Aus Haftungsfragen

Lauf sperrt Hallen- und Außensportanlagen

Die Sportanlagen an der Rudolfshofer Schule in Lauf sollen wieder geöffnet werden. | Foto: Haase2020/06/Rudolfshof-Sportplatz2.jpg

NÜRNBERGER LAND – Die Nachricht der Stadt Lauf an Vereine und Verbände hat gestern für Wirbel gesorgt: Bis Ende August stehen in der Kreisstadt weder kommunale Turn- und Schwimmhallen noch Außensportanlagen sowie weitere Liegenschaften für eine Nutzung zur Verfügung. Sie sind gesperrt, um die Ansteckungsgefahr durch das Corona­virus weiter zu minimieren, so die Begründung.

Paradox, wo doch erst am Montag dieser Woche das bayernweite Verbot des Trainings in Indoorsportanlagen aufgehoben wurde. Die Hersbrucker Kletterhalle hat wieder geöffnet, in den Fitnessstudios herrscht wieder Betrieb (die Pegnitz-Zeitung berichtete) – und Lauf macht Sport auf seinen Anlagen unmöglich, draußen wie drinnen?

Nur die halbe Wahrheit

Das stimmt so nicht oder allenfalls zur Hälfte, sagt Bürgermeister Thomas Lang (Freie Wähler). „Gerade bei den Außenanlagen der Schulen ist kein einziger Verein betroffen. Wir haben vorher extra alle angefragt, alle Flächen untersucht. Es gibt gar keinen Bedarf.“ Ihre eigenen Flächen und Hallen könnten die Vereine weiterhin nutzen, im Rahmen der Vorgaben der Staatsregierung. Und für anderen Flächen – etwa am Christoph-Jacob-Treu-Gymnasium oder der Realschule – sei der Landkreis zuständig.

Haftung und Finanzierung

Aber warum dann überhaupt eine Sperrung? Es geht, man ahnt es nach der Debatte um die Bolzplätze Anfang dieser Woche, um Haftungsfragen. Und um finanzielle Überlegungen. Beispiel Schulschwimmbad Kunigundenschule, das normalerweise von der Laufer Schwimmgemeinschaft genutzt wird: „Wer soll da desinfizieren? Da entsteht ein extremer Mehraufwand.“

Momentan brauche die Stadt ihre Hausmeister an anderer Stelle, so der Bürgermeister, etwa bei der Reinigung der Schulen. „Wir müssen unseren Grundauftrag sicherstellen“, sagt Lang.

Er ärgert sich ohnehin über die ganze Diskussion: „Wir haben Corona. Es geht um Leben. Manche denken ja, wir hätten die Pandemie längst hinter uns gelassen. Ich habe Schwierigkeiten mit dieser Haltung.“ Die pauschale Sperrung mache es der Stadt leichter: „Wenn jemand über den Zaun klettert, dann begeht er Hausfriedensbruch“, sagt Lang. Bei offenen Anlagen fürchtet er hingegen „ein Bild, das dann um die Welt geht“: eine Party ohne jeden Abstand. Wörtlich: „Stellen Sie sich nur vor, da treffen sich 70 oder 80 Leute, und dann sind hinterher wir im Rathaus verantwortlich.“

An den Vorgaben liegt es wohl nicht

An den Vorgaben aus München, etwa zum Abstandhalten auch beim Sport, kann die Entscheidung der Stadt Lauf nicht liegen, ist der CSU-Abgeordnete Norbert Dünkel überzeugt. Die geltenden Bestimmungen basierten auf Empfehlungen von Virologen, „das sind keine politischen, sondern wissenschaftliche Vorgaben“, so der Hersbrucker.

Sie gingen „nicht an die Grenze der Zumutbarkeit“. Es gebe schließlich von der Oberpfalz bis nach Unterfranken genügend Kommunen, die ihre Schwimmbäder und Sportplätze unter gewissen Bedingungen öffnen, nicht nur große Städte wie Nürnberg.

„Die überwiegende Zahl der Kommunen in Bayern kann diese Regelungen umsetzen“, sagt er. Letztlich müsse aber jede Gemeinde selbst entscheiden. Beispielhaft führt der CSU-Abgeordnete eine Kommune an, in der mit Frank Pitterlein ein Parteikollege das Bürgermeisteramt bekleidet: „Schnaittach hat einen selbstbewussten Bürgermeister“, dieser mache von den Möglichkeiten, die die Bestimmungen böten, Gebrauch. Wieso die Kreisstadt Lauf besonders zurückhaltend ist, das könne er nicht beantworten.

Im Pegnitzgrund wird wieder trainiert

In der Nachbarkommune Röthenbach gibt es einige Vereine, die städtische Flächen nutzen. Sie alle können wieder trainieren, wenn sie eine Nutzungsvereinbarung unterzeichnen. Sie verpflichten sich darin unter anderem dazu, auf Kontaktsport zu verzichten und immer die eineinhalb Meter Mindestabstand einzuhalten.

„Die Vereine sind sehr einsichtig“, heißt es von der Stadtverwaltung, „und sie sind froh, wieder trainieren zu können“. Entsprechende Vereinbarungen hat die Kommune etwa bereits mit dem Türkischen Sportverein, mit dem Motorsportclub oder der Röbanesia.


Kreis verlangt Hygienekonzepte

Wie sieht es auf Kreisebene aus? Das Nürnberger Land ist verantwortlich für die weiterführenden Schulen und entsprechend auch für deren Sportstätten. Als Betreiber müsse man die Einhaltung der Hygienebestimmungen sicherstellen, so Iris Bitzigeio, Pressesprecherin des Landratsamtes. Vereine, die beispielsweise auf den Außenanlagen der Gymnasien in Lauf oder Röthenbach Sport treiben wollen, können sich beim Landratsamt melden. Sie müssen ein Konzept haben, das sie notfalls auch vorweisen können.

Bisher haben sich eine Handvoll Vereine gemeldet, darunter der DAV Röthenbach und der TV 1877 Lauf. Diese dürfen ab kommendem Montag die Sportanlagen nutzen. Der Abstand muss dabei natürlich eingehalten werden. Im Einzelfall könne das Amt bei Hygienekonzepten von Vereinen Hilfestellung leisten.

Abwarten

Ansonsten wolle die Kreisbehörde die neue Verordnung abwarten: Die fünfte Fassung der Infektionsschutzmaßnahmenverordnung gilt bis Sonntag, 23.59 Uhr. „Es kann sein, dass sich Lockerungen ergeben“, so Bitzigeio. Dünkel verweist darauf, dass es in dieser Woche keine Kabinettssitzung gab.

Er rechnet damit, dass es am Dienstag, wenn das Kabinett wieder zusammentritt, eine Pressekonferenz geben wird.
Der Laufer Bürgermeister hingegen kann sich vorstellen, einzelne Flächen in Zukunft gezielt freizugeben, sollte es Anfragen geben. „Außerdem reden wir ja nur von sechs Wochen“, sagt er. Während der Sommerferien seien die städtischen Anlagen ohnehin stets geschlossen.

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