LAUF — Die Sensation ist perfekt: Benedikt Bisping von den Grünen ist neuer Bürgermeister in Lauf.
Und dies mit unglaublichen 63 Prozent der Stimmen. Ein Ergebnis, das niemand von den rund 200 Laufern, die sich im Sitzungssaal zusammengefunden hatten, in dieser Deutlichkeit erwartet hatte.
Weder Bisping selbst, noch der politische Gegner wie Bürgermeister Pompl oder der Stichwahlkonkurrent von der CSU, Rainer Deuerlein, der auf 37 Prozent kam. Entsprechend war die Stimmung in der Wahlnacht im Bisping-Lager: Euphorie, Freuden-Tränen, Jubelschreie, minutenlanger Beifall, Sekt in Strömen.
Dabei waren es längst nicht mehr nur grüne Stammwähler, die sich im Rathaus drängten und in einer langen Schlange geduldig anstanden, um dem neuen Chef im Rathaus zu gratulieren. Menschen aus allen Bevölkerungsschichten wollten die Sensation live erleben.
Unternehmer und Arbeiter, SPD-Anhänger und Konservative outeten sich ungeniert als Anhänger des eloquenten Grünen, bezeugten ihre Sympathie und ließen ihrer Begeisterung freien Lauf.
Schon 20 Minuten nach 18 Uhr, die ersten sieben von 49 Wahlbezirken waren ausgezählt, stand der Sieger fest: 68 Prozent für den Grünen war auf der Leinwand zu lesen. Unfassbar für die in der vorderen Reihe sitzende CSU-Führung, an ihrer Spitze Bürgermeister Pompl.
Unfassbar aber auch noch für Benedikt Bisping und die Grünen. Beifall und Jubel natürlich nach diesen ersten Ergebnissen. Dann aber doch schnell wieder Stille, ungläubige Blicke auf die Anzeigentafel.
Auch nach 12 Stimmbezirken zwei Drittel für den Grünen, nach 20 Stimmbezirken immer noch … Das kann doch gar nicht sein, ist das ein Traum?
Es war keiner, am Ende stabilisierte sich die überdeutliche Bisping-Mehrheit. Der Grüne gewann 46 von 49 Stimmbezirken. In manchen Ortsteilen holt der 40-Jährige 70 Prozent und mehr. Und der neue Bürgermeister von Lauf: Der war sichtlich hin- und hergerissen zwischen totaler Emotion und dem Versuch, in die Rolle des neuen Amtes zu schlüpfen.
Bisping konnte seine Tränen nicht mehr zurückhalten, als seine Familie, seine Frau und seine Mutter, seine beiden Brüder ihn umarmten. Er war hochkonzentriert, als er die Fragen der Reporterin des Bayerischen Rundfunks beantwortete.
Er ging auf Bürgermeister Pompl zu, nannte ihn seinen Lehrmeister und bedankte sich für die Zusammenarbeit der letzten Jahre. Und dann wieder riss er jubelnd die Arme hoch oder nahm hundert Menschen, Mitstreiter, Freunde und einfach nur Fans in den Arm.
„Lauf, ich liebe dich” sprudelte es aus ihm heraus und dann wieder sein Programm der letzen Tage und Wochen. „Ich lade alle Menschen ein zum Mitmachen, ich will mich als Bürgermeister daran messen lassen, wie ich die Menschen der Stadt und den gesamten Stadtrat mitnehme, im Ringen für eine gute Zukunft von Lauf.“
Unglaublich, entfährt es ihm das eine und andere Mal. „Eine Utopie wird Wirklichkeit“. Vielleicht ist es wirklich so, analysiert er mitten im Trubel im Sitzungssaal: „Ich habe schon in Wackersdorf gekämpft und jetzt hier kandidiert: Visionen und Utopien Realität werden lassen, das ist mein Lebensinhalt. Danke Lauf“.
Und der unterlegene und nicht unbedingt geknickte Deuerlein, dem Bisping sofort nach der Wahl die Zusammenarbeit anbot: „Das war deutlich, Gratulation“. Ein Grüner als sein Nachfolger? Bürgermeister Pompl ist gefasst und stellt fest, dass es ihm auch mit Bisping keineswegs bange um die Zukunft Laufs ist …