Lauf/Röthenbach. „Corona Allmächd!“: So könnte die Röthenbacher Faschingsgesellschaft „Röbanesia“ ihren Schlachtruf in diesem Jahr umbenennen. Zwar beginnt übermorgen, am 11.11., offiziell die „närrische Jahreszeit“, doch den Faschingsfans ist nicht nach Feiern zumute. Während die „Röbanesen“ die Session 2020/21 coronabedingt bereits komplett abgehakt haben, hat man bei der Laufer „Hilaritas“ zumindest noch einen Funken Hoffnung für die drei „tollen Tage“ am Marktplatz Mitte Februar.
Die „Dämmerung“ im Wollner-Saal, den Sturm aufs Laufer Rathaus, die Kinderfaschingsbälle bei der Awo und im CJT-Gymnasium, Auftritte bei Turnieren und Vereinen: Das alles hat die „Hilaritas“ schon abgesagt. „Das ist in der momentanen Situation einfach nicht möglich, die Zeit ist närrisch genug“, bedauert 1. Vorsitzender Hagen Reiche. Und selbst wenn die Beschränkungen bis Anfang nächsten Jahres wieder gelockert werden sollten: „Die Chance zum Abstandhalten beim Kinderfasching ist gleich null.“
Dabei konnten die Gruppen der „Hilaritas“ nach dem Lockdown im Frühjahr relativ schnell wieder trainieren, dank des eigenen Vereinsheims mit großem Spiegelsaal an der Röthenbacher Straße. „Das Training lief bei uns den Sommer über weitgehend normal“, erzählt Reiche. Die Bewegung, die sozialen Kontakte … für die Kinder – und die Eltern – sei das ganz wichtig gewesen. Da habe man noch gehofft, am 11.11. normal in die Session starten zu können.
Statt neue Show- und Gardetänze einzustudieren, wie es alle zwei Jahre der Fall ist, habe man das Training allerdings umgestellt und sich auf die „alten“ Tänze konzentriert. Denn der choreografische, zeitliche und auch finanzielle Aufwand sei nicht zu verachten. „So ein Gardekostüm kostet rund 300 Euro“, sagt Reiche. Das Trainingslager im Oktober musste man dann aber streichen.
Noch haben die Laufer Karnevalisten die Hoffnung auf die drei „tollen Tage“ am Marktplatz nicht ganz aufgegeben. „Das könnten wir relativ kurzfristig auf die Beine stellen“, meint Reiche. Auch die Prunksitzung Anfang Februar in der Karl-Diehl-Halle ist noch nicht abgesagt. Diesen Mittwoch findet immerhin die „Schlüsselübergabe“ vor dem Rathaus im ganz kleinen Kreis statt. Auch der jährliche Kalender mit Fotos aller Garden und Showtanzgruppen soll herausgebracht werden und es gibt, wenn auch in deutlich reduzierter Stückzahl, den jährlichen Sessionsorden: passend zur Corona-Zeit das „Laffer Bimbela“ mit Mundschutz.
Neben dem Spaß fehlen der Hilaritas mit ihren rund 200 Mitgliedern wegen der weggebrochenen Veranstaltungen auch fast alle Einnahmen. „Wir haben zum Glück einen soliden Haushalt, sodass wir die Miete fürs Vereinsheim auf jeden Fall weiter bezahlen können“, betont Reiche, der den großen Zusammenhalt der Tanzgruppen, der Eltern und der Trainerinnen lobt.
Bei der Jahreshauptversammlung im Oktober fiel bei den Kollegen von der „Röbanesia“ die bittere Entscheidung, die Session 2020/21 komplett abzusagen. „Das hat in dieser Situation alles keinen Sinn“, so Präsident Gerhard Pfeifer gegenüber der PZ. So sei das finanzielle Risiko, zum Beispiel für die Prunksitzung in der Karl-Diehl-Halle im Januar, einfach zu groß. „Wir müssen die Halle reservieren, Künstler buchen … bei einer kurzfristigen Absage stehen wir dann in der Verantwortung.“
Ohnehin hatten es die Garden der Röthenbacher Faschingsgesellschaft in der Vorbereitung schwer. „Haarscharf“ brachte man die Session 2019/20 noch zu Ende, so Pfeifer, doch mit dem Neustart an Ostern wurde es nichts. Die „Röbanesen“ trainieren normalerweise in der Sporthalle der Röthenbacher Realschule, doch diese war aus Hygienegründen lang geschlossen. Die Tanzgruppen wichen auf den Sportplatz im Pegnitzgrund aus, übten auf der Wiese, in der Sonne. „Neue Choreografien waren da natürlich nicht möglich“, erklärt Pfeifer. Es ging in erster Linie darum, fit zu bleiben. Seit Anfang Oktober durfte dann die Turnhalle wieder genutzt werden – gerade einmal vier Wochen lang.
Vor allem für die Mädchen, die aus Altersgründen in eine „höhere“ Garde aufrücken, sei es schwierig, ihnen fehlen wegen des Trainingsrückstands bestimmte Schrittkombinationen. Leider sei „ein gewisser Schwund“ bei den Tänzerinnen nicht ausgeblieben, bedauert der „Röbanesia“-Präsident. Er und die Vorstandschaft appellieren an die Mitglieder, dabeizubleiben. „Wir sind ja kein Fitnessstudio, sondern bei uns geht es ums Vereinsleben, um die Brauchtumspflege.“
Von der Absage betroffen ist auch das Faschingstreiben am Rathausplatz. „Zum einen wollen wir als Verein keinesfalls als Superspreader dastehen. Zum anderen kostet uns die Veranstaltung Geld, weil wir für die Bühne Miete zahlen müssen“, erklärt Gerhard Pfeifer.
Natürlich seien vor allem die Kinder im Verein traurig. „Sie möchten gern tanzen, ein schönes Kostüm anhaben.“ Zudem sei die „Röbanesia“ zuletzt bei Turnieren, unter anderem in Ludwigsburg, sehr erfolgreich gewesen. Pfeifer selbst werden die Kontakte fehlen, und die Freude, die den Zuschauern ins Gesicht geschrieben steht, wenn die Garden über die Bühne wirbeln und das donnernde „Röbanesia Allmächd“ durch den Raum schallt.
Einen positiven Aspekt hat der ausfallende Fasching wenigstens für ihn persönlich: „Ich kann endlich mal meinen Hochzeitstag am 11.11. in Ruhe mit meiner Frau feiern.“