang eine goldene Kette zu machen, so Söder, der gleichzeitig für Besuche in Tschechien warb. In Lauf herrsche tatsächlich eine Stimmung für Begegnungen. „Das sollten wir ausbauen“, sein Ministerium warte jetzt auf ein konkretes nachhaltiges Nutzungs- und Finanzierungskonzept.

Auch Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle hob die politische Bedeutung Karls IV. als echter Europäer hervor. Es dürfe einfach nicht vergessen werden, dass die Region sowohl der geographische wie kulturelle Mittelpunkt Europas sei. Und es sei deshalb „diese Normalität einer wachsenden Nachbarschaft“ mit Tschechien die eigentlich Sensation des Jubiläumsjahres.

Der tschechische Honorarkonsul Hans-Peter Schmidt bezeichnet Kaiser Karl IV. gar als den größten Europäer in der Geschichte und lobte die vielen Menschen, die sich in Zusammenhang mit der Laufer Burg um deren Zukunft als Bildungseinrichtung bemühen. Und Schmidt wies darauf hin, dass der eigentliche Geburtstag Karl IV. auf Grund des in der Zwischenzeit geltenden Gregorianischen Kalenders genau auf den gestrigen Tag, also den 27. Mai, und nicht auf den 14. Mai gefallen ist.

Landrat Armin Kroder wies auf über 400 Veranstaltungen in der Region in Zusammenhang mit dem Kaiserjubiläum hin. Dieser Herrscher passe perfekt zur Europäischen Metropolregion Nürnberg, gelte es doch mit der Goldenen Straße auch eine goldene Brücke zu bauen. Für die Laufer Burg stellt Kroder sich eine Zukunft als Sprachinstitut mit Schwerpunkt „Wirtschaftskenner Deutschland“ vor.

Beim Einzug in die Laufer Kaiserburg wird Finanzminister Markus Söder vom Spielmannszug der Laufer Schulen begrüßt.
Beim Einzug in die Laufer Kaiserburg wird Finanzminister Markus Söder vom Spielmannszug der Laufer Schulen begrüßt. | Foto: Fischer2016/05/pz-119679_wenzelschlosssoederbruecke.jpg
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