LAUF — Mit dem Namen Justin-Wunder-Steg für eine wichtige Fußwegverbindung über die Pegnitz ehrt Lauf einen berühmten und erfolgreichen Sohn der Stadt: Inoffiziell bisher als Hämmernsteg bekannt, führt die kleine Brücke von der Sichartstraße am Industriemuseum nach Lauf links zur Straße am Steg neben dem Awo-Altenheim. Wunder war Mitte des 19. Jahrhunderts Direktor der Zeltnerschen Ultramarinfabrik, die östlich (oberhalb) des Industriemuseum an der Pegnitz stand.
Der Justin-Wunder-Steg liegt damit gar nicht weit von der früheren Wirkungsstätte Justin Wunders entfernt. 1855 hatte der Nürnberger Unternehmer Johannes Zeltner (deshalb auch Zeltnerplatz) seine Farblabore an das zweite Pegnitzwehr in Lauf verlegt. Sein dortiger Direktor, Justin Wunder, entwickelte hier ab 1865 das Verfahren zur industriellen Herstellung von roter Ultramarinfarbe. 1877 erhielt er dafür das Reichspatent Nummer eins. Später überwarf sich Wunder mit seinem Arbeitgeber, gründete in Nürnberg eine Seifenfabrik und entwickelte diese in Rückersdorf weiter. Er baute seine Fabrik dort auf, wo heute die Emuge-Dependance „Franken“ steht.
Wunders sechs Kinder wurden in Lauf geboren. 2016 hatte deshalb der verstreute Clan der Wunders seine jährliches Familientreffen in Lauf veranstaltet. Die Pegnitz-Zeitung berichtete darüber und erzählte in der Kunigundenausgabe die bis dahin in Lauf weitestgehend unbekannte Geschichte des erfolgreichen Chemikers und Unternehmers.
Eine eingeheiratete Urenkelin Wunders hatte dann die Idee zur Benennung einer Straße nach ihrem berühmten Vorfahren. Annemarie Wunder, eine 89-jährige äußerst fitte Seniorin, wohnt seit dem Krieg selbst in Lauf und stieß mit ihrem Vorschlag bei Bürgermeister Benedikt Bisping auf offene Ohren. Die Verwaltung machte sich auf die Suche nach möglichen Straßen und Plätzen, die man um- oder neu taufen könnte und fand schließlich den offiziell noch namenlosen Steg an der Hämmern. Im Januar stimmte dann der Laufer Stadtrat zu und gestern fand schließlich die offizielle Enthüllung der Namensschilder statt.
Diese ehrenvolle Aufgabe übernahmen Annemarie Wunder und ihre in Nürnberg lebende Tochter Anna Christina Wunder-Lippert, eine UrUreneklin Justin Wunders. Bürgermeister Bisping lobte dabei das Engagement der Nachfahrin und den Vorschlag als „echte Bürgerinitiative“ und stellte ein wachsendes Interesse der Bevölkerung an der Geschichte der Stadt fest.
Annemarie Wunder blickte dann ein wenig in die Familiegeschichte und wusste beispielsweise, dass Justin Wunder sich im 19. Jahrhundert schon um die Vermessung und Kartierung von Bodendenkmälern verdient gemacht hat. Von Rückersdorf führte Wunders Weg über die Weltausstellung in Paris im Jahr 1900, wo er einen russischen Unternehmer kennenlernte, zu einer Firma in St. Petersburg. Wunder starb in Odessa.

Justin gelle, net „Dschasdin“….