LAUF — Kann man in einigen Jahren von Neuhaus oder Simmelsdorf aus mit der S-Bahn nach Nürnberg fahren? Die Grünen im Bayerischen Landtag haben die Staatsregierung aufgefordert, gemeinsam mit der Bahn entsprechende Pläne zu prüfen. Der Nürnberger Abgeordnete Markus Ganserer will bei Kommunalpolitikern aus dem Landkreis entsprechend die Werbetrommel rühren.
Eine wichtige Etappe auf dem Weg zum umweltfreundlicheren Bahnfahren ist schon geschafft: Die Elektrifizierung der Bahnstrecke rechts der Pegnitz von Nürnberg nach Marktredwitz, auf der bislang Dieselloks fahren, ist im aktuellen Bundesverkehrswegeplan als „vordringlicher Bedarf“ eingestuft (die PZ berichtete). Auf rund 500 Millionen Euro beläuft sich die Kostenschätzung.
Die Grünen möchten noch einen Schritt weiter gehen und fordern für den „Sektor Nordost“ die S-Bahn einzuführen, also bis Neuhaus einerseits und auf der Schnaittachtalstrecke bis Simmelsdorf-Hüttenbach andrerseits. Die Gelegenheit sei günstig, wenn an den Bahnhöfen und Gleisen für die Elektrifizierung ohnehin gebaut werden müsse, so MdL Ganserer.
Die S-Bahn hätte zahlreiche Vorteile, wie Markus Ganserer gestern bei einem Pressegespräch in Lauf ausführte. So wäre ein konsequenter 30-Minuten-Takt zwischen Hersbruck und Nürnberg möglich, dazu stündlich eine „Express-S-Bahn“ von Nürnberg nach Neuhaus. Simmelsdorf könnte mit einem 60-Minuten-Takt und ohne Umsteigen an Nürnberg angebunden werden. Anders als jetzt würden auch kleinere Bahnhöfe bedient.
Für Heuchling mit seinen 2600 Einwohnern schwebt Bürgermeister Bisping gar eine eigene Haltestelle vor. Eine gute öffentliche Anbindung sei für eine Stadt wie Lauf längst ein wichtiger Standortfaktor, sagte er. „Schon heute pendeln mehr Menschen nach Lauf zur Arbeit als aus Lauf hinaus.“ Aktuell gebe es auf der Strecke Lauf-rechts 187 Zugbewegungen in 24 Stunden. Nach der Elektrifizierung bis 2025, wenn auch der ICE rollen könnte, rechne man mit 231 Zügen. Kommt außerdem die S-Bahn, könnten laut Markus Ganserer pro Werktag sogar 5600 Menschen zusätzlich befördert werden.
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36 Millionen Euro würde der Ausbau der Infrastruktur für die S-Bahn wohl kosten, darunter fallen beispielsweise der Umbau von Bahnsteigen, Gleisen oder Anpassungen im Bereich der Leit- und Sicherungstechnik, aber auch die Elektrifizierung des „Seitenarms“ durchs Schnaittachtal bis Simmelsdorf. Daraus ergibt sich letztlich ein so genannter „Nutzen-Kosten-Indikator“ von 1,29. Das bedeutet, jedem Euro, der ausgegeben wird, stehen Einnahmen in Höhe von 1,29 Euro entgegen. „Ein ordentlicher Wert“, so Ganserer.
Und wann genau könnte es soweit sein? Da gibt sich der Grünen-MdL vorsichtig. 2023 solle die Elektrifizierung der Strecke umgesetzt werden. Wenn in diesem Zuge auch die S-Bahn kommen soll, müsse man sich jetzt sputen und gemeinsam mit den hiesigen Kommunalpolitikern an einem Strang ziehen. Neu sei das Thema freilich nicht. Erste Überlegungen für die S-Bahn auf der rechten Pegnitzstrecke habe es schon in den 90er-Jahren gegeben. „Wir wollen jetzt nicht noch ein Jahrzehnt warten“.