HERSBRUCK – Das hat dann möglicherweise doch den ein oder anderen überrascht: Hersbrucks Bürgermeister Robert Ilg bewirbt sich auf der virtuellen Mitgliederversammlung des einstigen Rekordmeisters am 20. Oktober um einen Sitz im Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg. Für den Rathauschef selbst ist das allerdings nur die logische Konsequenz einer jahrzehntelangen Leidenschaft.
Was bringt einen ohnehin zeitlich stark beanspruchten Bürgermeister dazu, sich um noch ein Ehrenamt zu bewerben?
Robert Ilg: Als ich mit neun Jahren mit meinen Eltern aus Berlin nach Hersbruck gekommen bin, hat mir Fußball schon sehr gut gefallen – und ich wollte unbedingt ein Fan werden. Meine Oma hat mir dann einen Schal in den Farben rot und weiß gestrickt. Ein paar Tage später bin ich dem „Betz“, Jürgen Betzelt, einem leidenschaftlichen Clubfan in die Arme gelaufen. Der hat mir gesagt: „Ich mag dich ja, aber dein Schal hat die falschen Farben!“ Also hat meine Oma den Schal wieder aufgetrennt und die weißen Abschnitte mit schwarzer Wolle ersetzt – und fertig war der Clubfan Robert Ilg.
Und diese Leidenschaft ist seit damals geblieben…
Ja, durch alle Höhen und Tiefen, also im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiden-schaft. Zuerst bin ich ganz klassisch mit meinem Vater zu Heimspielen ins alte Stadion gefahren, später hatte ich dann ab und an sogar eine Dauerkarte – auch in der wohl schwärzesten Saison 1996/97, als der Club in der Regionalliga Süd spielen musste. Seit Jahren bin ich wieder regelmäßig im Stadion und auch öfter mal auswärts dabei. Weil ich da häufig mit Werner „Blacky“ Schwarz und Gerhard Scharf unterwegs war, bin ich seit kurzem auch Mitglied des FCN-Fanclubs „Altmeister“.
Und jetzt wollen Sie sich im erweiterten Management des Clubs einbringen?
Ich hatte schon Verbindungen zum früheren kaufmännischen Vorstand Michael Meeske und nun auch einen guten Draht zu seinem Nachfolger Niels Rossow, mit dem ich mich öfter mal austausche – zum Beispiel darüber, wie es sich anfühlt, für 30 Minuten den Fuß wieder in der dritten Liga zu haben (gar nicht gut!). Mir gefällt die Seriosität, mit der die Clubverantwortlichen den Verein führen. Das macht Mut für die Zukunft. Für mich wäre es sehr spannend, da einmal hineinzuschnuppern und mit ein paar Entscheidungen an der guten Entwicklung meines Lieblingsvereins mitzuwirken.
Neben Ihnen haben sich ja noch eine ganze Menge hochrangige Persönlichkeiten – von den Ex-Profis Marc Oechler und Martin Driller bis zu BWL-Professor Matthias S. Fifka von der Uni Erlangen-Nürnberg – für die drei freiwerdenden Plätze im Aufsichtsrat beworben.
Als ich meine Bewerbung eingereicht habe, waren es nur sechs oder sieben Kandidaten, jetzt sind es 19. Aber ich bin nicht der Typ, der seinen Hut in den Ring wirft, um ihn dann wieder herauszunehmen. Es würde mich wirklich sehr reizen, dabei zu helfen, das ohnehin schon gute Netzwerk des Clubs noch zu vergrößern und die positive Entwicklung des Vereins als Ehrenamtlicher mit meiner Erfahrung in wirtschaftlichen Dingen, Vertrieb und Vermarktung oder auch auf sportlicher Ebene beim TV Hersbruck sowie mit meinen politischen Kontakten aus der Arbeit im Bayerischen und Deutschen Städtetag konstruktiv – oder wenn nötig auch kritisch – mitzugestalten. Der Club ist eben meine Leidenschaft…