Interview mit Bonfire-Gründer Hans Ziller

„Ich bin ein Balladier“

Bonfire kommt aufs Kucha-Festival – höchste Zeit also für die HZ, mit dem Bandmitglied Hans Ziller (rechts) zu sprechen.
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KUCHA – Wer auf harten Rock made in Germany steht, kommt um Bonfire nicht herum. Gegründet im Jahr 1972 von Hans Ziller in Ingolstadt unter dem Namen „Cacumen“, durchlebte die Band etliche Höhen und Tiefen. Mitglieder kamen und gingen, doch eine Konstante blieb: der typische gitarrenlastige Bonfire-Sound. Bevor die Band im Juni auf dem Kucha-Festival spielt, sprach die HZ mit dem Bandgründer Hans Ziller.

Mit welchem Song sollte der Bonfire-Laie anfangen?
Mit „You make me feel“ – das ist zwar eine Ballade und daher eher atypisch für Bonfire, aber auch die Scorpions haben ja mit „Wind of Change” einen Riesenerfolg gehabt.

Nicht nur die Scorpions, auch andere wie Metallica mit „Nothing else matters“. Woran liegt es, dass ausgerechnet diese Bands, die mit harter Musik groß geworden sind, mit Balladen ihre weiche Seite zeigen und diese dann oft die größten Hits werden?

Auch ein Metaller oder Rocker hat eine weiche, romantische Seite. Das ist das Schöne am Leben, dass man auch mal sein Mädel in den Arm nehmen kann. Viele Leute haben mir gesagt, sie haben bei „You make me feel“ ihren ersten Kuss bekommen.

Sehen Sie sich mehr als Rocker oder als Metaller?
(Lacht) Als Balladier.

Wann haben Sie den Rocker, ich meine, den Balladier, in sich entdeckt?
Schon sehr früh, ich habe mit zwölf Jahren Cacumen gegründet, das war die Band, aus der Bonfire hervorgegangen ist. Wir haben Balladen von Lynyrd Skynyrd gespielt oder „Angie“ von den Rolling Stones. Balladen gehören einfach zur Musik dazu.

Ende März kommt das neue Album „Byte the bullet“ raus. Übersetzt heißt das unverständlich „Byte die Kugel“. „Byte“ klingt ausgesprochen wie „bite“ (beißen). Haben Sie sich verschrieben?
Unser Ronnie Parkes kommt aus New York und war letztes Jahr während unserer Tour hier in Ingolstadt. Sein gerade auf dem Flohmarkt gekauftes Fahrrad hatte auf der Jungfernfahrt auf dem Weg zu seiner Pension einen Platten, also hat er es geschoben und davor abgestellt. Am nächsten Morgen war es geklaut. Ich bin dann zufällig bei ihm vorbeigekommen und er stand völlig geknickt da und hat geflucht und dann meinte er „sometimes you have to bite the bullet“ (wörtlich: manchmal muss man die Kugel beißen), also Dinge nehmen, wie sie kommen. Da habe ich sofort gesagt: „Wow, das ist unser neuer Albumtitel!“Und im Song „Byte the bullet“ betrügt eine Frau ihren Mann mit Internetbekanntschaften. Er spioniert ihr hinterher und bringt sie um. Daher das „byte“ mit „y“, weil sie ihr eigenes Grab über das Internet geschaufelt hat.

Jetzt wird es höchste Zeit, über Sex, Drugs and Rock’n’Roll zu reden. Erzählen Sie. Alles.
Pffff. Sex, Drugs and Rock’n’Roll hatten wir alles, wir haben alles ausgekostet und haben trotzdem überlebt.

Wow.
Ja, in den 80er Jahren war schon eher das Motto „livin‘ on the edge“ („ein extremes Leben führen“ und Hit von Aerosmith) und viele haben es nicht überlebt. Ich habe den Rock ’n’Roll ausgelebt, aber ich habe irgendwann damit aufgehört – zum Beispiel vor zehn Jahren mit Alkohol. Wir waren mal mit Alice Cooper in einem kleinen Studio, als Aids aufkam. Alice hat damals milde lächelnd zu uns gesagt: „The best thing is to wear a diver suite“ („am besten sollte man einen Taucheranzug tragen“).

Seit zehn Jahren trinken Sie keinen Alkohol mehr – wie feiern Sie dann wilde Partys?
Mit Wasser natürlich! (lacht) Man muss sich allerdings auch viel wehren gegen Fragen wie „was hast du für ein Problem, warum trinkst du nicht?“ Aber ich war eh immer brav.

Springen wir noch mal zurück in die „unbraven“ Zeiten. Lassen Sie uns über die Groupies reden. Wie viele hatten Sie schon?
(mit gespieltem Schock) Darüber spricht man doch nicht, um Gottes Willen!

Sie touren durch Europa, spielen zum Beispiel in Spanien oder Frankreich – und kommen im Juni ins kleine Kucha?!
Ja, logisch! Bonfire ist dafür bekannt, keine Kosten und Mühen zu scheuen, um auf dem Kucha-Festival zu spielen. Also Spaß beiseite: Das ist für uns genauso ein Auftritt wie im Mai auf Ibiza. Die Fans sind Fans, denen gefällt, was wir machen, und für uns gibt es da keinen Unterschied. Wir geben immer 100 Prozent!

ZUM THEMA
Festival in Kucha
Der Fanblock SV Offenhausen lädt vom 14. bis 17. Juni zu diversen Veranstaltungen ein in die Reinhard-Endres-Halle in Offenhausen. Los geht es am Mittwoch, 14. Juni, mit einer Schaumparty (kein Vorverkauf, nur Abendkasse). Das große Musikantentreffen mit Festzug findet am nächsten Tag, 15. Juni, statt (freier Eintritt), bevor es bei „Bonfire“ am Freitag, 16. Juni, rockig wird. Konzertkarten kosten im Vorverkauf zwölf Euro und 15 Euro an der Abendkasse. Am Samstag sorgt die Bayern 1 Disco für Partystimmung, der Eintritt kostet sieben Euro im Vorverkauf und neun Euro an der Abendkasse). Karten gibt es im Vorverkauf im Ticket-Shop der HZ. Weitere Infos unter www.kucha.de.

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