Übung auf dem Eis: Kein Job für Warmduscher

Kreisbrandmeister Peter Kölbl trug bei seinem Sprung ins vier Grad kalte Jägersee-Wasser einen Trocken-Taucheranzug, die beiden Rettungsschwimmerinnen Miriam Schraub und Andrea Lehmann wagten sich in Halbtrockenanzügen ins eisige Nass. Foto: Blinten
Kreisbrandmeister Peter Kölbl trug bei seinem Sprung ins vier Grad kalte Jägersee-Wasser einen Trocken-Taucheranzug, die beiden Rettungsschwimmerinnen Miriam Schraub und Andrea Lehmann wagten sich in Halbtrockenanzügen ins eisige Nass. Foto: Blinten2012/02/eisrettung.jpg

FEUCHT – Genau das richtige Wetter für die gemeinsame Rettungsübung von Wasserwacht und Feuerwehr am Jägersee: Milde fünf Grad und Sonnenschein auf der Eisfläche, die nach wochenlanger sibirischer Kälte immer noch das Gewässer bedeckt. Auf dem Eis üben Feuerwehrleute und Wasserwachtler die Rettung unvorsichtiger Leute, die sich auf den zugefrorenen See getraut haben und eingebrochen sind.

Eigentlich haben die Retter mit einer deutlich dünneren Eisdecke gerechnet, liegen die Temperaturen doch seit Tagen über der Null-Grad-Linie. Doch auf dem Jägersee erwartet sie zu Übungsbeginn eine faustdicke Überraschung. Die Eisschicht ist immer noch mehr als 20 Zentimeter mächtig. „Hier könnten sogar Fahrzeuge über die Eisfläche fahren“, so Björn Steinl, Technischer Leiter der Wasserwacht.

Eis mit Kettensäge geöffnet

Wie also einen Unfall mit Menschen simulieren, die ins Eis eingebrochen sind? Mit Äxten und Vorschlaghämmern kommt man bei einer so massiven Eisdecke nicht weiter. Die Feuerwehrleute und Wasserwachtler greifen also zu Kettensägen und öffnen etwa 50 Meter vom Ufer entfernt Wasserlöcher im Eis, in die anschließend Kreisbrandmeister Peter Kölbl und die beiden Rettungsschwimmerinnen Andrea Lehmann und Miriam Schraub hineinspringen, Kölbl im Trocken-Tauchanzug, die beiden Wasserwacht-Mitglieder in Halbtrocken-Anzügen. Kein Job also für Warmduscher, dringt doch das nur vier Grad kalte Wasser bei den Wasserwacht-Mädels durchs Neopren und gelangt auf die Körperoberfläche. Der Taucher-Anzug verhindert allerdings, dass der Körper auskühlt.

Wenn Menschen ins Eis einbrechen, fehlt ihnen ein solcher Schutz. Binnen weniger Minuten sind sie im eiskalten Wasser erschöpft und können sich nicht mehr bewegen. Die Retter müssen dann blitzschnell handeln und darauf achten, sich nicht selbst in Gefahr zu  bringen.

Feuerwehr und Wasserwacht üben mit Eisrettungschlitten und einem in eine Spezialschale eingepassten Schlauchboot. Schlitten und Boot werden, über Seile gesichert, an die Einbruchstellen herangebracht, die Verunglückten dann herausgezogen und übers Eis zurück ans Ufer gebracht.

Die kommenden Tage werden immer milder, die Eisdecke auf dem Jägersee immer dünner. Dann wird es gefährlich für Spaziergänger, die sich aufs Eis wagen. Das dürfen sie hier nämlich jederzeit auf eigene Gefahr, anders als etwa in Nürnberg, wo die Stadtverwaltung Gewässer sperrt, wenn es bei abnehmender Eisschicht für Schlittschuhläufer gefährlich wird. „Die meisten Kinder lernen schon in der Grundschule die Baderegeln. Um Unfälle auf dem Eis zu vermeiden, hat die Wasserwacht ähnliche Verhaltensregeln für den Winter aufgestellt“, erklärt Till Bohnekamp, der Pressebeauftrage der Kreiswasserwacht Nürnberger Land. „Leichtsinn und Übermut bergen die größte Gefahr, aber wer die Eisregeln einhält, braucht sich vor winterlichen Gewässern nicht zu fürchten.“

Die Verhaltensregeln lauten: Betrete das Eis erst, wenn es dick genug ist. Bedenke unterschiedliche Eisstärken. Achte auf Warnhinweise und befolge sie. Mache aus Spaß keine Löcher ins Eis. Beachte Markierungen auf dem Eis. Verlasse das Eis, wenn es knistert und knackt. Lege dich bei Einbruchgefahr flach aufs Eis. Rufe bei Gefahr laut um Hilfe. Nähere dich einem Eingebrochenen auf bzw. mit einem Gegenstand, um dein Gewicht auf dem Eis zu verteilen. Reiche einem Eingebrochenen niemals die Hand – nimm einen Gegenstand.

Feuerwehr und Wasserwacht zogen zum Ende der gemeinsamen Übung eine positive Bilanz: Erstmals seit über 20 Jahren hatte man wieder zusammen die Rettung von Menschen geübt, die ins Eis eingebrochen waren. Das will man künftig regelmäßig zusammen trainieren. Die ins Eis gesägten Löcher hat man übrigen zum Ende der Übung wieder verschlossen. Dazu zog man die herausgesägte Eisplatte wieder hervor, die zuvor unter die das Gewässer bedeckende Eisfläche geschoben worden war, und passte sie in die Öffnung ein. Bei nächtlichen Minusgraden sind die Öffnungen wieder zugefroren. Wer sich in den kommenden Tagen aufs Eis wagen will, sollte unbedingt fogendes beachten: Für eine einzelne Person sollten mindestens zehn Zentimeter reines Eis unter den Füßen sein. Zusammengepresster Schnee zählt nicht dazu, er trägt nicht zur Festigkeit der Eisdecke bei. Sind mehrere Menschen gleichzeitig auf dem Eis, sollten es 15 bis 20 Zentimeter sein. Vorsicht ist trotzdem angebracht. Besonders Zuflüsse und Strömungen sind Gefahrenquellen. Sie lassen die Eisdicke selbst bei kleinen Weihern sehr stark schwanken.

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