HERSBRUCKER SCHWEIZ – Endlich Ferien. Endlich Zeit für sich selbst, für die Familie, für Freunde. Auch wir in der HZ-Redaktion nehmen uns jetzt immer mal wieder eine kleine Auszeit und tun das, was wir am liebsten machen: mit Leuten ins Gespräch kommen und uns ihre Geschichte erzählen lassen. Heute: 30 Minuten mit Peter Bodendörfer, Hobby-Biobauer aus Kleedorf.
Bei Ihnen konnte man für jeweils 100 Quadratmeter Blumenwiese eine Patenschaft erwerben und damit aktiv einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten. Ihr Ziel waren 200 Patenschaften. Haben Sie das erreicht?
Peter Bodendörfer: Es sind sogar 214 Patenschaften geworden. Ich habe noch drei kleine Flächen dazu genommen, damit sind es jetzt insgesamt 210 000 Quadratmeter Blumenwiese.
Welche Personengruppen haben sich vor allem beteiligt?
Das meiste sind Privatleute. Viele waren auch hier und haben sich die Wiese angeschaut oder haben unseren Hofverkauf besucht.
Gab es Probleme mit der Witterung?
Ja, viele Keimlinge sind vertrocknet und es ist mehr „Unkraut“ gewachsen, das
Insekten aber auch gerne anfliegen.
Woher glauben Sie kommt der Erfolg für Ihr Projekt?
Ich denke es lag daran, weil ich einer der ersten war, es in vielen Medien gut publik gemacht habe und es war einfach ein guter Zeitpunkt.
Das Projekt haben Sie gestartet, als gerade das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ lief. Nun ist das Gesetz umgesetzt. Was bedeutet das für Sie und Ihre Kollegen?
Es macht uns das Leben nicht leichter und die Produktion nicht einfacher. Man ist weniger flexibel. Und ich bin nur Hobby-Bauer und lebe nicht von der Landwirtschaft. Aber ich muss ehrlich sagen, dass es langsam keinen Spaß mehr macht.
Sündenbock für alles
Wieso?
Man hat das Gefühl, dass die Bauern mittlerweile an allem Schuld sind, nur weil ein paar Landwirte nicht sauber arbeiten. Deutschland hat sehr hohe Produktionsstandards, aber nirgends ist die Landwirtschaft so angefochten wie hier. Ich habe mich in den USA mit einem Farmer unterhalten. Dort sind die Standards weitaus geringer, es gibt weitaus mehr Massenproduktion. Und die Bauern sind dort die Könige.
Die Forderung geht immer mehr in Richtung Nachhaltigkeit und Bio.
Ja, ich bin auch überzeugter Biobauer. Aber mittlerweile fehlt die Wertigkeit. Der Biopreis sinkt seit Jahren. Im Vergleich zu einem konventionellen Betrieb habe ich früher die Hälfte angebaut und das
Gleiche dafür bekommen. Heute bekomme ich um einiges weniger.
Woher kommt’s?
Der Markt ist überflutet. Die Nachfrage steigt nicht so wie das Angebot. Und eine Bioquote von 30 Prozent würde es noch verschlimmern und ist meiner Meinung nach nicht machbar.
Was muss sich ändern?
Der Verbraucher müsste erst mal bereit sein, 15 bis 20 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel auszugeben. Und der Staat müsste Anreize für Landwirte schaffen, um auf Bioproduktion umzustellen. Aber durch immer mehr Regulierungen und Auflagen wird die Produktion noch teurer. Auch der Import von Lebensmitteln macht den Bauern das Leben schwer, wenn das Fleisch aus anderen Ländern billiger ist als aus der Region. Hier ist aber wieder der Verbraucher gefragt. Außerdem gibt es mittlerweile zu viele Siegel, da kennt sich niemand mehr aus. Mit einer Vereinheitlichung könnte mehr Druck aufgebaut werden.
Trotzdem wird bereits viel für regionale Lebensmittel geworben und man hat das Gefühl, dass ein Umdenken stattfindet.
Aber es reicht noch nicht. Da schließe ich auch die Bauern nicht aus, die mehr für sich werben und den Bezug zum Verbraucher wieder aufbauen sollten.
Wohl contra Überleben
Viele fordern auch mehr Tierwohl durch weniger Massentierhaltung.
Wenn man von weniger Tieren leben könnte, würden das bestimmt mehr Landwirte tun. Aber wer überleben will, muss die Stückzahlkosten senken, um überhaupt noch was zu verkaufen.
Wird die Mehrwertsteuererhöhung auf Fleischprodukte hier etwas ändern?
Das Problem ist, dass das Geld nicht beim Erzeuger hängen bleiben wird. Denn wenn der Metzger sein Fleisch weiterhin zum gleichen Preis verkaufen will, regelt er das über den Einkaufspreis. Ich glaube nicht, dass eine Mehrwertsteuererhöhung zu mehr Tierwohl führt.